Mit Kräutertee und Schild: Ein Pfarrer im Hungerstreik beim Landrat
Bautzen - Mit einem Hungerstreik protestierte Pfarrer Jörg Michel (57) am Montag gegen den Bautzener Vize-Landrat Udo Witschas (50, CDU) und Landrat Michael Harig (61, CDU). Laut dem Pfarrer macht ihr Ausländeramt den Flüchtlingen das Leben schwer.

Und so stand Pfarrer Michel aus Hoyerswerda am Montagmorgen auf der Treppe vorm Landratsamt. Im Gepäck eine Flasche Kräutertee und ein Schild mit der Aufschrift: "Herr Landrat, ich warte auf Antwort!" Bis zu dieser Antwort wollte er keinen Bissen mehr zu sich nehmen.
Als Flüchtlingsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz ärgere er sich über das Ausländeramt.
"Die Asylbewerber müssen sich ihre Rechte erkämpfen und erklagen", sagt Pfarrer Michel. Sein Ärger gilt vor allem Vize-Landrat Witschas, der für das Ausländeramt zuständig ist - und am 12. Juni bei der Landratswahl kandidieren will.
Das Fass zum Überlaufen gebracht habe unter anderem ein Streit um den Datenschutz. Der Pfarrer habe einer sechsköpfigen Flüchtlings-Familie mit 500 Euro ausgeholfen, der Darlehensvertrag ging an das Ausländeramt.
Das Amt wiederum habe ihn zur Prüfung an die Landeskirche geschickt, ohne die Daten der Flüchtlinge zu schwärzen.

Pfarrer Michel beendete den Hungerstreik, gibt sich aber nicht zufrieden

Michel sieht darin einen Verstoß gegen den Datenschutz, er reichte eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Witschas ein. Und wartete monatelang vergeblich auf Antwort.
Der Hungerstreik wirkte, gegen Mittag überreichte ihm das Landratsamt doch noch die Antwort: Die Weitergabe der Daten sei verhältnismäßig und rechtens gewesen.
Zudem bot Landrat Harig dem Pfarrer ein Gespräch an. Pfarrer Michel beendete den Hungerstreik, gibt sich aber nicht zufrieden: "Es gibt kein kritisches Wort in diesem Brief zu Herrn Witschas. Das ist mir zu wenig."
Der Vize-Landrat selbst stand am Montag für TAG24-Nachfragen nicht zur Verfügung.
Titelfoto: Norbert Neumann