Rotlicht-Report! So läuft in Sachsen das Sex-Geschäft

Neben einem Restaurant gibt’s im FKK-Club auch ein Porno-Kino.
Neben einem Restaurant gibt’s im FKK-Club auch ein Porno-Kino.

Von Alexander Bischoff

Sachsen - Es gilt als das älteste Gewerbe der Welt: Rotlicht - das Geschäft mit der käuflichen Liebe. In Sachsen gibt es rund zwei Dutzend Bordelle, Clubs und Studios. Dazu warten in Hunderten Wohnungen professionelle Prostituierte und Hobby-Huren auf Freier.

Erlaubt ist Prostitution im Freistaat generell nur in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern.

Und auch dort nur in bestimmten Zonen. Wo, regelt die Sperrbezirksverordnung. Ob Dresden, Leipzig, Chemnitz oder Zwickau - in den Stadtzentren und den Wohngebieten mit „konzentrierter Bebauung“ ist käuflicher Sex und dessen Anbahnung verboten.

Auch im 200-Meter-Umkreis von Kirchen, Schulen, Kitas, Freizeiteinrichtungen und Seniorenheimen.

Aufreizend räkelt sich diese Liebesdame auf der Whirlpool-Liege. Die halbe Stunde Amore gibt’s in Sachsens Clubs und Laufhäusern zumeist ab 50 Euro.
Aufreizend räkelt sich diese Liebesdame auf der Whirlpool-Liege. Die halbe Stunde Amore gibt’s in Sachsens Clubs und Laufhäusern zumeist ab 50 Euro.

Einen „Straßenstrich“ gibt es in Sachsen zumindest offiziell nur in Dresden. Die Landeshauptstadt toleriert auf der Bremer Straße derlei Geschäftsanbahnungen. Allerdings dürfen die Bordsteinschwalben dort nur zwischen 20 und 6 Uhr um Freier buhlen.

Mit aktuell sechs Clubs und Bordellen sowie rund 100 Wohnungen ist Leipzig Hotspot der sächsischen Rotlichtszene. Nach polizeilichen Erkenntnissen schafften im vergangenen Jahr in der Messestadt insgesamt 1400 Prostituierte an.

Die meisten nur für wenige Wochen. Denn Sex-Arbeit ist heute Wanderarbeit. Etwa 80 Prozent der in Sachsen tätigen Prostituierten stammen aus Osteuropa, zumeist aus Rumänien und Bulgarien. Nach vier bis acht Wochen wechseln sie die Stadt.

Für die Polizei ist dieser durch die EU-Gewerbefreiheit ermöglichte „Wanderzirkus“ eine schwer durchschaubare Grauzone.

Nach Erkenntnissen der europäischen Polizeibehörde EUROPOL ziehen oft osteuropäische Familien- und Ethno-Clans im Hintergrund die Strippen. „Welche Frau hier freiwillig mitzieht, welche gezwungen wird und wer alles an den Prostituierten mitverdient, ist schwer zu ermitteln“, sagt ein Szene-Kenner.

Im FKK-Club Leipzig sitzen die Liebesmädchen nackt an der Bar. Auf dem Flatscreen an der Wand läuft Fußball.
Im FKK-Club Leipzig sitzen die Liebesmädchen nackt an der Bar. Auf dem Flatscreen an der Wand läuft Fußball.

Wohl auch deshalb ist die Zahl der Strafverfahren verschwindend gering.

Laut Landeskriminalamt (LKA) sind 2014 in Sachsen gerade mal zwölf Fälle von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung (§ 232 StGB), fünf Fälle der Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger (§ 180 StGB) und ein Fall der Ausbeutung von Prostituierten (§ 180a StGB) bekannt geworden.

Die einheimischen Bordell- und Wohnungsbetreiber treten dagegen heute nur noch als „Vermieter“ von Räumen und als Werbedienstleister auf.

Auch ist die Zeit der mit Goldketten behangenen Klischee-Luden längst vorbei.

Heute dominieren öffentlichkeitsscheue Geschäftsleute und Investoren das Business. Sie kassieren von den Frauen zumeist Tagesmieten für die Liebeszimmer, die oft auch eine Servicepauschale für Internet-Werbung und Anzeigenschaltung enthalten.

Den nächsten Teil gibt's morgen früh in der gedruckten Ausgabe.

Fotos: Ralf Seegers