
Beim Aufräumen! Sächsin entdeckt Tellermine auf Dachboden
Von Eric Hofmann

Dresden - Seit Jahrzehnten schlummerte eine tödliche Gefahr auf dem Dachboden eines Bauernhofs. Nur zufällig fiel sie jetzt einer Köchin in die Hände.
40 Jahre lang war Ernst Zickler Bürgermeister von Reichenau (bei Kamenz). Später übernahm Tochter Charlotte Echterling (†100) den Hof, lebte dort fast bis zu ihrem Tod Ende 2016. Nun übernimmt ihr Nachfahre Giso Müller (39), sichert die Schätze zweier Weltkriege und saniert das Ensemble.
Auch seine Mutter Rosita Müller (59) packt mit an. Am Abend dann der Schock. „Ich habe den Dachboden entrümpelt“, sagt die Köchin.
„Am Balken hingen Schürzen, Hosenträger und Stangen.“ Dahinter steckte ein seltsames Paket, direkt zwischen Balken und Dach: „Das war in Ölpapier eingewickelt und richtig schwer.“
Trotz Warnung ihres Freundes schnappte sie sich das schwere Bündel, schafft es ins Freie und schnitt auf: Darin steckte eine alte Tellermine, mit scharfen Inhalt, aber ohne Zünder! Sohn Giso rief sofort die Polizei, die den Kampfmitteldienst alarmierte.
Doch wie kommt eine Mine unter den Dachbalken? „Charlottes Vater war ja seinerzeit der Bürgermeister“, erklärt Rosita Müller. „Nach dem Krieg mussten alle ihre Waffen zu ihm bringen. Er hat gesagt, er hätte nachher alle vernichtet, scheinbar war das nicht wirklich so.“
Aber auch ein spätes Vermächtnis der Truppen könnte die Mine sein: Im Ersten Weltkrieg musste Charlotte schon Soldaten, im Zweiten Weltkrieg der Wehrmacht Quartier bieten. Rosita Müller ist jetzt beim Aufräumen vorsichtiger: „Ich habe immer ein komisches Gefühl, wenn ich irgendetwas aufhebe...“


Fotos: Thomas Türpe