Hundeführerschein: Ist er Pflicht?

Mit dem Hundeführerschein stellst Du Dein Wissen sowie Deinen Umgang mit dem Hund auf die Probe. Wann ist ein Hundeführerschein sinnvoll, ist er verpflichtend und was sollte man beachten?

In Niedersachsen ist der Hundeführerschein für alle Hundehalter Pflicht.
In Niedersachsen ist der Hundeführerschein für alle Hundehalter Pflicht.  © 123RF/Vadymvdrobot

Der Hundeführerschein ist ein Befähigungsnachweis für Hundehalter.

Er besteht aus zwei Teilen, einem theoretischen und einem praktischen Teil. Mit dem Bestehen der Prüfung können Hundehalter nachweisen, dass sie nicht nur mit der Sachkunde vertraut sind, sondern ihren Hund auch zu jeder Zeit verantwortungsvoll führen und in stressigen Situationen unter Kontrolle haben.

Der Nachweis eines Hundeführerscheins ist keine Pflicht. Anders ist es bei dem sogenannten Sachkundenachweis, dieser ist in Teilen Deutschlands verpflichtend.

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Wie sich der Hundeführerschein von dem eigentlichen Sachkundenachweis abgrenzt und was Du über ihn wissen solltest, findest Du im Anschluss.

Mehr spannende Infos und verblüffende Themen über Deinen Vierbeiner findest Du im Hunderatgeber.

Für Schnellleser:

  • Es gibt keine bundesweite Pflicht für den Hundeführerschein. Einzelne Bundesländer verlangen jedoch einen Sachkundenachweis.
  • Der Hundeführerschein ersetzt teilweise den Sachkundenachweis.
  • Der Führerschein besteht aus einer theoretischen und einer praktischen Prüfung.
  • Mit dem Hundeführerschein kann man eine Steuervergünstigung erreichen.

Hundeführerschein vs. Sachkundenachweis

Der Hundeführerschein und der Sachkundenachweis werden von Hundehaltern oft gleichgestellt. Dabei geht es um zwei verschiedene Prüfungen. Der Hundeführerschein umfasst einen größeren Rahmen und ersetzt in manchen Fällen den Sachkundenachweis. Allerdings verlangen einzelne Bundesländer von Haltern, welche einen Listenhund führen, ganz spezifisch den Sachkundenachweis.

Ist ein Hundeführerschein Pflicht?

Ein Hundeführerschein ist in keinem Fall verpflichtend. Allerdings gilt in einigen Bundesländern eine Pflicht für den sogenannten Sachkundenachweis. Dieser kann, wie gesagt, in einigen Fällen durch einen Hundeführerschein ersetzt werden.

Hier findest Du die verschiedenen Regelungen im Überblick:

Berlin

In Berlin gilt eine allgemeine Leinenpflicht. Nur Hundebesitzer mit einem Hundeführerschein dürfen ihre Hunde auf ausgewiesenen Grünflächen ableinen. Außerdem gilt in Berlin die Regelung, dass Besitzer eines potenziell gefährlichen Hundes einen Sachkundenachweis sowie einen Wesenstest vorlegen müssen.

Brandenburg

Auch in Brandenburg brauchen Halter eines Listenhundes der Kategorie 2 und 3 einen Sachkundenachweis. Außerdem gilt ein sogenanntes Haltungsverbot für Listenhunde der Kategorie 1.

Niedersachsen

Niedersachsen ist das einzige Bundesland, in dem jeder Hundebesitzer einen Sachkundenachweis vorlegen muss. Außerdem müssen Hundehalter immer eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben und seinen Vierbeiner durch einen Tierarzt mit einem Mikrochip kennzeichnen lassen. Als gefährlich eingestufte Hunde dürfen in diesem Bundesland nur mit einer Sondergenehmigung gehalten werden.

Nordrhein-Westfalen

Listenhunde der Kategorie 1 und 2 dürfen auch in Nordrhein-Westfalen nur mit einem Sachkundenachweis gehalten werden. Für Hunde der Kategorie 3 muss der Sachkundenachweis jährlich erneuert werden. Dazu kommt, dass Listenhunde der Kategorie 1 nur mit einer Genehmigung gehalten werden dürfen.

Hessen

In Hessen müssen Halter eines als Listenhund eingestuften Hundes einen Sachkundenachweis vorlegen. Außerdem brauchen Halter für Hunde, welche in der Vergangenheit durch aggressives Verhalten aufgefallen sind, eine Sondergenehmigung sowie einen Wesenstest.

Mecklenburg-Vorpommern

Auch in diesem Bundesland brauchen Halter einen Sachkundenachweis, wenn sie einen Listenhund halten. Außerdem muss ihnen eine Genehmigung für die Haltung ausgestellt werden.

Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz müssen Halter von Listenhunden einen gültigen Sachkundenachweis vorlegen können.

Saarland

Im Saarland müssen Hundebesitzer eines potenziell gefährlichen Hundes einen Sachkundenachweis erbringen. Einige Rassen dürfen hier nur mit einer Sondergenehmigung gehalten werden.

Sachsen

Hunderassen, welche in Sachen als gefährlich eingestuft werden, dürfen nur unter Nachweis der Sachkunde gehalten werden. Außerdem benötigen Hundehalter eine Erlaubnis, diese zu halten.

Schleswig-Holstein

Auch in Schleswig-Holstein müssen Halter von einem als gefährlich eingestuften Hund einen Sachkundenachweis vorzeigen können. Zusätzlich ist hier eine Sondergenehmigung erforderlich.

Thüringen

In Thüringen ist ein Sachkundenachweis für als gefährlich eingestufte Hunde notwendig. Dazu müssen sich Halter eine Erlaubnis einholen und einen Wesenstest durchfuhren lassen.

Tipp: Genauere Infos zu den als gefährlich eingestuften Rassen hat der Deutsche Tierschutzbund e. V. zusammengefasst: >>> Gefahrenverordnung der Bundesländer.

Im praktischen Teil des Hundeführerscheins wird die Grundgehorsam Deines Vierbeiners auf den Prüfstand gestellt.
Im praktischen Teil des Hundeführerscheins wird die Grundgehorsam Deines Vierbeiners auf den Prüfstand gestellt.  © 123RF/dorazett

Theoretischer Teil | Hundeführerschein

Der theoretische Teil besteht aus mehreren Frageblöcken zu den Themen:

  • Recht und Hundegesetze
  • Sozialverhalten
  • Kommunikation
  • Aggressives und ängstliches Verhalten
  • Erziehung
  • Haltung und Pflege
  • Gesundheit und Fortpflanzung
  • Rassen spezifische Fragen

Der Test besteht aus circa 35 Multiple-Choice-Fragen, für dessen Beantwortung man 45 bis 60 Minuten Zeit hat. In der Regel gibt es pro Frage eine richtige Antwort. Bestanden hat, wer mindestens 80 Prozent der Fragen richtig beantwortet hat.

Praktischer Teil | Hundeführerschein

In dem praktischen Teil wird geprüft, ob der Hundebesitzer seinen Hund in jedem Fall unter Kontrolle hat und Alltagssituationen sicher meistern kann.

Dazu gehört das Befolgen von den sogenannten Grundkommandos und der Rückruf. Außerdem beurteilt ein Prüfer das Verhalten von Mensch und Hund in Stresssituationen. In der Regel dauert die praktische Prüfung zwei bis drei Stunden.

Die meisten Hundebesitzer übern drei bis vier Monate regelmäßig für die praktische Prüfung.
Die meisten Hundebesitzer übern drei bis vier Monate regelmäßig für die praktische Prüfung.  © 123RF/stieberszabolcs

Wo kann man den Hundeführerschein machen?

Ist ein Sachkundenachweis erforderlich, können Halter den Hundeführerschein bei verschiedenen Vereinen oder Organisationen absolvieren:

  • Hundeerzieher und Verhaltensberater
  • Hundetrainern & Hundeschulen
  • Tierheimen & Tierschutz

Wichtig ist, dass der Prüfer berechtigt ist, diese Prüfung durchzuführen und am Ende eine Bescheinigung ausstellen kann.

Wie lange hat man Zeit den Hundeführerschein zu machen?

Die theoretische Prüfung sollten Hundehalter schon vor dem Einzug seiner Fellnase absolvieren, die praktische Prüfung im Laufe des ersten Jahres.

Um die Termine müssen sich Hundehalter selber bemühen und sollten den Nachweis schnellstmöglich der zuständigen Behörde zukommen lassen.

Wer sich nicht an die zeitliche Regelung hält, muss mit einer Geldstrafe rechnen.

Was passiert, wenn man den Hundeführerschein nicht besteht?

Wer einen Teil der Prüfung nicht besteht, kann diesen beliebig oft wiederholen.

Allerdings sollten Hundehalter beachten, dass die Gebühr für die Prüfung jedes Mal neu bezahlt werden muss.

Wer sich bestens auf die Prüfungen vorbereiten möchte, kann an den jeweiligen Anlaufstellen einen Vorbereitungskurs besuchen. Für die praktische Prüfung üben Mensch und Hund in der Regel drei bis vier Monate.

Hundeführerschein-Kosten

Auf Hundebesitzer, welche beide Prüfungen bestehen, wartet in manchen Gemeinden eine Steuervergünstigung.
Auf Hundebesitzer, welche beide Prüfungen bestehen, wartet in manchen Gemeinden eine Steuervergünstigung.  © 123rf/dvorakvero

Die Kosten für den Hundeführerschein variieren je nach Abnehmer. Hundehalter sollten sich pro Prüfungsteil auf 40 bis 60 Euro einstellen. Es lohnt, sich im Vorfeld verschiedenen Anbieter anzufragen und zu vergleichen.

Steuervergünstigung mit dem Hundeführerschein

In einigen Städten, wie zum Beispiel München oder Mannheim, werden Hundebesitzer, welche den Hundeführerschein freiwillig machen, für eine bestimmte Zeit von der Hundesteuer befreit. Diese Regelung gilt allerdings nicht für Halter von sogenannten Listenhunden.

Abgesehen davon haben andere Städte den Anreiz geschaffen, indem sie Hundehaltern, welche den Hundeführerschein bestehen, dauerhaft eine Steuervergünstigung von 50 Prozent zukommen lassen.

Fazit: So sinnvoll ist der Hundeführerschein

Der Hundeführerschein ist zwar in den seltensten Fällen Pflicht, aber trotzdem durchaus sinnvoll. Abgesehen von einem steuerlichen Vorteil, welches manchen Haltern durch das Bestehen der Prüfung zusteht, gibt es dem Menschen Sicherheit. Wer besteht, gilt als befähigt, seinen Hund in jeder Situation einzuschätzen und auch in stressigen Situationen verantwortungsvoll zu führen.

Auch die theoretische Prüfung hat ihre Berechtigung. Hundehalter sollten sich in jedem Fall mit den zuvor aufgelisteten Themenbereichen beschäftigen und einen Überblick haben.

Titelfoto: 123RF/Vadymvdrobot

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