Sie wollen nicht in den Krieg ziehen: Sachsen rechnet mit Flüchtlingen aus Russland

Dresden - Sachsen rechnet mit Flüchtlingen aus Russland, die hier Schutz vor der Mobilmachung suchen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Flüchtlinge aus anderen Ländern. Der sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth (72, CDU) will es außerdem ausländischen Fachkräften erleichtern, dauerhaft im Freistaat Fuß zu fassen.

Der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth (72, CDU) rechnet mit mehr russischen Flüchtlingen.
Der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth (72, CDU) rechnet mit mehr russischen Flüchtlingen.  © Holm Helis

"Ich rechne mit deutlich mehr Menschen aus Russland", sagte Mackenroth. Noch sind das Prognosen, da die Mobilmachung in Russland erst begonnen hat. Bisher leben in Sachsen rund 12.000 russische Staatsangehörige, davon wohnt etwa ein Viertel in Dresden.

Mackenroth stellte am gestrigen Freitag seinen Jahresbericht für 2021 vor. Der zeigt, dass die Flüchtlingszahlen allgemein wieder gestiegen sind. Noch im Jahr 2020 haben 4 463 Ausländer Asyl in Sachsen gesucht, vergangenes Jahr waren es 10.222.

In diesem Jahr fanden Tausende Ukrainer Schutz in Sachsen, dazu nahm zuletzt die Einreise über die Balkanroute zu.

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Das Innenministerium ging zuletzt alleine für den Monat August von rund 2000 neuen Schutzsuchenden aus, Flüchtlinge aus der Ukraine nicht mitgerechnet.

Über Nachbarländer wie Finnland fliehen die Russen zahlreich vor dem Krieg.
Über Nachbarländer wie Finnland fliehen die Russen zahlreich vor dem Krieg.  © picture alliance/dpa/Lehtikuva

Sachsens Ausländerbeauftragter ist mit den Ausländerbehörden nicht zufrieden

Nach 2015 kamen in Sachsen jährlich immer weniger Flüchtlinge an. Jetzt steigen die Zahlen wieder.
Nach 2015 kamen in Sachsen jährlich immer weniger Flüchtlinge an. Jetzt steigen die Zahlen wieder.  © Bernd Thissen/dpa

Allgemein brauche Sachsen mehr Zuwanderung, so Mackenroth. "Unserer Gesellschaft muss klar werden, dass wir es ohne Nachwuchs von außen nicht schaffen." Alleine im sächsischen Handwerk würden bis 2030 voraussichtlich 150.000 Arbeitskräfte fehlen.

Der Ausländerbeauftragte hält ein "Abschiebeverbot für potenzielle Fachkräfte" für denkbar. Außerdem fordert er die Einrichtung einer mehrsprachigen Hotline für Ausländer, die in Sachsen arbeiten wollen.

Auch mit den Ausländerbehörden ist Mackenroth teils unzufrieden: "Bei einigen Behörden läuft es offensichtlich gut. Aber bei anderen gibt es restriktivere Handhabungen, sie wollen Dinge schnell vom Tisch haben."

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Als Beispiel nannte der CDU-Politiker den Fall eines erfolgreichen Unternehmers aus Nordsachsen, der zur Ausreise aufgefordert wurde. Es bestehe aber Hoffnung, "dass wir die Entscheidung revidieren können".

Titelfoto: Holm Helis und picture alliance/dpa/Lehtikuva

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