Abschiebestreit in Sachsen: Für eine Familie geht's um alles

Dresden/Pirna - CDU und SPD streiten in Sachsen um einen möglichen Abschiebestopp für Geflüchtete. Anlass ist unter anderem die Pirnaer Familie Imerlishvili, die eigentlich aus Georgien stammt. Ihr Schicksal bewegt inzwischen ganz Deutschland. Die Familie will nur eins - zurück nach Hause.

An der Elbe sind sie zu Hause: Ilia und Ilona Imerlishvili (beide 33) wurden von Pirna nach Georgien abgeschoben.
An der Elbe sind sie zu Hause: Ilia und Ilona Imerlishvili (beide 33) wurden von Pirna nach Georgien abgeschoben.  © privat

"Die Eltern können nicht schlafen, die kleineren Kinder lachen nicht mehr, und die älteren trauen sich kaum raus, weil sie nur Deutsch sprechen und kein Georgisch verstehen", erzählt Isabel Schröbler (36), die im selben Haus wohnt wie die Imerlishvilis bis zu ihrer Abschiebung.

Isabels Kontakt zur Familie ist immer noch sehr eng. "Die ganze Familie ist im Schockzustand - traumatisiert", sagt sie. Quasi täglich telefoniert sie mit Ilona (33), der Mutter.

Seit 2013 und bis zu ihrer Abschiebung am 10. Juni lebte die neunköpfige Familie - Vater Ilia (33), Mutter Ilona und die zwei Kinder, später kamen vier weitere dazu (3 bis 11 Jahre) - in Sachsen.

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Ilia hatte einen festen Job als Pfleger, Ilona engagierte sich ehrenamtlich. Nicht immer lief alles glatt: Ilia wurde kurz nach der Ankunft beim Klauen erwischt, später beim Schwarzfahren.

"Eine vorzeitige Beendigung der zweijährigen Bewährungsstrafe lehnte Ilia ab, die Führerscheinprüfung hat er nachgeholt, die Strafe bezahlt. Seitdem ist nichts mehr vorgefallen", sagt Matthias Knebel, der sich zusammen mit Isabel Schröbler und weiteren Nachbarn für eine Rückkehr engagiert.

Fünf der sieben Kinder aus der Familie Imerlishvili sind in Deutschland geboren.
Fünf der sieben Kinder aus der Familie Imerlishvili sind in Deutschland geboren.  © privat
Matthias Knebel (36) mit Unterstützerplakat: Der Pirnaer war bis zur Abschiebung der Imerlishvilis ihr direkter Nachbar. Er kämpft dafür, dass die neunköpfige Familie so bald wie möglich zurückkommen kann.
Matthias Knebel (36) mit Unterstützerplakat: Der Pirnaer war bis zur Abschiebung der Imerlishvilis ihr direkter Nachbar. Er kämpft dafür, dass die neunköpfige Familie so bald wie möglich zurückkommen kann.  © Marko Förster

Linke stellen im Landtag eine "Bleiberechtsoffensive" vor

Direktionspräsidentin Regina Kraushaar (56): "Die LDS ist verpflichtet, die Ausreisepflicht zwangsweise durchzusetzen."
Direktionspräsidentin Regina Kraushaar (56): "Die LDS ist verpflichtet, die Ausreisepflicht zwangsweise durchzusetzen."  © Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa

Aber auch die offenbar gelungene Integration half den Imerlishvilis nicht. Spätestens seit November 2020 war die Familie ausreisepflichtig, aber geduldet.

Georgien gilt als sicheres Herkunftsland, Asylanträge werden zu fast 98 Prozent abgelehnt. Ein wenig Hoffnung macht der Familie eine Online-Petition mit über 19.000 Unterschriften und eine Spendenaktion, bei der bisher mehr als 14.000 Euro zusammenkamen.

Am gestrigen Dienstag nun stellte die Landtagsfraktion der Linken eine "Bleiberechtsoffensive" vor. Inhalt: Abschiebungen vermeiden und die Möglichkeiten des Bleiberechtes verbessern.

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Zugeschaltet war auch eine der Imerlishvili-Töchter. Sie sei ein deutsches Kind und fühle sich in Georgien wie eine Ausländerin, sagte Lika (11).

Und nun? Aktuell gilt ein Einreiseverbot. Aber die Anwältin der Familie hat Beschwerde beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht gegen die Abschiebung eingelegt. Ausgang offen.

Titelfoto: Marko Förster

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