
Wohnungsnot: Satte Gewinne und extrem hohe Mieten
Immobilienboom in Hessen bei gleichzeitiger Wohnungsnot: Mieten für Neubauwohnungen extrem hoch
Frankfurt - Der Immobilienboom in Hessen treibt die Bauwirtschaft weiter an.

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz in der Branche auf rund acht Milliarden Euro, wie der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.
Das entsprach einem Plus von 8,1 Prozent gemessen am Jahr 2017, als die Bauwirtschaft 7,4 Milliarden Euro Erlös erzielte.
Im vergangenen Jahr habe vor allem der Bau von Gebäuden für die Wirtschaft sowie der Wohnungsbau zugelegt, hieß es. Das milde Wetter im Dezember half der Branche zusätzlich.
Der öffentliche und der Verkehrsbau seien hingegen hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Für das laufende Jahr geht die Branche von weiteren Zuwächsen aus – gerade im Wohnungsbau.
Die Nachfrage nach Immobilien bleibe vor allem im Ballungsraum Rhein-Main, aber auch in der Region Kassel und weiteren hessischen Hochschulstädten hoch, während es zugleich an Bauland mangele.
Luxuswohnungen statt bezahlbarem Wohnraum

Den satten Gewinnen der Baubranche steht der eklatante Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den hessischen Ballungszentren gegenüber.
Insbesondere die Mainmetropole Frankfurt ist von dieser Wohnungsnot betroffen.
Erst kürzlich zeigte eine Studie, dass der Mangel an bezahlbaren Wohnungen auch durch Neubauten nicht unbedingt gelindert wird. Berechnungen, die der Immobilienmarktspezialist "empirica-systeme" im Auftrag des ARD-Magazins Panorama durchgeführt hat, kommen zu einem sehr ernüchternden Ergebnis. Neubauwohnungen in Frankfurt sind für Gering- und Durchschnittsverdiener demnach kaum mehr bezahlbar.
Laut der Studie kostet eine durchschnittliche Drei-Zimmer-Neubauwohnung in Frankfurt monatlich 1450 Euro Miete (TAG24 berichtete).
Hinzu kommt, dass diverse aktuelle Bauprojekte wie auch Projekte der jüngeren Vergangenheit in Frankfurt es eben nicht zum Ziel haben beziehungsweise hatten, Wohnungen für Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen zu schaffen. Vielmehr waren und sind Luxuswohnungen im oberen Preissegment das Ziel dieser Bauvorhaben. Die sogenannte Neue Altstadt von Frankfurt ist hierfür ein gutes Beispiel.
Inzwischen regt sich jedoch zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen die Wohnungsnot in Frankfurt.
Die Initiative "Mietentscheid Frankfurt" will die Stadt per Bürgerbegehren zum gesteigerten Bau von gefördertem Wohnraum zwingen.

Fotos: TAG24/Florian Gürtler, 123RF/DPA (Fotomontage), dpa/Frank Rumpenhorst