Bürger machen Straßenmeister zum Bürgermeister, obwohl der gar nicht auf dem Zettel stand

Königshain - Plötzlich Bürgermeister: Bei der Kommunalwahl am Sonntag hatte in Königshain (Lkr Görlitz) niemand Maik Wobst (56, parteilos) auf dem Zettel. Der Straßenmeister hatte sich schlicht nicht aufstellen lassen. Die Königshainer wählten ihn trotzdem.

Herr über einen ansehnlichen Maschinenpark: Straßenmeister Maik Wobst (56, parteilos) erhielt bei den Bürgermeisterwahlen am Sonntag in Königshain (Landkreis Görlitz) mehr als 50 Prozent der Stimmen, obwohl er überhaupt nicht auf dem Wahlzettel stand.
Herr über einen ansehnlichen Maschinenpark: Straßenmeister Maik Wobst (56, parteilos) erhielt bei den Bürgermeisterwahlen am Sonntag in Königshain (Landkreis Görlitz) mehr als 50 Prozent der Stimmen, obwohl er überhaupt nicht auf dem Wahlzettel stand.  © xcitepress

Eine knappe Mehrheit von rechnerisch 50,4 Prozent hatte seinen Namen auf den Stimmzettel gesetzt, was nach Paragraf 15 des Sächsischen Kommunalwahlrechts zulässig ist.

Am Ende landete Wobst knapp vor dem einzigen Bewerber, Peter Himmstedt (50, parteilos), der nach dem vorläufigen Ergebnis auf 48,7 Prozent und damit zwölf Stimmen weniger als Wobst kam. Was für ein Paukenschlag! "Ich habe mich sehr gefreut", sagte Wobst am Montag zu TAG24.

So überraschend das Ergebnis auch ist - es kommt nicht von ungefähr. Seit 2014 sitzt Wobst im Gemeinderat, war zuletzt Stellvertreter des bisherigen Bürgermeisters Siegfried Lange, der in den Ruhestand wechselt.

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Zur Wahl stellen wollte sich Wobst aber nicht. "Da spielen so viele Gründe eine Rolle, die auch ins Persönliche gehen", sagte der Politiker, der eine Frau und eine erwachsene Tochter hat.

Beruflich leitet er kommissarisch die Straßenmeisterei in Nostitz, einem Ortsteil von Weißenberg (Lkr Bautzen). Privat ist er Macher der Sagenspiele, die im Herbst im Schlosspark Königshain aufgeführt werden - wenn nicht gerade Corona ist. Die Stücke, die er auf Grundlage regionaler Sagen und Legenden selbst schreibt, sind schon seit drei Jahren fertig.

Nichts sieht in der knapp 1200 Einwohner zählenden Gemeinde Königshain nach Revolution aus. Es riecht eher nach Idylle. Und doch lief die Kommunalwahl hier anders als überall sonst in Sachsen.
Nichts sieht in der knapp 1200 Einwohner zählenden Gemeinde Königshain nach Revolution aus. Es riecht eher nach Idylle. Und doch lief die Kommunalwahl hier anders als überall sonst in Sachsen.  © imago/Hanke
Blick auf Königshain: Die Landeskrone und Görlitz sind um die Ecke.
Blick auf Königshain: Die Landeskrone und Görlitz sind um die Ecke.  © imago/Hanke

Amtsbeginn für Maik Wobst könnte der 1. August sein

Wegen seines enormen Bekanntheitsgrades stand gestern das Telefon nicht still. Alle wollten gratulieren. Im Laufe des Tages wurde auch das vorläufige Ergebnis offiziell bestätigt.

Ob er die Wahl annimmt, hat ihn bisher aber noch niemand gefragt. Er würde wohl, sagte er, aber bis dahin wird noch Zeit vergehen. Amtsbeginn wäre, Stand jetzt, der 1. August.

Titelfoto: IMAGO/Hanke, xcitepress

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