Hier gibt's Sachsens erste selbstmordsichere Gefängniszelle

Dresden - Es war ein beispielloses Fiasko für Sachsens Justiz: Vor zwei Jahren erhängte sich der Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr (†22) in der JVA Leipzig. Ein neuer Zellentyp soll dies künftig verhindern. TAG24 war am Donnerstag vor Ort.

Ein Justizbeamter zeigt Minister Gemkow (r.) den Überwachtungsraum. Nur hier können die Steckdosen oder der Fernseher aktiviert werden.
Ein Justizbeamter zeigt Minister Gemkow (r.) den Überwachtungsraum. Nur hier können die Steckdosen oder der Fernseher aktiviert werden.  © Amac Garbe

Nackte Wände, Fußbodenheizung, Bettgestell aus Beton und Handtuchhalter, die bei Belastung einknicken: Im neuen, gitterfreien Präventiv- und Sicherheitsraum (PSR) der JVA Dresden werden Gefangene untergebracht, die eine Gefahr für sich selbst oder andere sind.

Oder beides. Eine absolute Neuheit, so Justizminister Sebastian Gemkow (40, CDU).

Warum Sachsen hier Vorreiter ist, hat einen traurigen Hintergrund: Nach einem Einsatz voller Pannen war es dem terrorverdächtigen Syrer gelungen, sich am Abend des 12. Oktober 2016 trotz Unterbringung in einer speziellen Sicherheitszelle das Leben zu nehmen. Er strangulierte sich am Gitter der Zellentür.

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Vieles wurde seitdem geändert. Kern aber ist der 11 Quadratmeter große PSR. Er ist bereits im Knast in Dresden in Betrieb. 120.000 Euro kostete der Umbau. Das Besondere: Wenn Bedienstete den Raum durch eine Stahltür betreten, können sie gefahrlos durch eine weitere Tür aus Plexiglas die Zelle überblicken. Nebenan ist ein Überwachungsraum fürs Personal mit Fenster.

Gemkow: "Während der Entwicklung kamen uns immer wieder neue Gedanken: Wo ist eine Gefahrenquelle, was wollen wir ausschließen." Hundertprozentig ließe sich ein Suizid aber nicht verhindern. Der Bedarf für solche Räume ist gestiegen - die Klientel habe sich verändert durch ausländische Gefangene, aber auch durch drogenbedingte Psychosen.

Weitere 16 solcher Zellen sind in Sachsens Gefängnissen geplant, zudem 17 PSR ohne Überwachungsraum, dann aber mit Videoüberwachung - sobald diese gesetzlich erlaubt ist.

So sieht der neue Haftraum aus. Es gibt keine Gitterstäbe und keine Heizungsrohre, alles ist fest verbaut. Neu: Häftlinge können hier auch längerfristig untergebracht werden.
So sieht der neue Haftraum aus. Es gibt keine Gitterstäbe und keine Heizungsrohre, alles ist fest verbaut. Neu: Häftlinge können hier auch längerfristig untergebracht werden.  © Amac Garbe
Alles ist fest verschraubt und gegen Zerstörung gesichert. Die Heizung ist im Fußboden integriert.
Alles ist fest verschraubt und gegen Zerstörung gesichert. Die Heizung ist im Fußboden integriert.  © Amac Garbe

Titelfoto: Amac Garbe

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