Bald ist es so weit: Fällt Sachsens berühmtester Osterbrauch wieder aus?
Bautzen - Ostern ist für die Lausitz das, was Weihnachten fürs Erzgebirge bedeutet. In fünf Wochen ist es so weit. Aber in Zeiten der Pandemie stehen gerade die publikumsstarken Osterbräuche auf der Kippe.

"Bitte beachten Sie, dass es aufgrund der Corona-Pandemie zu Einschränkungen kommt." Hinweise wie dieser finden sich aktuell auf fast allen Eventseiten im Netz und nicht erst seit dem Nein zum Osterurlaub von Sachsens Ministerpräsident.
Schon jetzt sind viele Traditionsveranstaltungen rund um Ostern abgesagt. Die Messe "Dresdner Ostern" zum Beispiel oder der Sorbische Ostereiermarkt. Die Durchführung anderer ist noch offen, wie die Ostereiermärkte in Schleife, Sabrodt oder Leipzig.
"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", sagt Elvira Hantscho (48). Sie organisiert für den Verein Kólesko in Schleife das traditionelle Ostersingen. Natürlich will man, aber darf man auch? Brauchtum ist "brüchig".
Wird es nicht gepflegt, droht es in Vergessenheit zu geraten.

Was wird mit dem traditionellen Osterreiten?

Besser als gedacht stehen die Vorzeichen für das traditionelle Osterreiten, die Verkündung der österlichen Frohen Botschaft - mit dem Pferd. Der Bautzener Landrat Michael Harig (62, CDU) hat sich dafür ausgesprochen. Voraussetzung: Hygienekonzepte.
"Ich bereite mich auf das Schlimmste vor", sagt Veit Scapan (55). Er ist seit 19 Jahren Dompfarrer von St. Petri in Bautzen und seit 40 Jahren Osterreiter. Das Schlimmste wäre, wenn die Reiterprozessionen wie schon im vergangenen Jahr ausfallen müssten.
"Es wird eine sehr große Kurzfristigkeit geben", so der Pfarrer. Wenn geritten wird, dann voraussichtlich ohne Maske. Denn zur Verkündigung der Osterbotschaft gehört das Singen. Und ohne Zuschauer. Massenveranstaltungen sind vorerst auch in Sachsen verboten.
Angesichts der Unwägbarkeiten gibt sich Pfarrer Scapan philosophisch: "In drei Wochen sind wir klüger."
Titelfoto: Ralf Hirschberger / dpa-Zentralbild / picture alliance / dpa