Können Hunde eifersüchtig sein?
Die Gefühle von Hunden unterscheiden sich oft nicht sehr von denen der Menschen. Plötzliche Verhaltensänderung bis hin zu aggressivem Auftreten des Hundes kann ein Zeichen für Eifersucht sein. Im Hunderatgeber erfahrt Ihr, welche Ursachen Eifersucht bei Hunden hat, was Ihr dagegen tun könnt und wie Ihr dem vorbeugen könnt.

Wenn die Besitzer einen anderen Hund streicheln, ein Baby die ganze Aufmerksamkeit bekommt oder wegen der Fernsehsendung die Spielrunde ausfällt, kann es vorkommen, dass Hunde scheinbar eifersüchtig werden.
Nicht nur Hunde, sondern auch andere Haustiere wie Katzen sind eifersüchtig.
In der Hundeforschung ist man sich noch nicht darüber einig, ob Hunde Eifersucht im menschlichen Sinne spüren können. Das eifersüchtige Verhalten wird oftmals mit dem Verteidigen von Ressourcen gleichgesetzt. Ressourcen sind für den Hund alles, was er braucht, um seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Die Liebe und Aufmerksamkeit des Besitzers ist für den Hund eine wertvolle Ressource, welche er ungern mit anderen teilt.
Sollen Hunde plötzlich teilen, verändert sich ihre Position innerhalb der Familie oder verlieren sie einen anderen Vorteil, löst das starken Stress aus.
Ursachen für Eifersucht bei Hunden

Die Eifersucht bei Hunden geht aus Misstrauen, Frust, Unsicherheit und Verlustangst hervor, wenn z. B. ein neues Familienmitglied wie ein neuer Partner, ein Baby, ein Zweithund oder eine Katze in den Haushalt kommt.
Dies sind einige der häufigsten Gründe für eifersüchtige Hunde:
- (neue) Artgenossen im Haus
- andere Haustiere wie Katzen
- (neue/r) Lebenspartner/in
- ein Baby
- Computer, Fernseher oder Handy
Für den Hund ist seine Position im Rudel durch die Konkurrenz nicht mehr eindeutig und er fürchtet um Spielzeug, Liegeplatz, Futter, Streicheleinheiten oder Aufmerksamkeit des Besitzers. Es fehlt ihm an Sicherheit und seine Bedürfnisse sind nicht ausreichend befriedigt. Möglicherweise ist es der Hund gewohnt gewesen, den ganzen Tag im Mittelpunkt zu stehen.
Wie äußert sich Eifersucht bei Hunden?
Wie sich die Eifersucht des Hundes zeigt, hängt individuell von dem Tier, dessen Umfeld und der Situation ab. Nicht jeder Hund wird eifersüchtig.
Generell ist eine starke Veränderung des normalen Verhaltens ein Zeichen für Eifersucht.
Wenn ein Hund eifersüchtig ist, dann kann sich das durch Fiepen, Bellen, Unruhe, Anstupsen, Ablecken oder Hochspringen zeigen. Plötzliche Aufdringlichkeit oder unübliches Zwangsverhalten sind ebenfalls Indizien für einen eifersüchtigen Hund.
Gegenüber Konkurrenten wie einem neuen Partner, einem Baby oder einem anderen Tier kommt es zu aggressiven Verhalten, Bellen, Knurren oder derjenige wird komplett ignoriert.
Um die eigene Position in der Familie zu sichern, kann es zur verstärkten Reviermarkierung und Stubenunreinheit in Form von Protestpinkeln und -koten kommen. Möglicherweise verweigert der Hund das Futter und nimmt ab.
Achtung: All die hier genannten Symptome und Verhaltensänderungen können auch ein Indiz für eine ernsthafte Erkrankung sein. Zeigt der Hund eine spürbare Wesensveränderung, sollte man zuerst den Gesundheitszustand bei einem Tierarzt abklären lassen.

Was tun, wenn Hunde untereinander eifersüchtig sind?
Bei der Haltung von mehreren Hunden ist Eifersucht keine Seltenheit. Das zeigt sich in Aggressionen, Futterneid und anderen Verhaltensauffälligkeiten.
Eine Grundvoraussetzung für die Harmonie zwischen den Tieren ist es, sie von Anfang an gleich zu behandeln. Alle Tiere brauchen gleich viel Aufmerksamkeit und Liebe.
Das erste Treffen zwischen den Tieren findet im Idealfall auf neutralem Boden statt. Möglichst außerhalb der Wohnung sollte man einen langen Spaziergang machen, wodurch man den Tieren die Chance gibt, sich kennenzulernen und gemeinsam auszupowern.
Kommt es bei den Hunden zu Kämpfen oder Ähnlichem, dann ist die Rangordnung zwischen ihnen nicht eindeutig. Hundehalter sollten ihre Hunde nicht daran hindern, eine Ordnung zu bestimmen. Es ist normal, dass Hunde unter sich eine Hierarchie festlegen, da sie Rudeltiere sind. Wer ranghöher ist, zeigt sich oft dadurch, wer zuerst zum Futter geht, wer zuerst durch die Tür eintritt oder wer den Schlafplatz bestimmt.
Es ist jedoch wichtig, dass man dem rangniedrigeren Hund Futter, Spielzeug und andere Dinge genauso zugänglich macht. Er benötigt ebenso Aufmerksamkeit und Zeit für seine Bedürfnisse. Auf der anderen Seite sollte man nicht versuchen, den rangniedrigeren Hund mit mehr Liebe, Aufmerksamkeit und anderen Extras zu trösten.
Haben Hunde eine Rangordnung, müssen Besitzer dennoch Regeln und Grenzen eindeutig definieren. Der ranghöhere Hund sollte sich nicht dazwischen drängen, jaulen oder bellen, wenn Besitzer den anderen Hund streicheln, ihn rufen oder mit ihm spielen.
Um eine klarere Trennung in der Kommunikation mit den Hunden zu erschaffen, ist es wichtig, dass man ein Kommando oder Ruf mit dem Hundenamen beginnt z. B. "Bello sitz!". Möchte man dem Hund den Namen beibringen, dann lässt sich das trainieren. Dafür beide oder mehr Tiere vor sich sitzen lassen, einen Namen laut nennen und dann die Belohnung z. B. das Leckerli an den entsprechenden Hund verteilen. Für den maximalen Erfolg empfiehlt es sich, diese Übung öfter zu wiederholen.
Eine Erweiterung des Trainings ist es, den Hund beim Namen zu rufen und ihn zu loben, wenn er kommt. Alle anderen Hunde, die nicht namentlich gerufen worden, aber dennoch gekommen sind, sollte man wegschicken. Bei diesen Trainings sollte man darauf achten, nicht nur einen Hund zu rufen und zu belohnen.
Das hilft, wenn der Hund auf das Baby eifersüchtig ist

Ein neuer Familienzuwachs ist für den Hund oft stressig. Er wird plötzlich mit anderen Gerüchen und ungewohnten Geräuschen konfrontiert. Die Wohnung und die Tagesstruktur verändern sich. Außerdem verhalten sich die Besitzer anders und schenken dem Baby sehr viel Aufmerksamkeit. All das bedeutet für den Hund, dass seine Position innerhalb der Familie gefährdet ist.
Es gibt einfache Tricks, um Hund und Baby aneinander zu gewöhnen.
Der Schlüssel liegt darin, dem Bedürfnis des Hundes nach Liebe und Aufmerksamkeit weiterhin ausreichend gerecht zu werden.
Im Konkreten bedeutet das, die Tagesstruktur nach den Bedürfnissen von Hund und Baby zu gestalten. Ein Möglichkeit wäre ein täglicher Spaziergang mit dem Baby zusammen mit dem Hund, wobei Rituale, Spiele und Gewohnheiten des Hundes weiter beachtet werden sollten. Klare Regeln und eine eindeutige Tagesstruktur mit festen Zeiten für den Hund verschaffen ihm Sicherheit. Ein fester Platz für den Hund, wo das Baby nicht hinkommt, sichert ihm sein Revier.
Sehr effektvoll ist es, mit dem Hund durch Worte, Leckerli oder Spiele zu interagieren, wenn man das Baby auf dem Arm hat. Hat man Bedenken, wenn der Hund die ganze Zeit am Kind riechen oder Ähnliches möchte, kann man ihm z. B. ein Tuch vom Baby geben, sodass er sich mit dem Geruch vertraut machen kann. Schläft das Baby und man hat Zeit, dann bietet es sich an, den Hund ausgiebig zu kraulen und mit ihm zu spielen.
Mehr zu diesem Thema unter: "Hund und Kind: Die wichtigsten Regeln für mehr Harmonie".
Hund ist eifersüchtig: Trainings-Tipps
Mit einem einfachen Training kann man Hunden Eifersucht abgewöhnen.
1. Ein bekanntes Training bzw. Spiel wie "Apportieren" allein mit dem Hund durchführen.
2. Den scheinbaren Konkurrenten wie eine Person oder ein anderes Tier, auf welchen der Hund eifersüchtig ist, dazu holen.
3. Mit dem Hund erneut spielen, während der andere anwesend ist.
4. Nun mit dem anderen während des Spiels kurz interagieren z. B. kraulen, dann gleich wieder zum Hund zurückkehren und weiterspielen. Beispielsweise beim "Apportieren" das Spielzeug wegwerfen oder verstecken, dann kurz mit dem vermeidlichen Konkurrenten des Hundes interagieren, anschließend zum Hund gehen und ihn mit dem Signal "Such!" belohnen.
Dieses Training braucht etwas Geduld und sollte regelmäßig wiederholt werden. Ziel ist es, dem Hund zu verdeutlichen, dass die Anwesenheit des anderen nicht bedeutet, dass er nicht wahrgenommen wird, er keine Aufmerksamkeit bekommt und er den Besitzer verlieren könnte.
In Anwesenheit der neuen Person, des Tieres oder des Handys ist es generell hilfreich, mit dem Hund zu spielen, ihn zu loben und auf ihn zu reagieren.
Zeigt der Hund eifersüchtiges Verhalten, dann sollte dieses niemals belohnt ebenso nicht bestraft werden. Den Hund im Falle von Eifersucht ignorieren oder ruhig wegschicken.
Eifersucht bei Hunden vorbeugen

Entscheidend bei Eifersucht ist die Beziehung zwischen Tier und Mensch. Haben Besitzer eine zu starke Bindung zum Hund, dann ist das Tier sehr auf sie geprägt, kann nicht allein sein und wird auch schneller eifersüchtig.
Die Grundpfeiler der Hundeerziehung sind Konsequenz, Bestimmtheit und klare Regeln.
Der Hund muss lernen, dass er nicht den ganzen Tag im Mittelpunkt steht und die Besitzer nicht immer verfügbar sind. In der Erziehung sollten Halter beachten, dass der Hund sich allein beschäftigen kann.
Möchten Besitzer verhindern, dass ein Hund neidisch auf andere Hunde und Personen wird, dann sollten sie Entweder-Oder-Situationen vermeiden. Sie sollten die Aufmerksamkeit nicht entweder dem Hund oder dem anderen schenken. Für Besitzer kann das bedeuten, beide Hunde gleichzeitig zu streicheln, mit dem Baby auf dem Arm den Hund streicheln, zusammen mit dem neuen Partner mit dem Hund spielen oder während der Arbeit am Computer den Hund streicheln.
Sind Hunde mental und körperlich ausgelastet, dann werden sie wahrscheinlich nicht eifersüchtig. Die Tiere benötigen ausreichend Bewegung, Aufmerksamkeit, Beschäftigung und ebenso Ruhezeiten. Wichtig ist, dass sie keine Langeweile bekommen oder frustriert werden.
Eifersucht bei Hunden ist ein Zeichen von Verlustangst, Unsicherheit und der Sehnsucht nach Aufmerksamkeit. Wie auch immer sie sich durch das Verhalten des Tieres äußert, ist sie lediglich der Schrei nach Liebe. Bestraft den Hund nicht, sondern zeigt ihm, dass er geliebt wird und nichts zu befürchten hat.
Titelfoto: Unsplash/Charles Deluvio