Sogar 'ne Awo ist dabei! Zwickau wird zum Simson-Mekka

Von Frank Harnack
Zwickau - Blaue Abgasfähnchen, soweit das Auge reicht. Zweitakt-Motoren kreischen hochdrehend in den Nachmittag. Der Flugplatz in Zwickau kocht förmlich über vor Mopeds der Marke Simson. Star, Spatz Sperber, Schwalbe - alle sind sie da.
Wer genau hinhört, vernimmt zwischen dem ganzen Gekreisch von 1500 Mopeds das sanfte Blubbern eines Viertakters. Eine Touren-Awo, zusammen mit ihrer Schwester Sport-Awo das einzige Viertakt-Motorrad der DDR, hat den Weg nach Zwickau gefunden.
Oben drauf sitzt stolz wie ein König Max Pörschke (19). Zum ersten Mal ist der Bautzener mit seiner Awo in Zwickau beim Simsontreffen.
„Sechs Jahre habe ich daran gebastelt“, erzählt er.

Was es gekostet hat? „Darüber will ich lieber nicht nachdenken.“ Es war unheimlich schwer, an Ersatzteile wie Schutzblech oder Bremshebel ranzukommen.
Kein Wunder, die Awo-Produktion bei Simson endete auf Befehl von oben schon 1961. Trotz der großen Beliebtheit und enormen Nachfrage.
Pörschke ist mit seiner Awo ein Exot auf dem Simson-Treffen, das an diesem Wochenende seine 14. Auflage feiert und um die 7000 Leute anlocken wird. Die Beliebheit der DDR-Mopeds ist ungebrochen hoch.
„Weil man sie mit 15 schon fahren darf und sie 60 Kilometer pro Stunde schaffen“, sagt Veranstalter Dominic Würfel (30) als eine einfache Erklärung für die Popularität.
Das Treffen zeigt auch: erlaubt ist, was geht. Gechoppt, auf Hochglanz poliert oder zur reinrassigen Rennmaschine mutiert - Simson macht alles möglich.


Fotos: Sven Gleisberg