Wegen Metallurne! Diebe nehmen den Toten gleich mit

Von Eric Hofmann
Görlitz - Ihr Name zierte einst Straßen, die alte Villa und Fabrik sind jedem Görlitzer ein Begriff. Die Familie Hagspihl ist im frühen 20. Jahrhundert eng mit der Neißestadt verbunden, ihr Grab steht deshalb unter Denkmalschutz. Doch Diebe hatten keinen Sinn für die Stadthistorie.
Guido Hagspihl hatte es weit gebracht in Görlitz: Bis zu seinem Tod 1915 hatte er seine Presshefe, Sprit- und Malzfabrik in der Bautzner Straße zu einer der florierendsten Firmen der Stadt entwickelt, zog in den Görlitzer Stadtrat ein, erhielt dort den Ehrentitel Stadtältester.
Auch sein Enkel Friedrich Wilhelm Hagspihl arbeitete als Kaufmann in der Fabrik. Diese hatte sein Vater übernommen.

Allerdings wurde Friedrich Wilhelm nur 24 Jahre alt, verstarb 1927 und wurde nach seiner Einäscherung in der prunkvollen Grabanlage auf dem Görlitzer Stadtfriedhof bestattet.
Nun ist die Urne verschwunden, nur der leere Sockel steht noch in der Anlage. „Unbekannte Täter entwendeten sie von der denkmalgeschützten Grabstelle“, sagt Polizeisprecherin Martyna Fleischmann.
„Die Urne hatte einen Wert von etwa 1000 Euro.“ Viel furchtbarer aber der Verlust der Überreste des verstorbenen Görlitzers, die sich noch immer in der Urne befanden.
Die Kripo hat die Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe aufgenommen.
Der Klau menschlicher Überreste durch mutmaßliche Metalldiebe ist kein Einzelfall: Bereits am 13. März verschwanden drei Urnen vom Zittauer Friedhof.

Fotos: privat, Pawel Sosnowski