Mit mehr Geld gegen Schweinepest: Sachsen will der Seuche den Garaus machen
Kamenz - Feuer frei! Bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) übt das Sozialministerium jetzt den Schulterschluss mit Sachsens Grünröcken. Das Ministerium von Petra Köpping (64, SPD) fördert mit 1,5 Millionen Euro ein Projekt, das die verstärkte Jagd auf Schwarzkittel in den Restriktionszonen der Landkreise Görlitz und Bautzen im Visier hat. Am Samstag fiel dazu der Startschuss in Kamenz.

"Wir sind sehr froh, dass wir im Landesjagdverband Sachsen einen erfahrenen und sachkundigen Partner für dieses Vorhaben gefunden haben. Ohne die Reduzierung des Schwarzwildbestandes werden wir dieser Tierseuche nicht Herr werden. Sie wird weiter die Existenz der Schweinemastbetriebe gefährden. Deshalb mussten wir zu dieser harten Maßnahme greifen und hoffen auf den entsprechenden Erfolg", so Petra Köpping.
Die Initiative für diese deutschlandweit einmalige Kooperation ging von der Jägerschaft aus. Entsprechend tatendurstig präsentierte sich der Landesjagdverband in Kamenz mit zahlreichen Mitgliedern, viel Material und ausgebildeten Hunden.
Die Ministerin bekam Fallen (frisch eingeflogen aus den USA) vorgeführt, mobile Hochstände, einen Kühlanhänger sowie Jagd- und Stöberhunde.
"Die Jägerschaft in den betroffenen Regionen Bautzen und Görlitz hat die Herausforderungen angenommen und versucht seit Oktober 2020, mit allen zur Verfügung stehenden jagdlichen Mitteln den ASP-Ausbruch einzudämmen", bekräftigte Wilhelm Bernstein (68), Vizepräsident des Landesjagdverbands Sachsen.


Der Verband hat ein Jagdkonzept ausgearbeitet

Sein Verband will im Rahmen des Projekts die örtliche Jägerschaft unterstützen - mit Technik (Fallen, Drohnen, Wärmebildkameras) sowie Power bei der Organisation von großen Jagden und beim Anwerben von Jägern, Treibern, Hundeführern.
Zudem hat der Verband ein Jagdkonzept ausgearbeitet und will im Rahmen dieses Projektes 60 Jagden (40 Drück- und 20 Erntejagden) bis zum Frühjahr 2023 durchführen. Ergänzend dazu werden Fallen aufgestellt, sitzen die Jäger traditionell an.
Der erhöhte Jagddruck hat die Schwarzkittel bereits vorsichtiger werden lassen. "Die dümmsten Schweine haben wir schon erlegt. Jetzt müssen wir uns anstrengen, denn Wildschweine sind sehr intelligente Tiere", berichtet Wilhelm Bernstein. "Hilfe zur Selbsthilfe" nennt er das Motto der Stunde.
Rasche Erfolge oder gar einen Sieg über die Seuche sind von diesem Projekt allerdings nicht zu erwarten.
Der Schwarzwildbestand muss reduziert werden

Staatssekretär Sebastian Vogel (41) rechnet als Leiter des ASP-Krisenstabs damit, dass ihn das ASP-Virus noch "ein paar Jahre" beschäftigen wird. Zur Eindämmung der Seuche wurden in Sachsen bereits 456 Kilometer Zäune gebaut.
Weitere 260 Kilometer sind in Planung. Im Landeshaushalt 2023/24 plante man bereits jetzt 23 Millionen Euro zur ASP-Bekämpfung ein. Auf finanzielle Unterstützung vom Bund wartete man dabei bislang vergebens. Vogel seufzt: "Ja, man könnte da mehr erwarten."
Kommende Woche werden die Länder-Chefs von Sachsen und Brandenburg erörtern, was man gemeinsam noch gegen ASP tun kann.
Sebastian Vogel: "Wenn wir den Schwarzwildbestand reduzieren, kann sich das Virus nicht mehr ohne weiteres ausbreiten. Dieser Weg führt uns aus dieser Krise. Bisher konnte in Sachsen ein Viruseintrag in Hausschweinbestände verhindert werden. Dabei soll es unbedingt bleiben, damit die Landwirte ihre Schweinefleischprodukte bald wieder ohne Einschränkungen vermarkten können."
Sperrzonen werden ausgeweitet

Der Freistaat hat die Restriktionszonen in seinem Kampf gegen die ASP in den Landkreisen Meißen und Bautzen in Nähe der Landesgrenze zu Brandenburg erweitert.
Die westliche Grenze der sogenannten Sperrzone II verläuft künftig nördlich von Meißen zunächst entlang der Elbe und dann mit dem Grödel-Elsterwerdaer-Floßkanal bis zur Landesgrenze zu Brandenburg.
Im Norden des Landkreises Bautzen wird die Sperrzone II um ein dreieckiges Gebiet zwischen den Gemeinden Kamenz, Schwepnitz und Bernsdorf erweitert, das im Norden an Brandenburg grenzt.
Die bereits bestehenden Anordnungen für die Land- und Forstwirtschaft sowie die Jagd bleiben in den bestehenden Sperrzonen unverändert erhalten und gelten auch in den Erweiterungsgebieten. Gebote für den Besucherverkehr: Auf den Wegen bleiben! Schutz-Zäune stets verschließen! Hunde immer an der Leine führen!
Die Auslauf- und Freilandhaltung von Hausschweinen im gefährdeten Gebiet sowie das Verbringen von Wildschweinen, Hausschweinen und Schweinefleischprodukten wird verboten. Ausnahmen kann nur das örtlich zuständige Landratsamt genehmigen.
Heilbar ist die Krankheit nicht

Die Afrikanische Schweinepest ist eine Virusinfektion, die ausschließlich Wild- und Hausschweine betrifft. Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar.
Eine Schutzimpfung dagegen gibt es nicht. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge) und Futter übertragen werden.
Für den Menschen und andere Tierarten ist die ASP weder ansteckend noch gefährlich. Der erste ASP-Fall in Deutschland bestätigte sich am 10. September 2020 in Brandenburg bei einem Wildschwein.
Seitdem gab es Ausbrüche in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen (erster Nachweis 31. Oktober 2020). Inzwischen existieren fast 1400 amtliche Nachweise in den Landkreisen Görlitz, Bautzen und Meißen.
In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg gab es bereits Fälle in Hausschweinbeständen.
Titelfoto: Steffen Füssel, Tino Plunert