So schützen sich Wildschweine vor bissigen Wölfen!

Der Wolf bedroht immer mehr die Wildschweine, trauen sich aber an größere Gruppen nicht heran.
Der Wolf bedroht immer mehr die Wildschweine, trauen sich aber an größere Gruppen nicht heran.

Von Jan Berger

Bautzen - Als Schutzmaßnahme gegen den Wolf ändern die Wildschweine zunehmend ihr Sozialverhalten: Sie bilden riesige Kampfrotten.

Das beobachten verstärkt die Jäger aus Ostsachsen. Große Gruppen mit etwa 30 Tieren sind schon lange keine Seltenheit mehr.

Ursprünglich hofften die Jäger, dass ihnen der Wolf dabei helfe, den Schwarzwildbestand zu regulieren. „Doch das Gegenteil scheint der Fall“, berichtet Lothar Jentschel (61), Chef des Kreisjagdverbandes Bautzen.

„Die Wildschweine leben jetzt in größeren Familienverbänden. Somit ist es für den Wolf viel schwerer, ein Opfer zu finden.“

Denn bei einem Angriff wehren sich die Bachen und beißen schnell mal zu. Jentschel: „Da ist richtig viel Bums im Kiefer.“

Wildschweine haben einen cleveren Trick gefunden, um sich vor ihren Feinden zu schützen.
Wildschweine haben einen cleveren Trick gefunden, um sich vor ihren Feinden zu schützen.

Und viele Verteidiger scheut der Wolf. Gewöhnlicherweise zählt eine Mutterfamilie zwischen zehn und zwölf, maximal 15 Tieren. Laut Wikipedia sind 20er-Rotten die absolute Ausnahme. Doch nicht mehr in Ostsachsen.

In einer Vollmondnacht traf Lothar Jentschel bei Klitten auf eine Rotte ungeahnten Ausmaßes: „Bei 48 habe ich dann aufgehört zu zählen.“

Von Kollegen hört er ähnliche Berichte. Als kürzlich bei Milkel ein Maisfeld geerntet wurde, kam eine Rotte mit 25 Tieren raus. Auch andere Wildarten vergrößern inzwischen ihre Familienverbände.

Im vergangenen Jahr schossen die Bautzener Jäger 2900 Schwarzkittel - 100 mehr als im Vorjahr. Doch die Bauern jammern über immer größere Schäden in den Feldern, natürlich auch wegen der Riesenrotten.

Daran sind die Landwirte aber auch nicht ganz schuldlos, weil sie bevorzugt Mais und Raps anbauen. Lothar Jentschel: „Das ist für eine Schwarzwildfamilie immer ein paradiesisches und verlockendes Futterangebot.“

Fotos: imago/stock[&]people, Holm Helis