Mord-Prozess um zerstückelten Mann in Kühltruhe geplatzt

Berlin – Der Mordprozess um die zerstückelte Leiche eines Berliner Rentners ist am zweiten Verhandlungstag geplatzt. Das Landgericht in der Hauptstadt gab am Montag einer Besetzungsrüge der Verteidigung statt. Demnach war die Einsetzung eines Schöffen nicht ordnungsgemäß. Es war auch nicht zum Verlesen der Anklage gekommen.
Der Prozess soll voraussichtlich im zweiten Anlauf am 1. November starten.
Angeklagt ist ein 56-Jähriger, der sich das Vertrauen des einsamen Witwers erschlichen haben soll. Er soll sein Opfer zwischen dem 30. Dezember 2006 und 1. Januar 2007 in dessen Wohnung im Stadtteil Prenzlauer Berg erschossen, in einer Kühltruhe versteckt und etwa zehn Jahre lang die Rente des Witwers von monatlich 2000 Euro kassiert haben. Der Fall hatte bundesweit Entsetzen hervorgerufen und auch die Frage aufgeworfen, ob ältere Menschen gerade in Großstädten zunehmend vereinsamen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord aus Habgier, Heimtücke und zur Ermöglichung einer anderen Straftat vor. Der 56-Jährige sitzt seit Januar in Untersuchungshaft. Mit gefälschter Unterschrift soll der Angeklagte Schreiben an die Verwaltung des Mietshauses in der Hosemannstraße geschickt, Steuererklärungen verfasst und einen Post-Nachsendeauftrag erteilt haben – um vorzutäuschen, dass der Rentner noch lebe.

Staatsanwalt Reinhard Albers hatte am Rande des ersten Prozesstages gesagt, er gehe von einer geplanten Tat aus: Die Tiefkühltruhe sei kurz vor dem Mord in die Wohnung des Rentners geliefert worden.
Der nicht vorbestrafte Angeklagte habe in der Nähe gewohnt, sich zuvor um den Senior gekümmert und auch einen Wohnungsschlüssel gehabt.
Der Rentner war laut Staatsanwalt mit einem Kopfschuss durch die Stirn getötet worden. Die Leiche müsse gleich danach zerteilt worden sein. "Sie war zu 100 Prozent erhalten." Die Waffe sei nicht gefunden worden.
Nur durch Zufall wurde das Verbrechen entdeckt. Ein Nachbar hatte sich laut Staatsanwalt gewundert, dass er den einsam lebenden Witwer nicht mehr sah. Nach vergeblichen Anrufen bei der Hausverwaltung habe der Mann eine Polizeistreife überredet, nach dem Rechten zu sehen. "Sie machte dann den grausigen Fund", sagte Albers.
Der Nachbar kam am Montag ins Gericht. Auf dem Flur warf er der Verwaltung des Hauses Versäumnisse vor. Er habe bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass in der Wohnung etwas nicht stimme. Niemand habe reagiert.
Laut Ankläger soll der Angeklagte spielsüchtig sein und viel Geld verspielt haben. Gleichzeitig habe der Inhaber eines Trödelladens als nett, freundlich und unauffällig gegolten.
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