Irrer Hundeartikel führt Dresdner Wissenschaftler vor

Von Dominik Brüggemann
Dresden - Diese Behauptungen klingen irritierend: Schäferhund Rex soll einer der ersten DDR-Mauertoten gewesen sein. Die Wachhunde an der deutsch-deutschen Grenze sollen sogar direkte Nachfahren von Wachhunden aus den Konzentrationslagern Buchenwald und Sachsenhausen gewesen sein...
Mit dieser steilen Vergangenheitsthese des deutsch-deutschen Schäferhundes haben Wissenschaftler das angesehene Dresdner Hannah-Arendt-Institut gehörig geleimt.
Das Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden glaubte der wissenschaftlichen Arbeit und veröffentlichte sie. Das Problem: Die angeblichen Forschungsergebnisse sind komplett falsch.

„Sämtliche Belege dafür waren frei erfunden, aber es fragte auch niemand nach Belegen: Drei Generationen von totalitärer Gewalt, sowjetische DDR-Nazihunde, das klang einfach zu gut“, behauptet die anonyme Gruppe gegenüber dem Onlinemagazin Telepolis.de.
Im Text trauern die Autoren auch um mindestens 34 tote Diensthunde, „verschlissen in einem Krieg, der nicht der ihre war“. Sie schreiben von „Napfsoldaten der Grenztruppen“ und „Ob altdeutsche Einhoder oder Kettenhund mit spitzen Ohren - an den Leinen der Grenze war fast jedes Tier zu gebrauchen“.
Alles fand Eingang in die größtenteils erfundene Abhandlung der deutsch-deutschen Schäferhundgeschichte in totalitären Systemen.
Professor Uwe Backes (56), Stellvertretender Direktor des Dresdner Forschungsinstituts: „Wir sind noch dabei, den Fall aufzuklären, und werden uns danach mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit wenden.“
Die Verfasser des Artikels wollen nach eigenen Angaben auf die unkritische Arbeit in den Geisteswissenschaften hinweisen.
Insbesondere Abhandlungen über Tiere in der Politik seien zu hinterfragen, da sie nur als Stellvertreter auftreten. Frei nach Loriot: Der Hund kann überhaupt nicht sprechen.


Fotos: Ove Landgraf, Screenshot, Emmanuell Bonzami, Thomas Türpe