Wahnsinns-Fund: Archäologen stoßen im Harz auf steinzeitliche Gräber
Derenburg - Ein 4000 bis 4500 Jahre altes Hockergrab und ein germanisches Urnengrab aus dem 3. Jahrhundert sind zwischen Derenburg und Silstedt (Landkreis Harz) entdeckt worden.

"Der prähistorische Friedhof kam im Vorfeld des Baus eines Radweges zu Tage", sagte Archäologe Christian Rauh vom Landesmuseum Halle. "In dem Hockergrab hat sich das Skelett nur teilweise mit einem Schädelrest und Teile der angehockten Beine erhalten. Alles andere fehlte."
Hockergräber gehören zu den ältesten Bestattungsformen. Die Körper wurden stets mit abgewinkelten Armen und Beinen und auf einer Seite liegend begraben.
Ebenso wurde eine fast vollständig erhaltene Keramikurne sowie Reste von fünf weiteren Urnen auf einem germanischen Urnengräberfeld, rund 1700 Jahre alt, geborgen.
"Die Scherben waren teilweise mit Ritzungen verziert", sagte Rauh. "Außerdem fanden wir menschliche Überreste aus Brandbestattungen, die aber nicht in Urnen niedergelegt wurden. Möglicherweise lagen sie in textilen Gefäßen, die sich aber nicht erhielten."
Neben Keramikscherben wurden drei Spinnwirtel geborgen. Das sind "Schwunggewichte", die vor der Erfindung des Spinnrades für das Spinnen von Fasern, wie Wolle, in der Hand benutzt wurden. "Das deutet darauf hin, dass hier auch Frauen lagen", sagte Rauh.

Die Urnengräberfelder wurden zum Teil im Block mit der umgebenden Erde geborgen, sodass der Inhalt später im Labor untersucht werden kann.
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