Brandstiftung: Bücher-Telefonzelle in Meerane abgefackelt

Meerane - Nur noch ein Häufchen verbrannter Schutt ist von dem Bücherschrank in Meerane auf dem Simmelmarkt übrig. Schon während der coronabedingten Schließung machten sich Unbekannte immer wieder an der einstigen Telefonzelle zu schaffen. In der Nacht auf Freitag folgte nun der Todesstoß: Jemand brannte die Bücherzelle nieder.

Die Bücher-Telefonzelle in Meerane wurde in der Nacht auf Freitag abgefackelt. Nur noch ein Häufchen verbrannter Schutt blieb übrig.
Die Bücher-Telefonzelle in Meerane wurde in der Nacht auf Freitag abgefackelt. Nur noch ein Häufchen verbrannter Schutt blieb übrig.  © Andreas Kretschel

"Wir wurden gegen 1 Uhr alarmiert. Bei unserem Eintreffen brannte der Bücherschrank aber schon in voller Ausdehnung, die Flammen standen drei Meter hoch - wir konnten nur noch die Reste ablöschen", erklärt Einsatzleiter Kai Götze (51), Stadtwehrleiter bei der Freiwilligen Feuerwehr Meerane. Diese war mit vier Fahrzeugen und 17 Kräften im Einsatz.

"Was nun geschehen ist, macht mich, alle Mitarbeiter und viele Bürger fassungslos", erklärt Bürgermeister Lothar Ungerer (62, parteilos) auf TAG24-Anfrage.

"Es ist ein bisher einzigartiger Akt gesellschaftlicher Verrohung, der für uns sehr ernüchternd ist. Er ist Ausdruck einer Unkultur und Unzivilisiertheit, für die es keine Begründung gibt, mit Ausnahme der Dummheit."

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Seit 2015 habe sich das kostenlose, städtische Literaturangebot in Meerane befunden und sei sehr gut von den Bürgern angenommen worden.

Bürgermeister Lothar Ungerer (62, parteilos) ist empört über die Brand-Attacke.
Bürgermeister Lothar Ungerer (62, parteilos) ist empört über die Brand-Attacke.  © Sven Gleisberg
Stadtbibliotheksleiterin Adriana Bellmann vor dem Trümmerhaufen.
Stadtbibliotheksleiterin Adriana Bellmann vor dem Trümmerhaufen.  © Andreas Kretschel

Stadtbibliotheksleiterin Adriana Bellmann steht mit einem Schild vor dem Trümmerhaufen, der übrig geblieben ist. Darauf ein Vers von Frank Grillparzer: "Ein Buch ist ein gar schönes Ding." Offenbar gebe es Menschen in Meerane, die es nicht ertragen könnten, wenn es etwas Schönes in der Stadt gebe, so Bellmann.

Titelfoto: Andreas Kretschel

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