Bei diesen Sammlern ist das ganze Jahr lang Ostern
Schkeuditz/leipzig - Die Sachsen sind Jäger und Sammler. Von Matchbox-Autos über Zollstöcke sammeln sie einfach alles. Darunter findet sich auch manch Kuriosum. Bei Wolfgang Sachse (77) und Edgar Hofmann (67) etwa scheint das ganze Jahr über Ostern zu sein. Denn während der eine Hähne hortet, ist der andere stets auf der Suche nach Eierbechern.
Völlig auf den Gockel gekommen

Leipzig - In der Regel wird der ausgeschlafene Sammler mit dem ersten Hahnenschrei wach. Glücklicherweise stehen die Gesellen in Wolfgang Sachses Wohnung aber stumm herum. Denn der Leipziger hat sich auf Hähne aus aller Welt spezialisiert. Inzwischen besitzt er rund 500.
Wenn er könnte, würde Wolfgang Sachse echte Hühner und Hähne halten. Aber der Platz gibt das nicht her. Weil er trotzdem nicht auf den Anblick der stolzen Tiere verzichten möchte, holt er sie sich eben ins Haus.
Sein Sammel-Objekt Nummer Eins stammt aus Russland und ist eine Keramikpfeife, „mit der man traditionell den Winter vertreibt“, erzählt Wolfgang Sachse. Gern brachte sich der ehemalige Ingenieur von seinen früheren Dienstreisen in die Sowjetunion Hähne als Andenken mit.

„Die wurden damals noch mit sehr viel Liebe zum Detail handgefertigt.“
Deshalb achtet er beim Sammeln auch darauf, möglichst originelle Unikate zu ergattern. So gehören seit Jahren vor allem Trödelmärkte zu seinen bevorzugten Jagdgebieten.
Dort fand er auch eine Tiffanylampe als Hahn. Überhaupt ist das majestätische Tier multifunktionell. „Ich habe es als Gießkanne, Sparbüchse, Salzstreuer und natürlich als Eierbecher“, zählt er auf. „Eine Parfümflasche suche ich dagegen noch.“
Und auch im Urlaub kann Wolfgang Sachse nicht von den Tieren lassen. In jedem fremden Land hat er nur Augen für Hähne. Er besitzt das Federvieh aus Holz, Glas, Porzellan, Papier, Blech, Bienenwachs sowie aus Edelsteinen.
Auf den Geschmack gekommen ist der Sammler bei Hähnen als Nudeln und Spekulatiuskeksen. Penibel genau führt der rüstige Rentner Buch über seine Errungenschaften und nummeriert sie.
Seine Eier gibt es nur in Silber

Schkeuditz - Früher galten Eierbecher als Luxusgut. Nur die Reichen konnten sie sich leisten, hoben dabei das Ei am liebsten auf einen kleinen verzierten Thron. Daran möchte Edgar Hofmann aus Schkeuditz erinnern. Er spürt seltene Silber-Eierbecher auf.
Seine Reviere sind Trödelmärkte. Dort hat er – ausgerüstet mit einer Lupe – ganz spezielle Becher im Blick. Den Sammler interessieren weder welche aus Porzellan, Ton oder Kunststoff.
Edgar Hofmann bevorzugt edle Stücke aus Silber oder silberverziert. „Meist sind sie mehr als hundert Jahre alt und kunstvoll graviert“, erklärt der Sammler und zeigt eines seiner schönsten Exemplare: ein Silberschmuckstück mit einer stilisierten Grille, die musiziert.
Häufig befinden sich auch Vornamen, Initialen oder Daten auf den Bechern.

„Sie wurden früher in erlauchten Kreisen gern als Taufgeschenk mit auf den Weg gegeben“, weiß Edgar Hofmann.
Seine Sammel-Leidenschaft ist dabei nicht ganz billig. Rund 50 bis 70 Euro muss er für einen Silberling in der Regel auf den Tisch legen.
Eine Ausnahme, ja eine Ausnahmeerscheinung ist ein Schildpatt-Eierbecher mit Silberintarsien aus dem 18. Jahrhundert. „Den entdeckte meine Frau auf dem Leipziger Trödelmarkt.“ Noch heute ist er froh darüber. Denn bei einem Preis von dreihundert Euro brauchte er ihren Segen.
Inzwischen besitzen Hofmanns über 100 Silber-Eierbecher, die sie fein säuberlich in Vitrinen aufbewahren. Einmal im Jahr werden sie auf Hochglanz poliert.
Kurios: Bei dem Ehepaar selbst kommen keine Eierbecher auf den Tisch. „Wir machen uns nichts aus Frühstückseiern“, erzählt Angelika Hofmann.
Fotos: Picture Point/Kerstin Kummer