Sachsens Osten ganz vorn: Görlitz ist Deutschlands Start-up-Boomtown!

Görlitz/Bonn - Da hätte die Neißestadt Görlitz sicher niemand vermutet: an der Spitze der bundesweiten Start-up-Szene. Hier können selbst die Boom-Städte Berlin und Leipzig nicht mithalten.

Im Osten geht die Sonne auf: Die Neiße-Stadt Görlitz hat sich zur Boomtown für junge Unternehmen entwickelt.
Im Osten geht die Sonne auf: Die Neiße-Stadt Görlitz hat sich zur Boomtown für junge Unternehmen entwickelt.  © dpa/Moritz Kertzscher

Hollywood-Stars, die Altstadt-Million, die Zweiteilung durch die Neiße – all das steht für Görlitz und sehr zur Freude von OB Oktavian Ursu (53, CDU).

Jetzt kommt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hinzu.

Laut einer Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn gibt es kaum irgendwo sonst mehr Existenzgründungen je 10.000 Einwohner als in Görlitz. Nur in Leverkusen (NRW) und dem hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf sind es etwas mehr.

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Erstaunlich, weil die Langzeitstudie, basierend auf der Gewerbeanzeigen-Statistik von 2003 bis 2019, insgesamt einen Rückgang bei Firmenneugründungen verzeichnet. Gab es vor 20 Jahren noch mehr als 500.000 Existenzgründungen jährlich, waren es 2019 gerade mal 266.000.

Die Gründe sind vielfältig. Die regionale Wirtschaftsstruktur spielt ebenso eine Rolle wie die Altersstruktur.

Kamera ab! Görlitz' OB Octavian Ursu (53, CDU) freut sich nicht nur über das Filmgeschäft in seiner Stadt, sondern auch über den Spitzenplatz bei Start-up-Gründungen.
Kamera ab! Görlitz' OB Octavian Ursu (53, CDU) freut sich nicht nur über das Filmgeschäft in seiner Stadt, sondern auch über den Spitzenplatz bei Start-up-Gründungen.  © picture alliance/dpa

Das Durchschnittsalter in Görlitz ist 49,5

Alter ist kein Hindernis: Wolfgang Coutandin (70, l.) und Bernd Wacker (55) produzieren als "Jungunternehmer" bio-ökologische Weichschaumstoffe. Die umweltfreundlichen Weichschaumstoffe dienen auch als Schallschutz in Innenräumen.
Alter ist kein Hindernis: Wolfgang Coutandin (70, l.) und Bernd Wacker (55) produzieren als "Jungunternehmer" bio-ökologische Weichschaumstoffe. Die umweltfreundlichen Weichschaumstoffe dienen auch als Schallschutz in Innenräumen.  © Bildmontage: PR (2)

Das Durchschnittsalter in Görlitz ist mit 49,5 Jahren hoch. Keine gute Voraussetzung für eine aktive Gründerszene? Denkste!

Das Gegenteil beweisen Wolfgang Coutandin (70) und Bernd Wacker (55): "Unser Produkt ist eine Weltsensation", sagt Coutandin.

Die beiden gründeten "Eco-Softfibre" und wollen Lederspäne, die sonst entsorgt werden, zu neuen Schaumstoffen verarbeiten, für Autositze zum Beispiel.

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Im Labor bereits erfolgreich, soll das Ganze nun auf ein professionelles Level gehoben werden.

2019 und 2020 bot Görlitz die Möglichkeit, die Stadt als Wohn-, Arbeits-, und Wirtschaftsstandort zu testen

Tim Mergelsberg (39), Chef von "Nevi" in Görlitz.
Tim Mergelsberg (39), Chef von "Nevi" in Görlitz.  © Paul Glaser

Schon etwas weiter – und etwas jünger – sind die Macher von "Nevi". Gründer und Chef Tim Mergelsberg (39) produziert mit seinem Team in der Neißestadt Griffe aus Birkenrinde und arbeitet aktuell an Oberflächenmaterialien für Duschen und Bäder.

Solche Initiativen kommen in der Neißestadt nicht von ungefähr.

Mit dem Kühlhaus-Areal ist in Görlitz-Weinhübel ein soziokulturelles Zentrum entstanden, das Platz für Ideen und Gründer bietet. Auch "Nevi" produziert dort.

2019 und 2020 bot Görlitz Menschen die Möglichkeit, die Stadt als Wohn-, Arbeits-, aber auch als Wirtschaftsstandort zu testen.

Frische Impulse kommen auch vom Siemens-Innovationscampus, Geld zudem vom Freistaat.

"Nevi"-Halle: Hier produziert das Start-up Griffe aus Birkenrinde und arbeitet aktuell an Oberflächenmaterialien für Duschen und Bäder.
"Nevi"-Halle: Hier produziert das Start-up Griffe aus Birkenrinde und arbeitet aktuell an Oberflächenmaterialien für Duschen und Bäder.  © Eric Münch

Mit der Gründungsförderung "InnoStartBonus" unterstützt das sächsische Wirtschaftsministerium Start-ups und Ideen. Selbstverständlich nicht nur in Görlitz.

Titelfoto: dpa/Moritz Kertzscher

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