Wichtigster Gas-Importeur Deutschlands: Verstaatlichung von Uniper rückt näher

Düsseldorf/Espoo – Die Bundesregierung, der Energiekonzern Uniper und der bisherige Uniper-Mehrheitseigentümer Fortum haben sich auf eine weitgehende Verstaatlichung von Uniper verständigt.

Die Uniper-Zentrale in Düsseldorf: Ist die Verstaatlichung in greifbarer Nähe?
Die Uniper-Zentrale in Düsseldorf: Ist die Verstaatlichung in greifbarer Nähe?  © Federico Gambarini/dpa

Am Mittwoch wurde ein entsprechendes Stabilisierungspaket für Uniper unterzeichnet, wie das Unternehmen in Düsseldorf mitteilte. Es sehe eine Kapitalerhöhung und den Erwerb der Uniper-Anteile von Fortum vor, berichtete Fortum. Anschließend werde der Bund etwa 98,5 Prozent der Anteile an Uniper besitzen.

Die staatliche KfW-Bank werde Uniper Finanzmittel entsprechend ihrem Liquiditätsbedarf zur Verfügung stellen, berichtete Uniper weiter. Dazu zähle auch die Ablösung einer Kreditlinie von Fortum, die aus einem Gesellschafterdarlehen in Höhe von vier Milliarden Euro sowie einer sogenannten Garantielinie in Höhe von ebenfalls vier Milliarden Euro bestehe.

Die Stabilisierungsmaßnahmen stehen noch unter Vorbehalt. So stünden noch Genehmigungen der EU-Kommission aus.

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Im vierten Quartal 2022 soll eine außerordentliche Uniper-Hauptversammlung die Maßnahmen beschließen.

Uniper leidet unter Gaslieferungs-Stopp aus Russland

Uniper macht derzeit Verluste in Millionenhöhe.
Uniper macht derzeit Verluste in Millionenhöhe.  © Oliver Berg/dpa

Fortum hält derzeit knapp 78 Prozent an Uniper. Fortum selbst gehört zu knapp 51 Prozent dem finnischen Staat. Schon im Juli hatten sich die Bundesregierung, Uniper und Fortum auf ein milliardenschweres Rettungspaket geeinigt. Es hatte bereits eine Minderheitsbeteiligung des Bundes vorgesehen.

Am 14. September hatte Uniper mitgeteilt, dass bei den Gesprächen über das Stabilisierungspaket auch eine Kapitalerhöhung geprüft werde, die zu einer "signifikanten Mehrheitsbeteiligung" des Bundes an Uniper führen würde.

Uniper ist in Schieflage geraten, weil Russland kein Gas mehr nach Deutschland pumpt. Der Gas-Großhändler ist Lieferant für über 100 Stadtwerke und große Unternehmen und spielt damit eine zentrale Rolle für die Erdgasversorgung von Deutschland.

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Das aus Russland fehlende Gas muss sich das Unternehmen jetzt teuer auf dem Gasmarkt kaufen.

Zuletzt hatte Uniper von täglichen Verlusten in Höhe von über 100 Millionen Euro gesprochen.

Bund kauft Anteile, Aktie bricht ein

An der Börse in Frankfurt verzeichnete man einen Einbruch der Uniper-Aktie. (Symbolbild)
An der Börse in Frankfurt verzeichnete man einen Einbruch der Uniper-Aktie. (Symbolbild)  © Arne Dedert/dpa

Der Bund kauft Unipers finnischem Großaktionär Fortum seine Beteiligung an dem Düsseldorfer Energieversorger für einen Bruchteil seines ursprünglich getätigten Investments ab.

Der Staat zahle für Fortums Anteile 480 Millionen Euro, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) am Mittwoch in Berlin. Damit verliert der finnische Konzern einen Großteil seines Investments. Dieses belief sich laut Habeck auf 8 Milliarden Euro.

Die für die Verstaatlichung benötigten Gelder sollen von der staatlichen KfW-Bank kommen, wie Habeck sagte.

Die Verstaatlichung scheint allerdings direkte Auswirkungen auf die Papiere des angeschlagenen Energiekonzerns Uniper zu haben. Im frühen Xetra-Handel ging es zunächst um fast 21 Prozent auf 3,314 Euro zurück. Anschließend folgte eine Verlustbegrenzung auf 3,572 Euro, bevor das Minus wieder etwas deutlicher wurde. Der Kursverlust der Anteile beläuft sich in diesem Jahr aktuell auf 92 Prozent.

Eine zuvor angekündigte Kapitalerhöhung beläuft sich auf 8 Milliarden Euro. Die Kapitalerhöhung ist zu einem Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre geplant. Damit kommt es zur von Marktteilnehmern bereits befürchteten Verwässerung bei den Altaktionären von Uniper.

Originalmeldung vom 21. September 2022, 8.46 Uhr; zuletzt aktualisiert: 21. September 2022, 10.20 Uhr

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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