Kommentar zur Impfpflicht in der Pflege: Notstand mit Ansage?

Leipzig - TAG24-Redakteur Alexander Bischoff sieht durch die kommende Impfpflicht in Gesundheitswesen und Pflege verheerende Folgen auf die Pflegebranche und letztlich auf die Patienten zukommen. Er plädiert deshalb für eine politische Notbremse.

Wer soll in einer alternden Gesellschaft künftig Pflegebedürftige betreuen, wenn immer mehr Fachkräfte aus dem Beruf aussteigen, fragt sich TAG24-Kommentator Alexander Bischoff.
Wer soll in einer alternden Gesellschaft künftig Pflegebedürftige betreuen, wenn immer mehr Fachkräfte aus dem Beruf aussteigen, fragt sich TAG24-Kommentator Alexander Bischoff.  © Bildmontage: Ralf Seegers, Christophe Gateau/dpa

Nur noch neun Wochen, dann tritt in Deutschland die Impfpflicht in Gesundheitswesen und Pflegebranche in Kraft. Man muss kein Experte sein, um abschätzen zu können, welche Folgen diese politische Entscheidung gerade für den Pflegebereich in Sachsen haben wird, in dem die Impfquote mit 59,3 Prozent noch unter dem allgemeinen Landesschnitt liegt.

Schon jetzt melden sich zahlreiche ungeimpfte Pflegekräfte und Krankenschwestern arbeitsuchend.

Sicher, diese Zwangsmaßnahme wird die Quote erhöhen. Doch das de-facto-Berufsverbot wird auch viele engagierte Pflegekräfte die Segel streichen lassen.

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In Sachsens Gesundheits- und Sozialwesen sind laut Arbeitsagentur 267.500 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sollten auch nur zehn Prozent wegen der Impfpflicht ihren Dienst quittieren - würde eine Lücke aufreißen, die nimmer geschlossen werden könnte.

Denn schon heute sind Pflegefachkräfte Mangelware, müssen Krankenhäuser Betten abbauen, weil es an Fachpersonal fehlt.

Lieber eine ungeimpfte Pflegekraft als keine Pflegekraft!

Wenn ungeimpfte Pfleger und Krankenschwestern nicht mehr arbeiten können, wird die Belastung für das verbleibende Personal extrem hoch.
Wenn ungeimpfte Pfleger und Krankenschwestern nicht mehr arbeiten können, wird die Belastung für das verbleibende Personal extrem hoch.  © Tom Weller/dpa

Nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Patientenschutz könnten auf einen Schlag 200.000 Pflegebedürftige keine professionelle Hilfe mehr erhalten, würden nur zehn Prozent der Pflege-Beschäftigten wegen der Impfpflicht ihren Beruf verlassen.

Der Berufsverband ambulante Pflege befürchtet sogar den Zusammenbruch des ganzen Pflegesystems.

Und die Politik? Sie schweigt dazu oder gibt sich Hoffnungen hin, dass schon alles nicht so schlimm werden wird.

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Der Karren rast mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Wand. Dabei könnte man ohne Gesichtsverlust noch die Notbremse ziehen. Denn angesichts der wachsenden Zahl der Impfdurchbrüche und der zeitlich begrenzten Wirksamkeit der Impfstoffe aufgrund immer neuer Varianten ist eine Impfpflicht in meinen Augen eh nicht mehr zu rechtfertigen.

Zudem: Um Heime und Kliniken "virenfrei" zu halten, braucht es vor allem strikte Hygienemaßnahmen und ein konsequentes Testen. Im Sinne der Patienten sei gesagt: Lieber eine ungeimpfte Pflegekraft als keine Pflegekraft!

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, Christophe Gateau/dpa

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