Sachsen scheint bei Bewerbung um Millionen-Investition hoch zu pokern
Leipzig - Verzettelt Sachsen das 200-Millionen-Euro-Ding? Die Bundesregierung spendiert einer ostdeutschen Stadt ein Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation. Die anderen Bundesländer konzentrieren sich auf eine Bewerberstadt, Sachsen hingegen schickt ein Dreierbündnis ins Rennen. Siegt letztlich Frankfurt/Oder?
Zusätzlich zur baulichen Hülle von herausragender Architektur zahlt der Bund jährlich 45 Millionen Euro für etwa 200 Mitarbeiter - für Forschung, Kunst und Kultur.
Inhaltlich geht es weniger um die Phase der friedlichen Revolution, sondern um die gesellschaftlichen Verwerfungen und die Entbehrungen, welche der Einheitsprozess vor allem den Ostdeutschen abverlangte.
Als Orte der friedlichen Revolution fühlten sich sofort Leipzig und Plauen als Standort berufen. Um Streit zu vermeiden, entschloss man sich etwas später zu einer gemeinsamen Bewerbung.
Allerdings wirken die Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) und Steffen Zenner (52, CDU) in den Videoansprachen an ihre Bürger wenig überzeugend, warum man ausgerechnet mit der jeweils anderen Stadt ins Rennen geht.
Vor zehn Tagen schloss sich auch noch der Chemnitzer OB Sven Schulze (50, SPD) dem Sachsen-Bündnis an - das Kaßberg-Gefängnis soll im Konzept Berücksichtigung finden.
"Die friedliche Revolution hat wohl eher hier stattgefunden als im roten Brandenburg"
Leipzig setzt auf den Matthäikirchhof an der ehemaligen Stasi-Zentrale, Plauen bringt seinen Neustadtplatz ins Spiel.
Es ist aber fraglich, ob die Ende des Jahres entscheidende Jury die Investition auf drei Städte zerkrümelt.
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin legten sich bereits früh auf Frankfurt/Oder fest.
Die Regierung Sachsen-Anhalts bevorzugt Halle - Magdeburg; Dessau-Roßlau und Wittenberg mussten zähneknirschend die Bewerbung zurückziehen.
Auch Thüringen bewies Führungsstärke, warf Eisenach und Mühlhausen zugunsten von Jena aus dem Rennen.
Sachsens Dreierbündnis kann sich auf den Ministerpräsidenten zumindest als Wahlkämpfer verlassen. Michael Kretschmer (47, CDU): "Ich glaube, Frankfurt/Oder ist der falsche Ort dafür. Denn die friedliche Revolution hat wohl eher hier stattgefunden als im roten Brandenburg."
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