Tourismus in Thüringen hofft auf Herbst: Langsame Erholung

Erfurt - Der Tourismus in Thüringen erholt sich langsam von den Corona-Lockdowns.

Der Thüringer Wald liegt bei Wanderern hoch im Kurs. Doch noch kommen nicht so viele Touristen, wie es vor Corona der Fall war.
Der Thüringer Wald liegt bei Wanderern hoch im Kurs. Doch noch kommen nicht so viele Touristen, wie es vor Corona der Fall war.  © Michael Reichel/dpa

"Das Vorkrisenniveau wird derzeit noch nicht erreicht", sagte Franziska Eichholz von der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Aktuell würden zwar doppelt so viele Übernachtungen verzeichnet wie im Vorjahreszeitraum, aber noch deutlich weniger als vor der Coronakrise. Die Sprecher von regionalen Tourismusverbänden und bekannten Ausflugszielen bestätigten diese Einschätzung grundsätzlich.

Auch im Thüringer Wald, im Weimarer Land und in Weimar sei noch Zurückhaltung seitens der Besucher spürbar, so Eichholz. Die Hoffnung vieler Betriebe liege auf dem Herbst.

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Amtliche Zahlen zu Gästeankünften und Übernachtungen in Thüringen liegen bislang für das erste Kalendervierteljahr vor.

Demnach verzeichneten Beherbergungsbetriebe wie Hotels, Pensionen und Campingplätze zwar doppelt so viele Übernachtungen wie im vom Lockdown betroffenen Vergleichsquartal des vergangenen Jahres - aber 30 Prozent weniger als im ersten Quartal 2019, das für den Thüringer Tourismus ein Rekordjahr war.

Tourismus durch Corona verändert: Urlauber wollen keine großen Menschenansammlungen

Menschenansammlungen werden weitestgehend vermieden, Ferienwohnungen und Ferienhäuser sind gefragt.
Menschenansammlungen werden weitestgehend vermieden, Ferienwohnungen und Ferienhäuser sind gefragt.  © Jan Woitas/dpa

Corona hat nach Einschätzung der Branche das Buchungsverhalten nachhaltig verändert. "Grundsätzlich beobachten wir ein sehr kurzfristiges Buchungsverhalten", so Eichholz.

Zunehmend gefragt seien Unternehmungen ohne große Menschenansammlungen und abseits des Mainstreams. Zur Übernachtung würden immer stärker Ferienwohnungen und Ferienhäuser gebucht.

Diese Einschätzung wird unter anderem auch Carola Schmidt vom Harzer Tourismusverband geteilt: Die Themen Nachhaltigkeit und individuelle Natur- und Outdoor-Erlebnisse stünden hoch im Kurs. Sie sieht jedoch auch ein großes Interesse an Veranstaltungen aller Art. Im Harz seien die Vorbuchungen für den Sommer zunächst etwas verhalten gewesen, die Lücken seien aber auch hier durch Kurzentschlossene aufgefüllt worden.

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Ulrike Kaiser, Direktorin der Stiftung Leuchtenburg, hält es für grundsätzlich richtig, im Tourismus auf die Zugpferde Erfurt, Weimar, Rennsteig und Wartburg zu setzen. Generell müsse aber mehr Geld in den Tourismussektor fließen, wenn das Land gegenüber anderen Regionen aufholen wolle.

Ziel müsse es sein, vermehrt Gäste aus benachbarten Bundesländern und dem Ausland auf Thüringen und seine kulturellen Schätze aufmerksam zu machen. "Ein großer Paukenschlag wie eine Marketingkampagne wäre wünschenswert."

Noch immer weniger Besucher auf der Wartburg

Auch die Wartburg bei Eisenach hat sich noch nicht vollständig erholt: Noch immer gibt es etwa ein Viertel weniger Besucher.
Auch die Wartburg bei Eisenach hat sich noch nicht vollständig erholt: Noch immer gibt es etwa ein Viertel weniger Besucher.  © Martin Schutt/dpa

Sorgen machen den Tourismusverantwortlichen der Abbau gastronomischer Angebote durch die Fachkräfteabwanderung während der Lockdowns. Schon vor der Krise habe es mancherorts wahre "Servicewüsten" gegeben, so Kaiser.

Ziel müsse es sein, Gastronomie und Tourismus als wirtschaftliche Zugpferde zu unterstützen und wieder auf- und auszubauen. Verbesserungen seien aber auch in der touristischen Willkommenskultur der Bevölkerung nötig. Geld könne mit dem Tourismus nur verdient werden, wenn in puncto Service und Freundlichkeit die Erwartungen der Gäste übertroffen würden.

Auf der Wartburg lägen die Besucherzahlen aktuell noch etwa ein Viertel unter dem Vergleichszeitraum der Vor-Coronazeit, so Sprecher Andreas Volkert. Es fehlten nach wie vor die klassischen Reisegruppen. Auch der frühere Anteil ausländischer Besucher von etwa 25 Prozent sei bei weitem nicht wieder erreicht. Immerhin besuchen beispielsweise täglich im Schnitt zwei amerikanische Reisegruppen die Burg, wenn auch in kleineren Gruppenstärken.

In Erfurt wiederum sind Großveranstaltungen wie das Krämerbrückenfest oder die Domstufenfestspiele wieder Zugpferde, wie Sigrun Krapf von der Erfurt Tourismus und Marketing GmbH mitteilte. Doch auch hier lägen die Übernachtungszahlen noch unter denen von 2019.

Titelfoto: Martin Schutt/dpa, Michael Reichel/dpa

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