Sachsen sorgt sich um die Sorben: Slawische Bevölkerungs-Gruppe schrumpft
Bautzen - Die Sorben in Sachsen kämpfen mit einer sinkenden Bevölkerungszahl. Die Hoffnung liegt auf dem Strukturwandel. Der Freistaat verspricht unterdessen ein großes Finanzpaket für die sorbische Stiftung.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) und Kulturministerin Barbara Klepsch (57, CDU) präsentierten am Dienstag in Bautzen den neuen Bericht zur Lage der Sorben im Freistaat.
"Die Bevölkerungszahl im sorbischen Siedlungsgebiet hat sich seit 1990 stetig verringert", hält der Bericht fest. Das ostsächsische Siedlungsgebiet zählte damals 278 .592 Einwohner, Ende 2019 waren es 190.638, bis 2035 wird die Zahl nach aktuellen Berechnungen auf 161.850 Einwohner sinken. Das wäre ein Rückgang von rund 42 Prozent seit 1990.
"Es ist wichtig, dass die ländliche Region attraktiver wird", sagte Kulturministerin Klepsch. Das könne beispielsweise sorbische Familien zurückbringen, die nach Berlin abgewandert sind.
Große Hoffnungen in den Strukturwandel setzt Dawid Statnik (39), der Vorsitzende der Domowina, dem Dachverband der Sorben. "Jetzt können wir unser Gesicht verändern." Statnik setzt darauf, dass nach der Braunkohle die Forschung in die Lausitz kommt.
Die Landesregierung sicherte zu, die Stiftung für das sorbische Volk weiter finanziell zu unterstützen. Im Doppelhaushalt 2023/24 sind dafür jährlich rund 7,97 Millionen Euro eingeplant.
Dem Ministerpräsidenten zufolge sollen die Mittel helfen, den Schatz der sorbischen Kultur zu bewahren: "Die Zweisprachigkeit der Lausitz, Bräuche wie das Osterreiten bis hin zur modernen sorbischen Kunst bereichern die kulturelle Landschaft in Sachsen."
An der TU Dresden gibt es nun einen eigenen Professor für die Sorben
Auch die Zusammenarbeit zwischen dem Sorbischen Institut (SI) und der TU Dresden soll enger werden. Dafür hat Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (44, CDU) SI-Leiter Hauke Bartels (55) zum Professor für Sorabistik berufen.
"Das kleine Fach bietet ein weites und in vielerlei Hinsicht spannendes Forschungsfeld", freute sich Bartels. Er stammt aus Niedersachsen und arbeitet seit 2001 für das SI.
Seine Professur ist dem Institut für Slavistik der TU Dresden angegliedert. Forschungsschwerpunkte sind neben der Entwicklung einer "Digitalen Sorabistik", also der Verbindung von traditioneller Sorabistik und computergestützten Verfahren, die Sprachen Nieder- und Obersorbisch.
Titelfoto: Eric Münch