"Ever Given": Wie die Geschichte des Schiffes, das den Suezkanal verstopfte, weiterging

Sues - Hand aufs Herz, könnt Ihr ohne lange darüber nachzudenken sagen, was 2021 neben Corona noch so Bedeutendes auf der Welt passiert ist? Viel war es nicht, das stimmt, aber an dieses Ereignis aus dem März werden wir uns sicher noch lange erinnern.

Nichts ging mehr im März für die "Ever Given" auf dem Suezkanal.
Nichts ging mehr im März für die "Ever Given" auf dem Suezkanal.  © Samuel Mohsen/dpa

Am 23. März verkeilte sich das Containerschiff "Ever Given" auf seinem Weg von China nach Rotterdam im Suezkanal und brachte den Schiffsverkehr in einer der wichtigsten Adern der Weltwirtschaft vollends zum Erliegen.

Knapp 420 Schiffe stauten sich über sechs Tage in beide Richtungen, erst dann konnte der 400 Meter lange Koloss mithilfe von Baggern und Schleppern wieder freigesetzt werden.

Nach Freigabe des Kanals löste sich der Stau langsam wieder auf, während für das Schiff eine wahre Odyssee begann.

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Zunächst wurde es in den Großen Bittersee zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Kanals gebracht und dort an der Weiterfahrt gehindert. "Wir haben viel Mühe und Arbeit in die Rettung des Schiffs gesteckt. Wir haben täglich Einnahmen verloren. Uns steht eine Entschädigung zu", schimpfte Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, Anfang April gegenüber staatlichen ägyptischen Nachrichtenseite Al-Ahram.

Ein Zustand, an dem sich auch acht Wochen später noch nichts verändert hatte. Während die japanische Leasingfirma die Schuld auf die Kanalbehörde schob - man hätte die Durchfahrt der "Ever Given" bei schlechtem Wetter gar nicht erlauben dürfen - beharrte diese weiter auf Schadensersatzforderungen von 600 Millionen Dollar (ursprünglich waren es gar mal 900 gewesen) und wies sämtliche Schuld von sich.

Klärung der Schuldfrage und feierliche Verabschiedung der "Ever Given"

Von Fontänen begleitet konnte es im Juli endlich weitergehen.
Von Fontänen begleitet konnte es im Juli endlich weitergehen.  © Hassan Mohamed/dpa

Wenige Tage später rückte dann der Kapitän des Containerschiffes ins Fadenkreuz der Kanalbehörde. Sie machte ihn direkt für das Unglück verantwortlich. "Laut Aufzeichnungen drehte das Schiff bei der Einfahrt des Kanals nach rechts, und der Kapitän wollte es zurück zur Mitte lenken", so der führende Ermittler Sajid Schaischa.

"Er gab zu viele Befehle in sehr kurzer Zeit, etwa acht Befehle in zwölf Minuten, was dem Schiff nicht genug Zeit zur Ausführung lässt. Das Schiff ist sehr groß und es reagiert langsam."

Der britische Versicherer des Schiffes sprach der Behörde in einem Statement wiederum eine Mitschuld zu. "Während der Kapitän letztlich für das Schiff verantwortlich ist, wird die Durchfahrt durch den Kanal im Konvoi durch Lotsen sowie die Schiffsverkehrsleitung der Kanalbehörde kontrolliert."

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Am 23. Juni, und damit einen weiteren Monat später, vermeldeten die Nachrichtenagenturen dann, dass sich die Anwälte des Eigentümers und die ägyptische Kanalbehörde grundsätzlich geeinigt hätten. Am 7. Juli wurde der Vertrag bei einem Festakt feierlich unterschrieben und die "Ever Given" mit Wasserfontänen verabschiedet.

Die "Ever Given" kann es doch noch: Problemlose Suezkanal-Durchfahrt

Vier Monate nach den verhängnisvollen Ereignissen erreichte das Schiff endlich seinen Zielhafen Rotterdam.
Vier Monate nach den verhängnisvollen Ereignissen erreichte das Schiff endlich seinen Zielhafen Rotterdam.  © Remko De Waal/ANP/dpa

Vier Monate nach der Blockade legte das mit 14.000 Containern beladene Schiff - in ihnen befanden sich unter anderem Ersatzteile für Autos, Fahrräder, Kalender, Gartenmöbel, Kleidung und Lebensmittel - am 29. Juli schlussendlich an seinem Zielort Rotterdam an.

Nach einigen Zwischenstopps durchquerte es am 20. August auf seinem Weg von Großbritannien nach China erstmals wieder den Suezkanal. Zwei Schlepper begleiteten zur Sicherheit die insgesamt 22. Durchfahrt der "Ever Given".

Alles lief problemlos, wie auch zuletzt am 12. Dezember, als es Richtung Rotterdam ging.

Übrigens: Mit der 225 Meter langen "Coral Crystal" verstopfte am 9. September wieder kurzfristig ein Schiff den Kanal, als es auf Grund lief. Vier nachfolgende Schiffe mussten halten, kurze Zeit später war das Problem aber wieder gelöst.

Titelfoto: -/European Space Imaging/dpa

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