Wie porno ist denn eigentlich Google geworden?

Stuttgart - Die ganze Welt diskutierte in den vergangenen Monaten über den Daten-Skandal bei Facebook. Doch was ist eigentlich bei Google los? Wenn man in der Suchmaschine gewisse Wörter eingibt, findet man frei zugänglich heftige Pornobilder - also auch für Jugendliche ein Kinderspiel!

Ohne Filtereinstellungen zeigt Google den Nutzern Hardcore-Porno-Bilder an.
Ohne Filtereinstellungen zeigt Google den Nutzern Hardcore-Porno-Bilder an.  © Screenshot/Google.de

Facebook-Chef Zuckerberg entschuldigte sich nach dem millionenfachen Datenmissbrauch mit Zeitungsanzeigen, das Unternehmen verlor laut Meedia innerhalb weniger Tage rund 100 Milliarden Dollar an Börsenwert. Die britische Firma Cambridge Analytica hatte sich unerlaubterweise die Daten von Millionen Usern verschafft.

Doch während alle Welt auf den Missbrauch von Nutzerdaten schaute, schlummert bei einem Internet-Giganten ein ganz anderer Skandal: Kinder und Jugendliche kommen nämlich mit der Google-Bildersuche problemlos an jugendgefährdende Fotos!

Denn wer dort Begriffe, wie etwa "Möse", "Fotze" oder "anal" sucht, findet mithilfe der Suchmaschine seitenweise Hardcore-Pornografie. Definitiv nichts für Kinderaugen!

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Doch nicht nur pornografische Bilder, auch solche mit drastischen Gewaltdarstellungen lassen sich in Sekunden finden. Dazu reicht schon das Suchwort "Enthauptung" aus. Sofort gibt es schreckliche Szenen, etwa von islamistischen Terroristen und ihren Geiseln, zu sehen.

Kommen Kinder und Jugendliche mit Google zu leicht an heftige Porno- und Gewaltbilder? TAG24 hat bei einer Expertin aus dem Umfeld des Chaos Computer Clubs Stuttgart nachgefragt, die anonym bleiben möchte. "Diesen 'Defekt' teilen sich Suchmaschinen mit anderen Medien, wie Büchern, Radio oder Fernsehen", so die Expertin.

Auch drastische Gewalt-Fotos spuckt die Suchmaschine aus.
Auch drastische Gewalt-Fotos spuckt die Suchmaschine aus.  © 123RF

Das Medium selber implementiere keinen Jugendschutz, sondern verbreite vor allem Informationen.

Und weiter: "Wenn in einem Haushalt mit Kindern pornografische Werke zugänglich liegen, sind weder Autor noch Verlag haftbar zu machen." Das Medium Google verbreitet also nur Informationen. Ist die in Deutschland mit Abstand am meisten genutzte Suchmaschine damit aus dem Schneider?

Immerhin nutzten laut dem Fachportal SEO United im vergangenen November weit über 94 Prozent der Deutschen Google, wenn sie etwas suchten. Das Portal ist mittlerweile dermaßen Teil unseres Alltags geworden, dass das Wort "googeln" es schon in den Duden geschafft hat.

Und weil nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche googeln, stellt sich die Frage: Was unternimmt Google, damit Kinder nicht so einfach Porno- und Gewalt-Bilder finden können?

Der Suchmaschinen-Betreiber selbst verweist gegenüber TAG24 auf seinen Suchfilter "SafeSearch", der Webseiten auf jugendgefährdende Inhalte überprüft. Den Jugendschutzfilter finden Eltern auf der Google-Startseite unter dem Menüpunkt "Einstellungen > Sucheinstellungen". In einer Stellungnahme schreibt uns der US-Konzern: "Wenn SafeSearch aktiviert ist, sollten die meisten Webseiten mit Pornografie und explizitem sexuellem Inhalt in den Suchergebnissen blockiert werden." Und tatsächlich: Nachdem der Filter eingeknipst wurde, sind Porno- und Blutbilder Geschichte.

Die Stuttgarter Expertin sieht solche Jugendschutzfilter jedoch kritisch: "Die funktionieren prinzipbedingt zu stark oder zu schwach - wenn eine Seite zum Beispiel noch nicht indiziert ist - und sie gewöhnen Kinder an eine Art Zensur. Das ist dem Aufwachsen in einem demokratischen Land mit freier Presse nicht zuträglich."

Sie spricht auch einen anderen Punkt an: Kinder und Jugendliche kommen ja nicht nur mit dem Desktop-PC oder dem Tablet ins Internet - sondern von überall aus mit dem Smartphone. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um dem Nachwuchs eines zu schenken?

"Ein Lehrer in unserem Umfeld drückt es sehr treffend aus: 'Sie können Ihrem Kind ein Smartphone geben, wenn Sie bereit sind, mit ihm über Pornografie zu reden'."

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