Meissener Porzellan streicht Drittel aller Stellen: Erste Rücktritts-Forderungen!

Meißen – Riesenschock für die rund 600 Mitarbeiter der staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen!

Die älteste Porzellan-Manufaktur Europas baut ein Drittel ihrer Stellen ab.
Die älteste Porzellan-Manufaktur Europas baut ein Drittel ihrer Stellen ab.  © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Der Staatsbetrieb feuert ein Drittel seiner Mitarbeiter, baut 201 Stellen ab. Nur 418 sollen übrig bleiben, so die Manufaktur. "Das geschieht im Rahmen eines fairen Interessensausgleichs sozialverträglich gemeinsam mit dem Betriebsrat sowie über reguläre Altersabgänge und deren Nicht-Nachbesetzung", heißt es.

Laut Finanzministerium könnten rund 70 Stellen durch Altersabgänge wegfallen. Hinzu kommen wohl rund 130 betriebsbedingte Kündigungen. Zudem sollen nicht profitable Standorte, die meist noch während der Expansionsära unter Ex-Geschäftsführer Christian Kurtzke gegründet wurden, dicht gemacht werden.

Grund für die Misere: Meissen schaffte "ambitionierte Wachstumsziele" nicht – trotz leichter Umsatzsteigerungen. Tatsächlich war unter dem früheren Finanzminister Georg Unland (CDU) ein Jahresumsatz von etwa 50 Millionen Euro als Ziel ausgegeben worden.

Innenminister rüstet massiv auf: Hunderte neue Polizisten für Sachsen!
Sachsen Innenminister rüstet massiv auf: Hunderte neue Polizisten für Sachsen!

Tatsächlich waren es 2018 aber nur 38 Millionen Euro. Hinzu komme der stärker zu erwartende wirtschaftliche Abschwung, für den die Manufaktur sich nun rüsten will.

Europas älteste Porzellan-Manufaktur (Gründung 1710) kämpft seit Jahren mit Millionenverlusten. Der Umbau zum Luxuskonzern unter dem ehemaligen Chef Christian Kurtzke scheiterte. 2017 kündigte Chef Tillmann Blaschke einen Kurswechsel und die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft - das Porzellan - an. Die Manufaktur ist eine hundertprozentige Tochter des Freistaats.

Finanzminister: "Markt ist schwierig"

Finanzminister Matthias Haß (CDU) zu TAG24: "„Die Umsatzerwartungen, die mit der Zukunftsstrategie 2017 aufgestellt wurden, waren wohl zu optimistisch. Die Rückbesinnung auf das Kernprodukt Meissener Porzellan war richtig, aber der Markt ist schwierig und wächst nicht. Um das Unternehmen langfristig und nachhaltig zu sichern, sind diese schmerzlichen Einschnitte jetzt unumgänglich."

Die Meißenerin Daniela Kuge, Landtagsabgeordnete der CDU, fordert heftige Konsequenzen: "Wir sollten bei den geplanten Entlassungen an der Spitze der Manufaktur anfangen“, fordert Kuge.

Neue Kollektion mit Hugo Boss

Die neue Meissen-Kollektion mit Hugo Boss ist seit November in den Geschäften.
Die neue Meissen-Kollektion mit Hugo Boss ist seit November in den Geschäften.  © Archiv

Erst Mitte August wurde bekannt, dass Meissen eine vielversprechende Kooperation mit der Modemarke Hugo Boss eingegangen war. Dabei sind die sogenannten Meissener "Big Five" die Motive: Elefant, Nashorn, Leopard, Löwe und Wasserbüffel.

Die Modekollektion zeigt die Motive auf Kleidung für Damen und Herren. Meissen in Form von Porzellanfiguren und einer Tasse. Erlöse gehen zum Teil an die Organisation "Elephants of Africa".

Im November kam die Kollektion nun in ausgewählte Geschäfte.

Mehr zum Thema Sachsen: