Vermieter drehte heißes Wasser ab: Nun haben die kalten Stunden bald ein Ende

Dippoldiswalde - Warmes Wasser nur noch zu bestimmtes Zeiten: Mit dieser Versorgungs-Einschränkung ihrer Mieter sorgte die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde (700 Mitglieder) bundesweit für Wirbel. Eine Familie klagte dagegen – jetzt kündigte der Großvermieter an, die umstrittene Maßnahme wieder zu beenden.

In den Blöcken der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde wurde Anfang Juli stundenweise das heiße Wasser abgeklemmt. Damit ist bald Schluss.
In den Blöcken der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde wurde Anfang Juli stundenweise das heiße Wasser abgeklemmt. Damit ist bald Schluss.  © Petra Hornig

Wegen der hohen Kosten für Gas und Strom hatte die Genossenschaft Ende Juni ihre Mieter via Hausaushang informiert, Warmwasser nur noch zu bestimmten Zeiten zur Verfügung zu stellen.

Seitdem fließt zwischen 9 und 11 Uhr, 13 und 17 Uhr sowie 21 bis 4 Uhr kein warmes Wasser mehr. Zu diesen Uhrzeiten ist also etwa Duschen kaum mehr möglich.

Nicht nur Politiker und Verbraucherschützer kritisierten die Maßnahme. Auch eine betroffene Familie klagte gegen die Genossenschaft vorm Amtsgericht Dippoldiswalde.

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Mieter Martin T. (33) ist Schichtarbeiter, lebt mit Partnerin Anne G. (31), einem Säugling (6 Monate) und zeitweise einem weiteren älteren Kind in der Wohnung.

"Sie wollen nicht eingeschränkt werden. Er kommt zu verschiedenen Uhrzeiten verschwitzt nach Hause und ein Säugling lässt sich nicht reglementieren", begründete Anwalt René Fitterer (49) die Klage auf Unterlassung.

Genossenschaft verteidigt Einschränkung aus Spargründen

Der Anwalt von Martin T. (33) und seiner Familie, René Fitterer (49).
Der Anwalt von Martin T. (33) und seiner Familie, René Fitterer (49).  © Petra Hornig

Die Genossenschaft verteidigte die Einschränkung aus Spargründen wegen "signifikanten Kostensteigerungen", deren Ende auch noch nicht absehbar sei.

"Es geht nicht um eine Bevormundung der Mieter", so Anwalt Norbert Franke (45).

Richter Xaver Seitz (58) zeigte Verständnis für die Seite der Mieter. "Wir leben im Jahr 2022, in Zeiten der zentralen Wasserversorgung", sagte er. Noch fließe Gas, sei das Putin-Thema rechtlich außen vor.

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Allerdings regte er aus Verfahrens-Gründen einen Vergleich der Streitparteien an, der zuvor noch gescheitert war.

So einigten sie sich am Freitag auf einen Kompromiss: Im betroffenen Haus soll der Warmwasserstopp nur nachts von 22 bis 3 Uhr gelten. Zudem erhält der Mieter einen seiner Stellplätze zurück, der ihm kurz nach Klagezustellung gekündigt worden war.

Die Vertreterin der Wohnungsgenossenschaft, Beatrice Weckbrodt (53), mit ihrem Anwalt Norbert Franke.
Die Vertreterin der Wohnungsgenossenschaft, Beatrice Weckbrodt (53), mit ihrem Anwalt Norbert Franke.  © Petra Hornig
Ab September können die Vermieter wieder heiß duschen – wann immer sie wollen.
Ab September können die Vermieter wieder heiß duschen – wann immer sie wollen.  © 123RF/nikkytok

Wichtig: Die Genossenschaft kündigte an, dass ab September wieder zu jeder Zeit warmes Wasser fließen soll – für alle Mieter. Dann sollen Daten und Sparpotentiale ausgewertet werden, so Anwalt Franke.

Und: Künftig wolle man zudem keine einseitigen Versorgungs-Einschränkungen mehr beschließen, bei möglichen Maßnahmen also die Mieter einbeziehen.

Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig & 123RF/nikkytok

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