Prozess gegen Drogen-Trio platzt: U-Häftling frei, weil sein Kumpel Papa wird
Görlitz - So schnell kann's gehen. Am Landgericht Görlitz platzte am Mittwoch ein Prozess, weil die drei Angeklagten nacheinander "ausfielen". Innerhalb von 15 Minuten kamen der Justiz die mutmaßlichen Täter abhanden.
Eigentlich sollte die Jugendkammer gegen Ahmad A. (20), Salem R. (25) und Jafar S. (21) verhandeln. Der Palästinenser Ahmad soll über 100 Kilo Hasch in Görlitz verkauft haben. Laut Anklage half Salem ihm dabei. Überdies ist der Staatsanwalt sicher, dass Jafar aus Afghanistan und Ahmad bei einer Schlägerei am Marienplatz einem Mann den Kiefer brachen. Soweit die Theorie.
Doch die Praxis am Landgericht sah ganz anders aus: Nur der Platz von Ahmad war auf der Anklagebank besetzt. Der Mann wurde von Justizbeamten aus der U-Haft vorgeführt. Von Salem und Jafar aber fehlte jede Spur.
Die anwesenden, vergeblich wartenden Juristen, also Staatsanwalt, Richter und Pflichtverteidiger, vermuteten, Jafar sei schon wieder in Afghanistan. Und der Palästinenser Salem ließ plötzlich per Telefon ausrichten, er sei im Kreißsaal. Seine Frau würde ein Kind bekommen.
Und weil es sinnfrei ist, nur gegen einen Angeklagten zu verhandeln, setzte der Richter den Prozess nicht nur aus, sondern entließ Ahmad sogar aus der U-Haft. Immerhin mit der Auflage, sich jeden Mittwoch bei der Polizei zu melden.
Wann der Prozess erneut angesetzt wird, steht in den Sternen. Der Versuch am Mittwoch jedenfalls scheiterte krachend.
"Alles wieder auf null", kommentierte denn auch Richter Hauke Hinrichs.