Töpfchentraining: Mit diesen Tipps wird das Kind sauber und trocken

Der Prozess des "Sauberwerdens" ist für die meisten Kinder eine schwierige und häufig auch langwierige Aufgabe. Was bisher automatisch passierte, soll nun allmählich aktiv gesteuert werden. Mithilfe des Töpfchentrainings können die Kleinen an die typischen Toilettengänge herangeführt werden und machen damit einen großen Schritt in Richtung Selbständigkeit.

Mit Geduld und Übung ist die Zeit des Windelwechselns auch irgendwann vorbei.
Mit Geduld und Übung ist die Zeit des Windelwechselns auch irgendwann vorbei.  © 123RF/lopolo

So wie bei vielen anderen Dingen gilt auch beim Töpfchentraining, die Ruhe zu bewahren und sich selbst und besonders dem Kind keinen Stress zu machen.

Wenn man sich überlegt, was so ein junger Mensch allein in den ersten Monaten bzw. Jahren seines Lebens alles lernt - sei es das Sitzen, Krabbeln, Stehen, Laufen, Essen, Sprechen, Anziehen - kann man schon von einer echten Meisterleistung reden.

Dabei ist jedes Kind anders und lernt mit seiner eigenen Geschwindigkeit. Es gibt keinen genauen Zeitplan, ab oder bis wann ein Kind eine bestimmte Sache gelernt haben muss. Es sollten nämlich immer auch die äußeren Bedingungen mit einbezogen werden.

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Steht zum Beispiel ein Umzug an? Bekommt das Kind ein kleines Geschwisterchen? Gibt es Änderungen im Kita-Alltag? All das sind Situationen, die für viele Kinder zusätzlichen Stress bedeuten können.

Somit sollte jedem klar sein, dass die Sauberkeitsentwicklung nicht von heute auf morgen gelingt und es vermutlich den einen oder anderen Rückschlag geben wird. Doch irgendwann ist auch dieser Prozess geschafft. Das Kind hat einen weiteren Schritt in Richtung Selbständigkeit gemacht und kann zu Recht stolz auf sich sein.

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Infos für Schnellleser im Überblick:

  • Das Töpfchentraining sollte keineswegs unter Stress bzw. mit Zwang erfolgen.
  • Erst, wenn die körperlichen Voraussetzungen so weit entwickelt sind, dass das Kind einen Druck auf Blase bzw. Darm bewusst wahrnimmt, lohnt es sich, mit der Toilettennutzung zu beginnen.
  • Für das Töpfchentraining eignen sich neben dem allseits bekannten Topf auch Toilettenaufsätze oder spezielle Kinder-WCs.
  • Für Fragen rund um die Entwicklung des Nachwuchses sind unter anderem Kinderärzte die richtigen Ansprechpartner.

Töpfchentraining: Ab wann ist es sinnvoll?

Ein sehr eindeutiges Anzeichen in Richtung Sauberkeit ist, wenn das Kind keine Windeln mehr tragen möchte.
Ein sehr eindeutiges Anzeichen in Richtung Sauberkeit ist, wenn das Kind keine Windeln mehr tragen möchte.  © 123rf/aaalll3110

Bei Babys passiert die Ausscheidung von Urin und Stuhl automatisch. Sind die Blase bzw. der Darm bis zu einem bestimmten Maß gefüllt, öffnet sich der jeweilige Schließmuskel, damit sich die Organe entleeren können.

Daher ist es ein Aberglaube zu denken, je früher man mit dem Töpfchentraining beginnt, desto eher hat das Kind sowohl Blase als auch Stuhlgang unter Kontrolle. Tatsächlich müssen die Kleinen jedoch erst lernen, diese Körperfunktionen bewusst wahrzunehmen und schließlich zu kontrollieren.

Viele Kleinkinder zeigen mit etwa 18 Monaten ein erstes Interesse am Toilettengang, manche sogar noch später. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich erst in diesem Alter (etwa zwischen 18 und 30 Monaten) die Nerven und Muskeln des Beckenbodens sowie die Nervenbahnen zwischen Gehirn und Blase bzw. Darm so weit entwickelt haben, dass das Kind die Ausscheidungsfunktionen spüren kann.

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Es handelt sich also um einen Reifeprozess des Nervensystems, der sich nicht mal eben irgendwie beschleunigen lässt. Somit macht es auch jetzt erst Sinn, mit dem Sauberkeitstraining zu beginnen.

Tipp: Wer sich unsicher ist, ob sein Kind einfach etwas länger benötigt, um sauber und trocken zu werden, oder ob eine Erkrankung bzw. etwas anderes dahintersteckt, sollte diese Sorgen mit einem Kinderarzt besprechen.

Woran erkennt man, dass das Kind bereit fürs Töpfchen ist?

Für kleine Kinder ist es durchaus spannend zu erfahren, wie die Toilette funktioniert.
Für kleine Kinder ist es durchaus spannend zu erfahren, wie die Toilette funktioniert.  © 123RF/peopleimages12

Es gibt einige Signale, anhand derer Eltern erkennen können, dass ihr kleiner Liebling bereit ist, auf die Toilette bzw. das Töpfchen zu gehen:

  • Das Kind bleibt über einen längeren Zeitraum (etwa ein bis zwei Stunden) trocken.
  • Es zeigt in irgendeiner Form Interesse an der Toilettennutzung bzw. begleitet Eltern oder Geschwister ins Badezimmer.
  • Es möchte nicht mehr gewickelt werden und trägt lieber Slips statt Windeln.
  • Das Kind nimmt bewusst wahr, dass die Blase oder der Darm gefüllt ist und äußert dies. Das kann beispielsweise mit den einfachen Worten "Lulu" oder "Kacka" erfolgen.
  • Der Toilettengang wird während des Spielens mit einbezogen.

Richtwert: Ein Kind gilt dann als trocken, wenn es über einen etwa 6-monatigen Zeitraum keine Windel mehr benötigt hat. Das kann je nach Kind zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr, manchmal auch etwas früher oder später der Fall sein.

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Die Qual der Wahl: Töpfchen, Toilette oder Aufsatz fürs Kind?

Für den Beginn bieten Töpfchen bzw. Kinder-WCs vielen Kindern mehr Sicherheit, da ihre Beine nicht in der Luft hängen.
Für den Beginn bieten Töpfchen bzw. Kinder-WCs vielen Kindern mehr Sicherheit, da ihre Beine nicht in der Luft hängen.  © 123RF/tomsickova

Spätestens wenn das Kind anfängt, Interesse für die Toilettennutzung zu zeigen, sollten sich Eltern darüber Gedanken machen, welche Möglichkeiten sie für das Sauberkeitstraining haben.

Neben dem herkömmlichen Töpfchen und Toilettenaufsatz gibt es mittlerweile spezielle Kinder-WCs.

#1 Töpfchen: Sie gelten als das typische Einsteigermodell und ermöglichen durch ihre meist schlichte Form ein einfaches Entleeren sowie Reinigen. Zudem sind sie leicht und können daher überallhin mitgenommen werden.

Niedliches Töpfchen mit Lehne im Wal-Design

#2 Toilettenaufsatz: Damit wird den Kindern der Übergang vom Töpfchen zur Toilette erleichtert. Er wird einfach unter den normalen Toilettensitz gelegt und verkleinert somit die Sitzfläche. Dadurch erhalten die kleinen Kinder ein Gefühl von mehr Sicherheit.

Je nach Größe und Mobilität des Kindes sollte zusätzlich zum Toilettenaufsatz über die Anschaffung eines Tritthockers nachgedacht werden. Dieser eignet sich nicht nur für die Toilette, sondern auch für andere höhergelegene Stellen.

Toilettenaufsatz für Kinder mit integrierter Leiter

#3 Kinder-WC: Im Grunde handelt es sich hierbei um einen weiterentwickelten Töpfchen-Stuhl. Es sieht wie eine normal große Toilette im Mini-Format aus, kann aber je nach Modell sogar Musik abspielen, wenn etwas im Töpfchen landet oder Geräusche wie die Spülung nachahmen. Die meisten Kinder-WCs haben einen abnehmbaren Aufsatz, der auch auf die gängigen Toiletten passt.

"Meine erste Toilette" - Kinder-WC in lustigem Design

Tipp: Wenn Eltern ihren kleinen Liebling bei der Auswahl des Modells mit einbeziehen, kann das ein stolzes Gefühl bei den Kleinen auslösen. Schließlich durften sie bei etwas mitentscheiden, was nur sie benutzen.

10 Tipps für ein entspanntes Töpfchentraining

Die Sauberkeitserziehung kann durchaus spielerisch in den Alltag eingebunden werden.
Die Sauberkeitserziehung kann durchaus spielerisch in den Alltag eingebunden werden.  © 123RF/romrodinka

Das Toilettentraining sollte möglichst ohne Zwang erfolgen und kann sogar recht spielerisch gestaltet werden. Folgende Tipps können dabei berücksichtigt werden und hilfreich sein:

1. Tipp: Kinder-WC

Spezielle Kindertöpfchen bzw. WCs mit Musik machen den Gang auf das vermeintlich stille Örtchen zu einem kleinen Spaßerlebnis. Zudem lernt das Kind auf spielerische Weise den richtigen Umgang der Toilettennutzung.

2. Tipp: Kuscheleinheiten

Schmuseeinheiten, die bisher beim Windelwechsel erfolgten, bleiben nun aus. Gerade sehr sensible Kleinkinder können also mit dem Wegfall der Windel eine Art Verlust in Verbindung bringen. Es ist also wichtig, Kuscheleinheiten an anderer Stelle einzubinden.

3. Tipp: Kindgerechte Reinigungsartikel

Selbst einfache Dinge wie lustig dekorierte Seifenspender oder feuchtes Toilettenpapier in einer kunterbunten Box können beim Sauberkeitstraining hilfreich sein.

4. Tipp: Jede Menge Lob

Kinder macht es unglaublich stolz, wenn sie gelobt werden. Auch beim Töpfchentraining kann sich das Loben eines auch noch so kleinen erfolgreich erledigten Geschäfts positiv auswirken.

5. Tipp: Ablauf üben

Eine stets gleich ablaufende Reihenfolge der erforderlichen Schritte beim Toilettengang kann dem Nachwuchs helfen, eine gewisse Routine zu entwickeln. Dazu gehört auch, das Kind nicht unnötig lange auf dem Töpfchen sitzen zu lassen, wenn nichts passiert.

6. Tipp: Tabuthema Klo?

Der Gang zum WC ist etwas völlig natürliches und sollte daher auch als ein normaler Vorgang angesehen werden. Negative Äußerungen wie "Igitt" oder "Pfui" gilt es daher möglichst zu vermeiden, selbst dann, wenn mal etwas in die Hose gegangen ist.

7. Tipp: Geeignete Kleidung

Manchmal muss es schnell gehen. Um dem Kind das Aus- und Anziehen zu erleichtern, eignen sich einfach zu handhabende Kleidungsstücke mit Gummibund. Es gibt zum Beispiel spezielle Trainingshöschen, die wie ein normaler Schlüpfer aussehen, sich auch leicht ausziehen lassen, aber trotz kleiner Saugfläche bei einem Malheur nicht unangenehm feucht bleiben.

8. Tipp: Umfeld einbeziehen

Ganz gleich, ob es die Erzieherinnen bzw. Erzieher in der Kindertagesstätte, die Großeltern oder andere Verwandte und Freunde sind, das Umfeld des Kindes kann in das Sauberkeitstraining gern mit einbezogen werden, um während dieser Entwicklungsphase möglichst nicht entgegenzuwirken.

9. Tipp: Konsequenz zeigen

Wenn das "Training" schon einige Zeit geklappt hat, sollten Eltern auch bei Ausflügen konsequent bleiben und nicht der Einfachheit halber auf Windeln zurückgreifen. Allerdings ist es ratsam, ausreichend Wechselkleidung dabei zu haben. Ebenso hilfreich kann es sein, das Kind in regelmäßigen Abständen zur Toilette zu bringen.

10. Tipp: Spielerische Hilfsmittel

Wenn sich der Nachwuchs etwas schwer mit dem Gang zum WC macht, kann spielerisch nachgeholfen werden. Zum Beispiel kann mithilfe von Puppen oder Kuscheltieren, die man auf das Töpfchen setzt, der Vorgang locker und unverkrampft demonstriert werden. Zudem gibt es passende Bücher, die diese Thematik kindgerecht darstellen. Natürlich können sich Eltern auch selbst kreative Geschichten ausdenken.

Hinweis:

Bevor das Kind tagsüber nicht trocken bzw. sauber bleibt und ohne Windel auskommt, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch nachts während des Schlafens nicht klappen. Babys und Kleinkinder haben meist einen tiefen Schlaf und spüren dabei den Harndrang oder einen vollen Darm nicht. Bettschutzunterlagen können zumindest dabei helfen, nicht jedes Mal die Bettwäsche wechseln zu müssen.

Toilettengang: Welche Schritte muss das Kind dafür lernen?

Eltern sollten sich darüber bewusst sein, dass das Toilettentraining mit mehreren Vorgängen für ihren Sprössling verbunden ist. Was für ältere Kinder und Erwachsene als selbstverständlich erscheint, ist für die Kleinen ein echter Lernprozess, der Schritt für Schritt erfolgt.

  • Bewusstes Wahrnehmen des Harndrangs bzw. Stuhlgangs.
  • Den Schließmuskel aktiv geschlossen halten.
  • Willentlich die aktuelle Tätigkeit unterbrechen, um die Toilette aufzusuchen.
  • Kleidung ausziehen.
  • Sich auf den Topf bzw. die Toilette setzen.
  • Erst jetzt darf der Schließmuskel wieder geöffnet werden, damit sich Blase bzw. Darm entleeren können.
  • Gründliches Säubern des Intimbereichs.
  • Kleidung wieder richtig anziehen.
  • Zum Schluss darf das Händewaschen nicht vergessen werden.

Übrigens: Die meisten Kinder sind früher sauber als trocken, soll heißen, sie können eher den Darm als die Blase kontrollieren. Das liegt u. a. daran, dass der Druck im Enddarm deutlicher spürbar ist als der Harndrang.

Fazit: Das Töpfchentraining braucht Zeit

Der Übergang von der Windel zur Toilette ist für viele Kinder ein langwieriger Prozess, der sich oftmals über mehrere Monate oder Jahre hinziehen kann. Es ist aber auch ein wichtiger Entwicklungsschritt in puncto Selbständigkeit und sollte daher nicht mit Druck und Zwang erfolgen.

Sind alle gesundheitlichen Voraussetzungen gegeben, wird es schließlich früher oder später heißen: Windel adieu!

Titelfoto: 123RF/lopolo

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