"Gravierendes Versäumnis": MDR-Direktorin erklärt sich nach angekündigtem Rücktritt

Leipzig/Magdeburg - Nach ihrem angekündigten Rücktritt als Direktorin des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt hat die Journalistin Ines Hoge-Lorenz (54) ihre Beweggründe noch einmal geschildert. Sie wolle diverse Gerüchte richtigstellen, teilte sie am Mittwoch in einer vom MDR verbreiteten Erklärung mit.

Ines Hoge-Lorenz (54) hat sich freiwillig für einen Rücktritt als Direktorin des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt entschieden.
Ines Hoge-Lorenz (54) hat sich freiwillig für einen Rücktritt als Direktorin des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt entschieden.  © MDR/Steffen Junghans

"Die Amtsniederlegung ist meine freie Entscheidung. Ich hatte von MDR- Intendantin Karola Wille auch volle Unterstützung für die Entscheidung zugesichert bekommen, im Amt zu bleiben unter der Voraussetzung der vollen Transparenz gegenüber der Belegschaft, den Gremien und der Öffentlichkeit", schrieb sie.

Wie schon am vergangenen Freitag von ihr mitgeteilt, sei ihr bei ihrer Berufung zur MDR-Direktorin ein "persönliches Versäumnis von besonderer Bedeutung unterlaufen".

Dies habe sie dazu bewogen, ihr Amt freiwillig niederzulegen. Es gehe um die Rolle ihres Mannes rund um den nun beginnenden Prozess gegen den früheren MDR-Unterhaltungschef Udo Foht (71).

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"Mein Mann hat 2015 Verantwortung für sein damaliges Handeln übernommen und eine Geldstrafe akzeptiert. Diese Tatsache habe ich weder in Gesprächen mit der Intendantin noch bei der Compliance Beauftragten zur Sprache gebracht. Ich war davon ausgegangen, dass mit der Geldstrafe 2015 die Sache für uns erledigt ist."

Hogge-Lorenz bemängelt eigene Intransparenz

Der ehemalige MDR-Unterhaltungschef Udo Foht (71) kommt vor Gericht. Der Mann von Ines Hoge-Lorenz ist als Zeuge geladen.
Der ehemalige MDR-Unterhaltungschef Udo Foht (71) kommt vor Gericht. Der Mann von Ines Hoge-Lorenz ist als Zeuge geladen.  © Thomas Schulze/dpa-Zentralbild/dpa

Sie habe dem MDR auch nicht mitgeteilt, dass ihr Mann im Prozess gegen Foht schon vor einigen Wochen eine Ladung als Zeuge erhielt. "Dies hätte ich unverzüglich transparent machen sollen." Sie habe leider die Juristische Direktion des MDR erst auf deren Nachfrage am 19. August 2022 erstmals darüber informiert.

In ihrer herausgehobenen Position beim MDR sei Intransparenz um diese Sachverhalte ein "gravierendes Versäumnis". "Ein Amtsverbleib als Direktorin würde sowohl meinem Berufsethos als auch meinem Verständnis von Führungsverantwortung in einer so exponierten Position nicht entsprechen." Daher lege sie das Amt nieder.

Mit der Causa Foht ist ein Skandal gemeint, der 2011 aufgedeckt wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Unterhaltungschef Foht Betrug, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit zum Nachteil verschiedener mutmaßlich Geschädigter vor. Zusammengefasst stehen Vorwürfe im Raum, dass es ab Februar 2008 Filz und Geldschiebereien gegeben haben soll.

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Der MDR hatte Foht (71) nach Aufkommen des Skandals gekündigt. Am Donnerstag beginnt der Prozess gegen ihn. Foht hatte sich damals nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert. Ein Arbeitsprozess endete mit einem Vergleich. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für Foht die Unschuldsvermutung.

Nach MDR-Angaben bleibt Hoge-Lorenz in dem Sender tätig, ab 1. September in der Hauptredaktion Information und Innovation der Programmdirektion Leipzig.

Titelfoto: MDR/Steffen Junghans

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