Vorsicht! So gefährlich sind alltägliche Medikamente

Sachsen - Die Werbung ist harmlos und verheißungsvoll: Bei Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder auch schon beim kleinsten Zipperlein einfach das entsprechende Mittelchen nehmen und schon geht es uns wieder gut.
Was die Werbung nicht verrät: die Risiken und Nebenwirkungen eines Medikamentes. Zu denen sollen wir dann den Arzt oder Apotheker fragen.
Aber sagen die uns die Wahrheit?
Frei verkäufliche Schmerzmittel wie Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen werden bedenkenlos geschluckt. Schließlich sind die Produkte und ihre Wirkung bekannt. Was soll da schon passieren.
Auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Präparate wie Diclofenac oder Omeprazol zur Behandlung von Magengeschwüren werden ohne Weiteres eingenommen.
Und was Eltern ihren Kindern wirklich antun, wenn sie ihnen zur Behandlung vermeintlicher Hyperaktivität oder bei zu geringer Aufmerksamkeit Ritalin geben, steht zwar auf dem Beipackzettel. Nur liest den kaum jemand.
Dabei sind die Nebenwirkungen all dieser Pillen, Kapseln, Tropfen und Tabletten nicht ohne. Kopfschmerzen sind da noch das Harmloseste.
Geschätzt 2000 sterben in Deutschland pro Jahr allein an den Nebenwirkungen, die von Schmerzmitteln verursacht werden. Bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt vermutet schließlich kaum jemand, dass die mögliche Ursache ein Schmerzmittel sein könnte.
Insgesamt wird von rund 60.000 Menschen ausgegangen, die durch Arzneimittelnebenwirkungen sterben.

Lebensbedrohlichen Nebenwirkungen können also nicht ausgeschlossen werden.
Vor allem dann nicht, wenn die tägliche Höchstdosis überschritten wird oder der Einnahmezeitraum zu lang ist. Auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneien sind möglich.
Rund 100.000 behördlich zugelassene Arzneimittel gibt es in Deutschland. Und die Deutschen konsumieren fleißig: die etwa 70 Millionen gesetzlich Versicherten verbrauchen pro Jahr zirka 650 Millionen Arzneimittelpackungen. Das macht pro Patient pro Tag eine durchschnittliche Dosis von 1,5 Einheiten.
Hier einige Wirkstoffe und Präparate sowie deren mögliche Nebenwirkungen:
Aspirin: Magen-Darm-Blutungen, Hirnblutungen, Nierenversagen, Atemnot; Herzpatienten sollten im Umgang mit Aspirin vorsichtig sein (eine geringe Dosis soll angeblich das Herzinfarkt-Risiko senken, doch die eingenommene Dosis ist oft viel höher)
Paracetamol: Leberversagen, Bluthochdruck
Ibuprofen: Magen-Darm-Durchbruch, Asthma-Anfälle, Nierenversagen, Herzinfarkt
Diclofenac: Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Blutungen, Nieren- und Leberversagen, Herzinfarkt, Schlaganfall
Omeprazol (bei Sodbrennen): blockiert bei längerer Einnahme die Aufnahme wichtiger Mineralien (Magnesium, Kalzium, Kalium), die Defizite können zu Krämpfen und Herzrhythmusstörungen führen; außerdem möglich: Hautreaktionen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen, Hör- und Geschmacksstörungen
Ritalin: die Droge fördert die Konzentration, macht aber depressiv; bei Kindern: gestörtes Wachstum, gestörte Gehirnaktivität, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Angst, Nervosität, Depression, Tics, Drehschwindel und Zähneknirschen
Antidepressiva: Trizyklische Antidepressiva (TZA): Mundtrockenheit, Verstopfung, Herz-Kreislauf-Probleme; bei Demenzpatienten kann der Verlust kognitiver Fähigkeiten beschleunigt werden; bei Kindern und Jugendlichen können Aggressionen ausgelöst werden
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, sexuelle Lustlosigkeit; bei älteren Patienten mit geringer Knochendichte besteht außerdem das Risiko, öfter und schneller zu stürzen
Paroxetin: Feindseligkeit; bei Kindern mit Zwangsstörungen kann die Feindseligkeit regelrecht explodieren
Benzodiazepine (angstlösenden Beruhigungs- und Schlafmittel): hochwirksam, dafür mit hohem Suchtpotenzial; schon geringe Dosen führen zu Konzentrationsschwäche und emotionaler Abstumpfung, die langjährige Einnahme macht sozial und sexuell desinteressiert; werden oft als Rauschdroge oder für K.O.-Tropfen missbraucht); laut "Zentrum der Gesundheit" reicht schon die Einnahme von weniger als zwei Schlaftabletten pro Monat, um die Gefahr eines verfrühten Todes zu verdreifachen
Antibiotika: schädigen Darmflora und Immunsystem; lösen Allergien und Pilzinfektionen aus; Kinder, die als Baby Antibiotika bekommen, haben ein hohes Asthma-Risiko
Schilddrüsenmedikamente: bei Schilddrüsenunterfunktion wird oft Levothyroxin eingesetzt, doch die falsche Dosierung kann Herzjagen, Schwitzen und Zittern auslösen, also typische Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion
Betablocker (bei Bluthochdruck, Infarkten, Herzschwäche): langsamer Puls, Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen, Durchfall, Überzuckerung, Schwindelgefühle; außerdem: Brustschmerzen, Depressionen, Schlaflosigkeit, Herzjagen (traten aber auch bei Patienten nach Einnahme eines Scheinmedikamentes auf)
ACE-Hemmer (Blutdrucksenker): Husten, Heiserkeit, Atemnot, Blutdruckabfall, Nierenversagen, starke Immunreaktionen, Lichtempfindlichkeiten
ACE-Hemmer und gleichzeitige Einnahme von Allopurinol (Gicht-Medikament): anaphylaktischer Schock, Verkrampfung der Herzkranzgefäße
Statine (zur Senkung des Cholesterin-Spiegels bei Stoffwechselstörungen): erhöhtes Diabetes-Risiko; außerdem: Muskelschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Verdauungsbeschwerden
Manche Medikamente können Depressionen verursachen, auch als Nebenwirkung. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA geht von etwa 50 Arzneimittelwirkstoffen aus, die die Psyche dahingehend beeinträchtigen. Außerdem stuften britische Forscher mindestens 110 verschiedene Medikamente als depressionsauslösend ein, einige davon erhöhen sogar das Selbstmord-Risiko. Die vollständige Liste wurde im Fachmagazin "BMC Pharmacology and Toxicology" veröffentlicht.
Welche Medikamente (zum Beispiel Akne-, Hepatitis-Medikamente, Haarausfall-Mittel, Antibabypille) Depressionen auslösen können, ist bei SOTT.net gelistet.
Titelfoto: Friso Gentsch/dpa