So viele arme Kinder leben wirklich in Thüringen

Erfurt/Gütersloh - Die Kinderarmut in Thüringen ist einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren zurückgegangen.
Dennoch liegt die Quote der Kinder in Hartz-IV-Familien im Freistaat immer noch über dem bundesweiten Schnitt, wie aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht.
Demnach wuchsen in Thüringen im vergangenen Jahr mehr als 48.600 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Familien auf, die Grundsicherungsleistungen bezogen. Das waren 3720 Mädchen und Jungen weniger als noch im Jahr 2011. Der Anteil der von Sozialleistungen lebenden Kinder verringerte sich damit um 2,1 Punkte auf 18 Prozent. Das ist der niedrigste Wert in Ostdeutschland.
In ganz Deutschland stieg der Anteil armer Kinder leicht auf 14,7 Prozent - mehr als 1,9 Millionen Jungen und Mädchen. Besonders von Armut betroffen sind Familien mit alleinerziehenden Eltern und in Familien mit drei und mehr Kindern. Sie hätten häufig kein eigenes Zimmer, keinen Rückzugsort für Schularbeiten und würden kaum oder gar kein Obst und Gemüse essen.
Bei der Kinderarmut gibt es in Thüringen erhebliche regionale Unterschiede. Besonders hoch ist sie in den Städten. In Gera etwa lebte 2015 mehr als jedes vierte Kind in ärmlichen Verhältnissen. Auch in der Landeshauptstadt Erfurt (24,2 Prozent) und in Eisenach (20,3 Prozent) lag der Anteil relativ hoch. Die wenigsten Kinder in Bedarfsgemeinschaften gab es der Erhebung zufolge im Eichsfeld und im Kreis Hildburghausen (jeweils 8,4 Prozent) sowie im Wartburgkreis (8,8 Prozent).
Viele arme Kinder lebten zudem über einen längeren Zeitraum von Sozialleistungen. Den Angaben zufolge ist in Thüringen mehr als die Hälfte der Jungen und Mädchen (53,6 Prozent) im Alter von 7 bis unter 15 Jahren mehr als drei Jahre auf Grundsicherung angewiesen.
Andauernde Armutserfahrungen wirkten sich besonders negativ auf die Entwicklung von Kindern und deren Bildungschancen aus, hieß es.
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