Sachsens Wölfe ufern aus: Alarmierte Jäger fordern Erlaubnis zur Regulierung
Reichenau - Die Zeiten für Sachsens Jäger haben sich längst geändert. Feld-Rehe sind zu Wald-Rehen geworden, das Wild wurde heimlich – es traut sich nicht mehr raus. Jetzt fordern die Jäger von ihrem Verband und auf Bundesebene entscheidende Veränderungen.
Vergangene Woche wurden in Ohorn bei Pulsnitz wieder vier Schafe gerissen. Beinahe wöchentlich berichten Landwirte den Jägern aus der Region von vermehrten Wolfsattacken.
Dass der Wolf sich in Sachsen weiter verbreitet, belegte kürzlich eine Studie, die vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) veröffentlicht worden ist.
Die vom Landesamt genannte Zahl von 74 Welpen aus 36 sächsischen Rudeln ist dabei "mit allergrößter Wahrscheinlichkeit stark untertrieben", weiß Dieter Kunath (78) zu berichten.
Er selbst ist leidenschaftlicher Jäger seit Jahren, war schon 1973 am Start. Zu Zeiten der DDR und während der letzten organisierten Treibjagd auf dem Keulenberg. Und Kunath weiß:
"Es gibt mehr Wölfe als Jagdwild zur Zeit." Das sagt Kunath hörbar um seine Wälder besorgt, wenn nicht gar traurig.
"Früher kamen die Rehe in der Dämmerung raus. Heute zeigen sie sich ganz spät - wenn überhaupt", so Dieter Kunath.
Wie im Schlaraffenland: Mühelos und ungehindert breitet sich der Wolf in Sachsens Wäldern aus
Knapp hundert Jahre habe man hier ohne den Wolf gelebt und als er wieder da war, hat man sich mit ihm arrangiert, sagt Kunath. Aber jetzt wird es zu viel.
"Der Wolf macht sich erstmal die geringste Mühe, um satt zu werden. Also geht er an die Schafe und Ziegen, bevor er Wild jagen geht. Dadurch aber, dass es so viele Wölfe in Sachsen gibt, leiden die Landwirte und die Jäger, die kein Jagdwild mehr vorfinden."
Unzählige Male müssen Jäger nun rausgehen, um etwas zu schießen. Auf einer Jagd am vergangenen Samstag (12. November) waren Jäger aus den umliegenden Reichenau, Gräfenhain und Oberlichtenau beteiligt.
Die Ausbeute spricht Bände: ein Fuchs und ein Hase. Sachsens Jäger fordern nun eine Änderung der aktuellen Gesetzeslage.
Eine unterschätzte Folge: die Zusammenrottung von Wild
"Irgendwann muss der Wolf wieder als zu bejagendes Wild eingestuft werden, sonst ufert das noch weiter aus. Das beginnt mit dem Landesjagdverband und muss auf Bundesebene durchgesetzt werden", behauptet Dieter Kunath.
Eine weitere nicht zu unterschätzende Folge der ausufernden Wolfsverbreitung sei die Zusammenrottung von Wild. Rehe gelten beispielsweise als Nascher. Sie hinterlassen normalerweise feine Spuren. Aber aus Angst vor den Wölfen rotten sie sich zusammen und schädigen so der Natur weitaus mehr.
Ähnliches gilt für Wildschweine, die zusammengerottet als Familie auftreten und Umwelt und Umfeld durch ihre Rottenstärke beschädigen.
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz und Tierschutzgesetz ist der Wolf in Deutschland streng geschützt.
Titelfoto: Knattel/privat