Bio-Produkte boomen in Ostdeutschland: Aber zu welchem Preis?

Leipzig - Bio-Produkte waren im Osten von Deutschland auch nach der Wende noch lange verpönt. Vor allem in den letzten Jahren ist die Beliebtheit der Lebensmittel aus der ökologischen Landwirtschaft gestiegen - das zieht allerdings auch einen ganzen Rattenschwanz an Herausforderungen nach sich.

Bio-Lebensmittel werden immer beliebter. Für die Landwirte ist die Herstellung meist kostspielig.
Bio-Lebensmittel werden immer beliebter. Für die Landwirte ist die Herstellung meist kostspielig.  © Sven Hoppe/dpa

Die MDR-Dokumentation "Bio-Boom im Osten - Der Preis der Nachhaltigkeit" beschäftigt sich mit dem Image und den Mechanismen in der Herstellung der Bio-Produkte - vor allem ostdeutsche Landwirte haben mit dem Auf und Ab der Verbraucherlaune gegenüber Bio zu kämpfen.

Unter anderem die Umstellung konventioneller Böden auf ökologischen Anbau ist schwer. "Der Boden von konventionell betriebenen Ackern ist tot, da gibt es keine Mikroorganismen oder Regenwürmern, woran man erkennen könnte, dass der Boden gesund ist", weiß Biobauer Boris Pfaff, der nebenberuflich eine kleine Landwirtschaft in Bad Salzungen in Thüringen betreibt.

Um die Böden fit zu machen, muss der 52-Jährige erst Grünland ansäen, welches sich dann für drei Jahre erholen muss. In dieser Zeit bringt eben jenes Land dann keinen Ertrag.

Wieder Aufregung um Bautzens Landrat: Udo Witschas beglückwünscht Neonazi
Sachsen Wieder Aufregung um Bautzens Landrat: Udo Witschas beglückwünscht Neonazi

Eine solche Umnutzung muss also gut überlegt sein - vor allem bei den rasant steigenden Preisen von landwirtschaftlichen Flächen in ganz Ostdeutschland.

Produzenten von Preisen der Handelsketten abhängig

Viele ausländische Investoren haben es auf Bio-Produkte aus Ostdeutschland abgesehen.
Viele ausländische Investoren haben es auf Bio-Produkte aus Ostdeutschland abgesehen.  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Auch die Weiterverarbeitung von Bio-Produkten gestaltet sich schwierig.

Nachdem beispielsweise Tiefkühlkost-Hersteller Frosta in den 90ern mit der Produktion von tiefgekühltem Biogemüse durchgestartet war, gab es erst kürzlich einen heftigen Dämpfer. 2020 gab es in den neuen Bundesländern eine Lohnanpassung, um die Lohnlücke zwischen Ost und West zu schließen.

"Die Löhne unserer Mitarbeiter wurden um 20 Prozent erhöht, was ein wichtiger Schritt mit allerdings drastischen Folgen war", so Christian Paul, der Frosta Werksleiter im Elbtal.

Schwerer Unfall in Mittelsachsen: Zwei Personen verletzt
Sachsen Schwerer Unfall in Mittelsachsen: Zwei Personen verletzt

Um die gestiegenen Löhne zu kompensieren, musste die AG Preisanpassungen an ihren Produkten vornehmen. Das wiederum hatte zur Folge, dass das Gemüse von vielen Handelsketten nicht mehr akzeptiert wurde - vor allem viele Discounter griffen lieber zu Tiefkühlprodukten aus den billigeren Nachbar-EU-Ländern.

Für Christian Paul unverständlich. "Für Verbraucher hätte die Anpassung nur eine Preissteigerung von zwei bis drei Cent bedeutet", so der Werksleiter.

Warum Bio trotzdem seit Corona wieder boomt und warum es ausländische Investoren auf Bio-Produkte aus Ostdeutschland abgesehen hat, seht Ihr in der ganzen Doku. Diese ist in der MDR-Mediathek zu sehen.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

Mehr zum Thema Sachsen: