Mehr Bedürftige, weniger Personal: Pflegesystem in Sachsen wird zum Pflegefall
Dresden - Brisant: In der Pflege wird es in Sachsen noch enger als bisher angenommen.

Danach soll es bis 2030 insgesamt 38.000 Pflegebedürftige mehr geben - bei gleichzeitig Tausenden fehlenden Pflegekräften. Experten warnen.
Viele Meldungen über Impfverweigerer in Medizin und Pflege und über einen daraus abgeleiteten Versorgungsengpass entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Fake-News.
Diese Warnung ist echt: Nach dem aktuellen Pflegereport der Barmer-Krankenkasse fehlen perspektivisch etwa 73.000 Pflegekräfte, darunter 34.000 Pflegefachkräfte, 13.000 Pflegehilfskräfte und 26.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung.
"Die Analysen zeigen einen alarmierenden Zukunftstrend, und die Zeit drängt. Bereits heute fehlen Pflegekräfte", sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.
Wohl auch bessere Arbeitszeitmodelle nötig

Magerl fordert deshalb, pflegende Angehörige stärker zu berücksichtigen. Schätzungen zufolge werden rund drei Viertel der pflegebedürftigen Menschen von Angehörigen versorgt.
"Deshalb sollte auch explizit die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gefördert werden", sagt Jörg Klewer (51), Studiendekan der Fakultät Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.
Neben einer angemessenen Bezahlung seien bessere Arbeitszeitmodelle nötig, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Darüber hinaus sollte das Thema Pflege schon während der Schulzeit umfassend behandelt werden, betonte Klewer.
So könnte ein breiteres Wissen über Pflegebedürftigkeit, Pflegeversicherung und persönliche Vorsorge entwickelt werden.
Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa/Ole Spata/Paul Kuchel Pykado Photography