Heftige Kritik an Experten-Empfehlung: Sachsens Lehrer sollen mehr arbeiten

Radebeul - Der Sächsische Lehrerverband hat den Empfehlungen einer Expertenkommission gegen den Lehrermangel in Deutschland eine strikte Abfuhr erteilt.

Der amtierende Chef des sächsischen Lehrerverbandes, Michael Jung, fordert eine Regionalisierung der Lehrerausbildung.
Der amtierende Chef des sächsischen Lehrerverbandes, Michael Jung, fordert eine Regionalisierung der Lehrerausbildung.  © Steffen Füssel

Sie seien ein Affront gegen die sächsischen Lehrer, die seit Jahren an der Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiteten, kritisierte der Verband.

"Statt weiterer Repressalien sind spürbare wertschätzende Maßnahmen und bessere Arbeitsbedingungen jetzt angebracht", mahnte Landes-Chef Michael Jung. "Ansonsten wird der Lehrerberuf weiter an Attraktivität verlieren."

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz hatte am Freitag Vorschläge zur kurz- und mittelfristigen Entspannung der Lage vorgestellt. So sollen ein höheres Unterrichtspensum für Lehrer geprüft, weniger Teilzeitmöglichkeiten eingeräumt und auch befristet größere Klassen gebildet werden.

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Sachsens Lehrerverband hielt dem entgegen, dass 30 Prozent der Lehrkräfte im Freistaat, die jetzt 57 Jahre und älter seien, bis zum Renteneintritt "weiter am Limit oder darüber hinaus arbeiten" müssten.

Die Mehrbelastungen führten zu mehr krankheitsbedingten Ausfällen. Der Verband forderte stattdessen mehr Gesundheitsförderung sowie Entlastungen.

Im Notfall größere Klassenstärken und ein höheres Unterrichtspensum für Lehrer schlägt die Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz vor.
Im Notfall größere Klassenstärken und ein höheres Unterrichtspensum für Lehrer schlägt die Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz vor.  © Jens Büttner/dpa

Lehrerausbildung müsste stärker regionalisiert werden

So müssten neu eingestellte Lehrer stärker in Regionen und Schularten gelenkt werden, in denen die Lücke besonders groß sei. Auch müsse die Lehrerausbildung stärker regionalisiert werden.

Jung: "Außenstellen der Universitäten in Westsachsen und Ostsachsen müssen endlich eingerichtet werden, um mehr Abiturienten ein Lehramtsstudium unweit ihrer Heimatorte zu ermöglichen."

Titelfoto: Montage: Jens Büttner/dpa, Steffen Füssel

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