Akuter Mangel an Schwimmmeistern: Wieso schließt Sachsens einzige Ausbildungsstätte?

Breitenbrunn/Dresden - Die sächsische Landesschwimmmeisterschule ist dicht. Die für Herbst und Frühjahr angesetzten Prüfungen sind gestrichen, obwohl in Bädern und Seen überall im Freistaat qualifiziertes Personal fehlt.

Der Sportpark Rabenberg im erzgebirgischen Breitenbrunn. Dort hat auch die sächsische Landesschwimmmeisterschule ihren Sitz.
Der Sportpark Rabenberg im erzgebirgischen Breitenbrunn. Dort hat auch die sächsische Landesschwimmmeisterschule ihren Sitz.  © Kristin Schmidt

"Wir können das überhaupt nicht einordnen", sagt Schulleiter Klaus-Dieter Helm (72) resigniert. Seit 2020 habe die Landesdirektion Sachsen darauf gedrängt, dass nur noch Lehrgangsteilnehmer aus Sachsen und Thüringen zur Abschlussprüfung zugelassen werden.

Die Folge: zwei Drittel weniger Prüfungsteilnehmer für Breitenbrunn. Weil die Schule so nicht kostendeckend arbeiten kann, zog der zuständige Verein als Schulträger im Mai die Notbremse und stellte den Schulbetrieb ein.

Die Landesdirektion Sachsen wurde davon kalt erwischt. Auch, weil seit zwei Jahren Gespräche zum Fortbestand der Schwimmschule geführt worden seien, wie Direktionssprecher Holm Felber auf TAG24-Anfrage schreibt.

Immer mehr Beschwerden: So kämpft Sachsens oberste Datenschützerin gegen Missbrauch
Sachsen Immer mehr Beschwerden: So kämpft Sachsens oberste Datenschützerin gegen Missbrauch

Mit dabei: Sven Röber (49), der Chef des Sportparks Rabenberg, in dem die Landesschwimmmeisterschule liegt. Auch er sieht durchaus Chancen für die Fortführung der Schule, wie er auf Anfrage sagte.

Sven Röber (49), der Geschäftsführer des Sportparks, sieht noch Chancen für die Schule.
Sven Röber (49), der Geschäftsführer des Sportparks, sieht noch Chancen für die Schule.  © Kristin Schmidt
Die Aussicht auf eine schnelle Schließung der Lücken bei Schwimmmeistern und Rettungskräften der Wasserwachten ist derzeit alles andere als gut.
Die Aussicht auf eine schnelle Schließung der Lücken bei Schwimmmeistern und Rettungskräften der Wasserwachten ist derzeit alles andere als gut.  © imago/Michael Eichhammer

Bundesweit fehlen mindestens 2000 Schwimmmeister und Retter

Die sächsische Landesschwimmmeisterschule ist seit Mai dicht.
Die sächsische Landesschwimmmeisterschule ist seit Mai dicht.  © Kristin Schmidt

Tatsächlich steckt die Landesdirektion in einer Zwickmühle: Laut Berufsbildungsgesetz (BBiG) sind nur Prüfungsbewerber mit Wohnsitz oder Arbeitsstätte im jeweiligen Bundesland zugelassen. Dennoch entwickelte sich ein bundesweiter Prüfungstourismus, so Felber. Dem wollten die Bundesländer einen Riegel vorschieben.

Das Scheitern der Gespräche ist umso bedauerlicher, da laut TAG24-Informationen bundesweit mindestens 2000 Schwimmmeister und Retter an Badestellen, Seen und in Bädern fehlen. Auch im Hinblick auf den in den Corona-Jahren ausgefallenen Schwimmunterricht.

Bereits im Juni hatte die Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Ute Vogt (57), deshalb einen Runden Tisch gefordert.

Titelfoto: imago/Michael Eichhammer und Kristin Schmidt

Mehr zum Thema Sachsen: