Bauern setzen Staatsregierung unter Druck: Wo bleibt Sachsens neue Nutztier-Strategie?

Dresden - Opposition und Bauern meckern gleichermaßen: Sachsens Regierung sollte bis 2021 eine Nutztierstrategie als Grundlage für die Förderung von Tierhaltung bekommen, das vereinbarten Spitzenpolitiker der CDU, Grünen und SPD in ihrem Koalitionsvertrag. Erst für Ende März 2023 kündigt nun Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (49, Grüne) die Abschlusspräsentation des Strategiepapiers an.

Susanne Schaper (45, Linke) übt Kritik an der Koalition. Ihrer Meinung nach vernachlässigt diese den Nutztier-Schutz.
Susanne Schaper (45, Linke) übt Kritik an der Koalition. Ihrer Meinung nach vernachlässigt diese den Nutztier-Schutz.  © Thomas Türpe

"Die Koalition bekennt sich zu einer flächengebundenen und tiergerechten Nutztierhaltung als wichtigen Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft - ich kann allerdings kein Engagement dafür erkennen. Die Nutztierstrategie ist als wissenschaftliche Basis unverzichtbar", kritisiert die tierschutzpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper (45).

Für die Landtagsabgeordnete aus Chemnitz zeugt "diese Trödelei" nicht von Problembewusstsein. Dass die Strategie am Ende nun auch keine Gesetzeskraft haben wird, stößt Schaper auf.

"Damit ist weder dem Tier-, Umwelt- und Naturschutz geholfen noch den Landwirtinnen und Landwirten, die vor enormen Herausforderungen stehen", erklärt sie.

Manfred Uhlemann (64) ist Hauptgeschäftsführer vom Sächsischen Landesbauernverband. Die Forderungen der Landwirte sind nicht an die Strategie geknüpft, sondern gehen weit darüber hinaus.
Manfred Uhlemann (64) ist Hauptgeschäftsführer vom Sächsischen Landesbauernverband. Die Forderungen der Landwirte sind nicht an die Strategie geknüpft, sondern gehen weit darüber hinaus.  © Ralph Kunz
Die Sorgen der Bauern sind vielfältig. Ihre Betriebe leiden unter den Preissteigerungen bei Futter, Strom und Kraftstoffen sehr. Hinzu kommt gegenwärtig bei den Legehennen-Haltern die Angst vor Geflügelpest-Ausbrüchen.
Die Sorgen der Bauern sind vielfältig. Ihre Betriebe leiden unter den Preissteigerungen bei Futter, Strom und Kraftstoffen sehr. Hinzu kommt gegenwärtig bei den Legehennen-Haltern die Angst vor Geflügelpest-Ausbrüchen.  © picture alliance/dpa
Im Großenhainer Geflügelhof werden Freilandeier an Maschinen sortiert und verpackt. In den vergangenen Jahren wurden in Sachsen immer mehr Öko-Eier erzeugt.
Im Großenhainer Geflügelhof werden Freilandeier an Maschinen sortiert und verpackt. In den vergangenen Jahren wurden in Sachsen immer mehr Öko-Eier erzeugt.  © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes macht klare Ansage

Der Viehbestand an Rindern betrug 2021 in Sachsen 443.697 Stück. Im Vergleich zum Vorjahr ging er um zwei Prozent zurück.
Der Viehbestand an Rindern betrug 2021 in Sachsen 443.697 Stück. Im Vergleich zum Vorjahr ging er um zwei Prozent zurück.  © dpa/ Kristin Schmidt

Tatsächlich fragen sich viele Bauern, ob die Nutztierhaltung in Sachsen (ist am Schrumpfen) noch eine Zukunft hat. Bereits im November vergangenen Jahres legten sie der Regierung ein 13-Punkte-Papier vor, das konkrete Maßnahmen fordert - zum Wohl von Tier, Natur, Mensch und bäuerlichen Betrieben.

"Es braucht keine Nutztierstrategie für die zukünftige Ausrichtung der Nutztierhaltung, sondern es braucht fiskalische Rahmenbedingungen, bei der die Nutztierhaltung an Tierwohl gewinnt und die Einkommen der Landwirte sichert. Darin liegt der wesentliche Unterschied", erklärt Manfred Uhlemann (64) als Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes.

Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa/Thomas Türpe

Mehr zum Thema Sachsen: