Kostensteigerung in Thüringer Pflegeheim um über 200 Prozent? "Bitte helft uns!"

Weimar - In den sozialen Medien kursiert ein Flugblatt, das einen Hilfe-Ruf beinhaltet. Hintergrund soll eine extreme Erhöhung des Eigenanteils in einem Pflegeheim in Weimar sein. TAG24 hakte nach!

Als Grund für die Erhöhung wurde seitens des Caritasverbandes Bistum Erfurt. e.V. auch ein "hoher Modernisierungs- und Investitionsdruck" genannt. (Symbolbild)
Als Grund für die Erhöhung wurde seitens des Caritasverbandes Bistum Erfurt. e.V. auch ein "hoher Modernisierungs- und Investitionsdruck" genannt. (Symbolbild)  © Christoph Schmidt/dpa

„Hilferuf der Bewohner und Angehörigen des Pflegeheimes St. Elisabeth […] Weimar […]. Zum 01.07.2023 soll der Eigenanteil der Bewohner monatlich um 1135,00 € auf 3413,36 € erhöht werden. Das kann niemand bezahlen. Bitte helft uns!!“, heißt es auf jenem Flugblatt. Demnach würde sich der monatliche Eigenanteil eines Bewohners in dem Pflegeheim, das sich in Trägerschaft der Caritas befindet, um satte 201 (aufgerundet) Prozent erhöhen.

Ein Sprecher des Caritasverbandes Bistum Erfurt e.V. teilte gegenüber der Redaktion mit, dass sich "genannte Zahl" auf den Antrag zu Beginn von Verhandlungen bezieht. Zukünftig vereinbarte Preise würden darunter liegen, da ein "Verhandlungsprozess" erfolge.

Den Angaben nach haben alle Träger eine Informationspflicht über den Beginn der Verhandlungen. "Diesen Informationspflichten ist die Einrichtung nachgekommen", heißt es. Derzeit befinde man sich in "vielfachem" Austausch mit Bewohnern und Angehörigen.

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Wie der Sprecher weiter mitteilte, seien "deutlich" steigende Eigenanteile in ganz Thüringen "Realität". Dies betreffe nicht nur Pflegeheime der Caritas, sondern "alle" Träger von Einrichtungen der Altenhilfe.

Caritasverband nennt Gründe für die Erhöhung

Bewohnern des Pflegeheims St. Elisabeth sowie Angehörigen droht zukünftig ein noch tieferer Griff in die Tasche. (Symbolbild)
Bewohnern des Pflegeheims St. Elisabeth sowie Angehörigen droht zukünftig ein noch tieferer Griff in die Tasche. (Symbolbild)  © 123rf/mariok

Dass "diese Nachricht" Besorgnis ausgelöst habe, könne man "gut" verstehen. Für die steigenden Eigenanteile, die bei der Caritas drohen, wurden verschiedene Gründe genannt. Unter anderem ein hoher "Modernisierung- und Investitionsdruck", eine hohe Inflation "auf Sachkosten", sowie die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie.

Auch das Pflegestärkungsgesetz mit mehr Personal zur Qualitätssteigerung wurde als Grund genannt.

Das finale Ergebnis der Verhandlungen erwartet der Caritasverband Bistum Erfurt e.V. Mitte bis Ende Juli. Grundsätzlich gebe es für die Preisgestaltung in der stationären Pflege feste gesetzliche Vorgaben, so der Sprecher.

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Pflegekassen, Sozialhilfeträger und Träger verhandeln den Angaben nach über das Gesamtbudget der Einrichtung. "Sämtliche Risiken für den zukünftigen Zeitraum fließen in die Verhandlungen ein. Die Träger müssen alles begründen", heißt es. Die Kosten setzen sich aus den Bereichen Pflege, Unterkunft und Verpflegung zusammen.

Für die Pflegegrade zwei bis fünf liege der Eigenanteil derzeit "im Mittel" bei 2.338,92 Euro, antworte der Sprecher auf die Frage, wie hoch der monatliche Eigenanteil derzeit im Pflegeheim St. Elisabeth pro Bewohner aktuell liegt.

Ein Bewohner (Pflegegrad zwei) hat für ein Einzelzimmer einen monatlichen Eigenanteil von rund 2330 Euro aufzubringen. Das geht aus einer Übersicht auf der Homepage des Pflegeheims hervor (Stand seit Oktober 2022).

Titelfoto: Christoph Schmidt/dpa

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