Nach Waldbrand am Brocken: Diskussion um Löschwasser im Harz

Wernigerode - Der neuerliche Brand im Harz hat eine Diskussion um die Löschwasserlage angeheizt. Stimmen werden laut, dass das Wasser zur Brandbekämpfung knapp sei. Reicht das Wasser im Harz?

Um den Brocken herum haben Einsatzkräfte der Feuerwehr die Wälder im Blick.
Um den Brocken herum haben Einsatzkräfte der Feuerwehr die Wälder im Blick.  © Matthias Bein/dpa

Nach dem Brand am Brocken zu Wochenbeginn gibt es erneut eine Diskussion um das Löschwasser im Harz. "Die Lage ist nach wie vor kritisch", sagt der Kreisbrandmeister des Landkreises Harz, Kai-Uwe Lohse (60).

Die "paar Tümpel und wasserführenden Bäche", die jetzt zum Teil genutzt würden, seien in den nächsten zwei bis drei Wochen weg. Grundsätzlich fehle ein komplettes Konzept für Wasserentnahmestellen, kritisiert Lohse.

Eine erst vor kurzem veröffentlichte Fallstudie der TU Dresden zur Waldbrandsituation im Harz nennt ebenfalls einige Probleme bei der Löschwassersituation. Vorhandene Löschwasserstellen seien wenig gepflegt, in einigen Bereichen müssten neue Entnahmestellen angelegt werden.

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Die Fahrtstrecken zu den Wasserstellen seien mit 30 bis 60 Minuten teilweise zu weit.

Es bestehe "dringender Handlungsbedarf", die Einsatzfähigkeit der Wasserentnahmestellen im Nationalpark zu überprüfen, heißt es in der Studie.

Flächendeckendes Löschwasser-Netz fast unmöglich

In Wernigerode sorgte man vor und hat am Brocken einen Kesselwagen mit Löschwasser für den Fall eines Brandes bereitgestellt.
In Wernigerode sorgte man vor und hat am Brocken einen Kesselwagen mit Löschwasser für den Fall eines Brandes bereitgestellt.  © Matthias Bein/dpa

Die Bereitstellung von Löschwasser ist laut Landesrecht Aufgabe der Gemeinden. Diese erkennen die Probleme vor allem in den Waldgebieten durchaus an.

"Die Situation ist lückenhaft", sagt Ronald Fiebelkorn (CDU, 61), Bürgermeister der Stadt Oberharz am Brocken. Er sieht aber auch die privaten Waldbesitzer mit in der Pflicht. Dennoch sei es bei der schieren Größe des Waldes fast schon unmöglich, ein flächendeckendes Netz hinzubekommen.

Diese Erfahrungen hat auch die Stadt Wernigerode gemacht - und entsprechend nach den verheerenden Waldbränden im vergangenen Jahr reagiert. In Absprache mit den Harzer Schmalspurbahnen stehe neben Drei Annen Hohne jetzt auch am Brocken ein Kesselwagen mit Löschwasser zur Verfügung.

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"Der rechtzeitige Transport des Wassers ist das Problem", erklärt der Dezernent für Stadtentwicklung in Wernigerode, Immo Kramer (44).

Neue Wassertanks an kritischen Stellen

Beim neuerlichen Waldbrand im Harz sind wiederholt Löschflugzeuge zum Einsatz gekommen.
Beim neuerlichen Waldbrand im Harz sind wiederholt Löschflugzeuge zum Einsatz gekommen.  © Matthias Bein/dpa

Zusätzlich seien neue Wassertanks an neuralgischen Stellen im Nationalpark aufgestellt worden. "Trotzdem werden wir nie immer ausreichend Wasser vor Ort haben", sagt Kramer. Der Brand Anfang der Woche habe dann ja auch gezeigt, wie wichtig die Brandbekämpfung durch die Luft sei.

Der Bürgermeister von Ilsenburg, Denis Loeffke (54, CDU), wies noch auf ein anderes Problem hin: Der Brandschutz sei nicht nur der Stadt anzulasten. Der Nationalpark könne wegen der "gewollt hohen Brandlasten durch die großen Totholzmengen" nicht als normaler Wald angesehen werden, sagte Loeffke.

Alles in allem habe man aber gemeinsam mit dem Nationalpark an der Verbesserung der Situation gearbeitet.

Kreisbrandmeister Lohse wünscht sich trotz der vielen Einzelmaßnahmen aber ein übergeordnetes Konzept. Man könne nicht von einem geplanten System sprechen, wo im Falle eines Falles Wasser herkomme.

Titelfoto: Matthias Bein/dpa

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