Gas-Mangel! Uniper-Chef spricht drohende Wahrheit aus: "Es kommt eine sehr, sehr große, hohe Preiswelle"
Düsseldorf - Der Konzern Uniper ist Deutschlands größter Gasimporteur. Wegen der Drosselung russischer Energielieferungen hat der Milliarden-Riese einen Antrag auf staatliche Unterstützung gestellt.
Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach (60) betonte am Freitag die Dringlichkeit schneller Hilfe.
"Uniper erfährt tägliche Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich - eine Situation, die für uns nicht länger durchhaltbar ist", sagte der Manager.
Die Firma sei in eine "besonders prekäre Situation" geraten.
Ginge es weiter wie bisher, könnte der Firma bis zum Jahresende wegen gestiegener Gas-Beschaffungskosten ein Verlust von 10 Milliarden Euro drohen.
Uniper machen derzeit langfristige Verträge mit Stadtwerken und Industriekunden zu schaffen - wegen der weggebrochenen Mengen aus Russland muss Uniper teures Gas einkaufen, um diese Verträge bedienen zu können. Daher sind die Zahlen tiefrot.
Die Gaspreise dürften bald rasch teurer werden.
"Unsere Kunden werden wir schon nächste Woche über die aktuelle Lage informieren und darüber in Kenntnis setzen, dass deutliche Preiserhöhungen zu erwarten sind", sagte Maubach.
Auf die Frage nach den Folgen der allgemeinen Gasmarkt-Situation für die deutsche Bevölkerung sagte Maubach: "Es kommt eine sehr, sehr große, hohe Preiswelle auf die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher zu."
Staat könnte mehr als 30 Prozent von Uniper übernehmen
Wie Uniper Geld erhält und Schulden zurückzahlt, ist noch offen. Entweder der Konzern reicht höhere Kosten an seine Kunden weiter oder es gibt ein Umlagesystem, an dem die Allgemeinheit beteiligt würde.
Absehbar ist zudem, dass der Bund als Anteilseigner einspringt und die Firma damit - wie schon in der Corona-Krise der Lufthansa - einem strauchelnden deutschen Konzern unter die Arme greift.
"Wir reden nicht von 5 oder 10 Prozent", sagte Maubach, es gehe vielmehr um "eine relevante Eigenkapitalbeteiligung". Laut Handelsblatt könnten es mehr als 30 Prozent sein.
"In Einzelfällen werden wir Lieferkürzungen im Rahmen bestehender Verträge nicht ausschließen können - die Situation lässt uns keine Wahl."
Solche Kürzungen wären das "allerallerletzte Mittel", sagte der Vorstandschef. Uniper müsste solche Kürzungen bei der Bundesnetzagentur beantragen und genehmigen lassen.
Wie prekär ist die Situation bei Uniper? "Wir stehen nicht kurz vor einer Pleite", sagte Maubach und zeigte sich optimistisch, dass Uniper die derzeitige Schieflage dank der Gesetzesänderung überwinden werde.
"Ich habe die Zuversicht, dass sich Uniper stabilisiert und einen entscheidenden Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung in Deutschland leisten kann."
Uniper bereits 2021 mit Milliarden-Verlust
Unipers finnischer Hauptaktionär, der rund 78 Prozent des Grundkapitals hält, führt einer Mitteilung zufolge ebenfalls Gespräche mit der Bundesregierung zu den negativen Auswirkungen der aktuellen Gaslieferbeschränkungen auf Uniper.
Der Vorschlag von Fortum sehe einen Umbau von Uniper vor - mit dem Ziel, eine Versorgungssicherheitsgesellschaft im Eigentum des Bundes zu gründen.
Bundestag und Bundesrat hatten zuvor gesetzliche Änderungen beschlossen, um mögliche Hilfen des Bundes für angeschlagene Energieunternehmen wie Uniper zu erleichtern.
Ein milliardenschwerer Einstieg des Bundes bei Uniper über eine Beteiligung beim Eigenkapital sei möglich. Denkbar sei aber auch ein Mix mit der Möglichkeit, dass Uniper hohe Preissteigerungen beim Gaseinkauf an die Kunden weitergebe.
Uniper hat rund 11.500 Beschäftigte, die Zentrale ist in Düsseldorf.
Das Unternehmen wurde 2016 von Eon abgespalten - bei Eon blieben zukunftsträchtige Geschäfte mit den Netzen, Energie-Dienstleistungen und Ökoenergien, bei Uniper hingegen das Geschäft mit fossilen Energien. Kritiker sprachen von einer "Bad Bank", die Eon durch die Abspaltung loswerden wollte.
Uniper ist der größte deutsche Gasimporteur, außerdem betreibt die Firma Gas- und Kohlekraftwerke sowie Gasspeicher. Im vergangenen Jahr machte der Konzern rund 164 Milliarden Euro Umsatz, wobei er einen Verlust von 4,1 Milliarden Euro einfuhr. Zu den Energiekunden gehören zahlreiche Stadtwerke und größere Industriefirmen.
Titelfoto: Roberto Pfeil/dpa