Steckt die Autobranche in einer Krise? Zulieferer müssen umdenken

Stuttgart - Elektromobilität, Carsharing, autonomes Fahren - die Autobranche muss sich massiven Veränderungen stellen. Das bringt auch das Geschäftsmodell vieler Zulieferer ins Wanken.
Die neuen Trends dürften unter anderem dafür sorgen, dass von den Zulieferern künftig eher Soft- als Hardware-Entwicklungen kommen müssen, erwarten beispielsweise die Autoexperten von Roland Berger und Lazard.
Die Beratungsunternehmen haben für ihre "Global Automotive Supplier Study 2018" nach eigenen Angaben rund 650 Unternehmen weltweit analysiert.
Sie gehen davon aus, dass bis 2025 etwa jedes dritte neu zugelassene Auto in Europa ein Elektrofahrzeug sein wird, in China sogar fast jedes zweite.
Alternative Mobilitätskonzepte wie das Carsharing dürften zudem 10 bis 15 Prozent des gesamten Pkw-Absatzes ausmachen.
Dazu kämen deutliche Fortschritte beim autonomen Fahren in den kommenden 15 bis 20 Jahren. Für die Zulieferer bedeute das: langsameres Wachstum, schnellerer technologischer Fortschritt, Software als Differenzierungsfaktor und mehr Druck auf Anbieter standardisierter Komponenten.

"Der Wandel zwingt die Zulieferer, gleichzeitig in alte und neue Technologien zu investieren", betonte Felix Mogge von Roland Berger. "Das ist für die meisten Zulieferer ein erheblicher finanzieller Kraftakt mit offenem Ausgang. Denn zeitgleich sinken die Margen vieler Produkte."
Im Gegenzug biete die voranschreitende Digitalisierung aber auch neue Chancen. Die Unternehmen müssten sich nun überlegen, mit welchem Mix aus Neu und Alt sie weiter wachsen könnten, mit welchen Partnern sie sich zusammentun könnten - und aus welchen Segmenten sie unter Umständen komplett aussteigen müssten.
Trotz der Entwicklungen bleibt aber eine Tatsache bestehen: Was mit Verbrennungsmotoren und konventionellen Getrieben zu tun habe, werde auf lange Sicht an Bedeutung verlieren.Das Geschäft zum Beispiel mit Sensoren, vor allem aber mit Batterietechnik, werde dagegen deutlich zulegen, heißt es in der Studie.
Denkbar sei daher eine Strategie, die zunächst auf eine Konsolidierung des bestehenden Marktes abziele. Darauf könne dann, solide finanziert, die Transformation aufbauen.
Fotos: DPA