Pubertät beim Hund: Mit diesen Tipps erträgst Du das Pubertier

Genau wie Menschen kommen auch Hunde in die Pubertät. Es ist die Zeit, in der aus gut erzogenen Welpen plötzlich ungehorsame Jungtiere werden. TAG24 verrät, wie Hunde und Besitzer die schwierige Entwicklungsphase gut überstehen.

Die Pubertät bei Hunden stellt Besitzer und Hund vor viele Herausforderungen.
Die Pubertät bei Hunden stellt Besitzer und Hund vor viele Herausforderungen.  © unsplash/klara welz

Hunde in der Pubertät stellen für viele Besitzer eine Herausforderung dar, denn plötzlich scheinen sie nicht mehr zu hören und alles, was ihnen beigebracht wurde, vergessen zu haben.

Die Pubertät ist ein Teil der Adoleszenz, des Heranwachsens. Während dieser Entwicklungsphase erreichen Hunde die Geschlechtsreife. Ist ein Hund geschlechtsreif, bedeutet das jedoch nicht, dass der Sexualtrieb vollständig ausgereift ist.

Sind Hunde in der Pubertät, spricht man auch von der Flegelphase oder Null-Bock-Phase. Sie machen oft einfach, was sie wollen und wann sie es wollen. Hunde-Halter und Kommandos interessieren sie nicht mehr. Der Hormonhaushalt und das Gehirn des Vierbeiners unterliegen starken Veränderungen, welche Hunde unberechenbar machen können. Genau wie menschliche Teenies sind Hunde in der Pubertät nicht immer zu verstehen und gleichzeitig sehr sensibel.

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Hunderatgeber Muss man seinen Hund chippen lassen?

Der TAG24-Hunderatgeber hilft Dir, das Verhalten Deines Hundes in der Pubertät zu begreifen und mit ihm entsprechend umzugehen.

Wann kommt ein Hund in die Pubertät?

Es gibt keine allgemeingültigen Angaben zum Beginn der Pubertät bei Hunden, denn dieser Zeitpunkt kann sehr unterschiedlich sein.

Generell lässt sich sagen, je kleiner eine Rasse ist, desto früher wird sie geschlechtsreif.

Hunde kommen nach Zahnwechsel in die Pubertät. Das kann bei kleineren Hunden im Alter von sechs Monaten und bei größeren im Alter von neun Monaten sein. Manche Hunde kommen sogar erst, wenn sie ein Jahr alt sind, in die Pubertät. Außerdem haben die Ernährung und Stress einen Einfluss auf den Beginn der Pubertät.

Außerdem entwickeln sich Rüden meist langsamer als Hündinnen.

Woran erkenne ich, ob mein Hund in der Pubertät steckt?

Es gibt einige Anzeichen, die Hundehaltern verraten, ob der Hund schon in der Pubertät ist.

Mögliche Zeichen für die Pubertät bei Rüden:

  • Wachstum der Hoden
  • Hund hebt beim Urinieren das Bein
  • Beginn der Reviermarkierung
  • Veränderung des Schnüffelverhaltens an anderen Hunden und Tieren
  • Aufschlecken von Urin
  • stärkeres Konkurrenzverhalten
Mögliche Zeichen für die Pubertät bei Hündinnen:
  • Läufigkeit
  • angeschwollene Vulva
  • Rüden zeigen mehr Interesse am Weibchen

Weitere mögliche Zeichen für die Pubertät bei Hunden:

  • Zunahme des rassenspezifischen Verhaltens wie Jagdtrieb
  • Erweiterung des Wahrnehmungsradius
  • sensiblere und emotionalere Reaktionen des Hundes
  • Verhaltensänderungen wie Angst, Aggression, Neugierde, Ungehorsam
  • berührungs- und geräuschempfindlicher
  • verstärkte Trennungsangst
  • keine Impulskontrolle und Risikoabschätzung
  • wählerischere Wahl des Spielpartners
  • anderes Erkundungsverhalten
  • leicht ablenkbar
  • Geschmacksveränderung
  • Interessenverschiebung
Bei Hunden verändert sich während der Pubertät das Verhalten gegenüber von anderen Hunden.
Bei Hunden verändert sich während der Pubertät das Verhalten gegenüber von anderen Hunden.  © unsplash/David Taffet

Was passiert während der Pubertät bei Hunden?

Das Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) läutet den Beginn der Pubertät beim Hund ein, denn aufgrund dieses Hormons werden die Geschlechtshormone freigesetzt.

Das Gehirn verändert sich. Der Mandelkern des Hundes, die Amygdala, wächst. Dieses emotionale Bewertungszentrum steuert die Wahrnehmung und die entsprechenden Reaktionen. Der Hund reagiert empfindlicher und emotionaler auf Umweltreize. In dieser Phase kommt es beim Hund vermehrt zu Ängsten oder Aggressionen.

Außerdem verändert sich die Großhirnrinde. Da in dieser Phase manche Synapsen, sprich Kontaktstellen zu Nervenzellen, abgebaut werden und der präfrontale Kortex, welcher Reize verarbeitet, noch nicht ausgereift ist, kann der Hund nicht planvoll handeln, Gelerntes nicht abrufen und reagiert sehr impulsiv.

Im Gegensatz dazu steigert die Nebennierenrinde ihre Aktivität. Konkret bedeutet das eine erhöhte Produktion des Stresshormons Cortisol. Pubertierende Junghunde sind deswegen schneller durch vieles gestresst.

Einhergehend mit diesen Veränderungen sind die verschiedenen Bereiche des Gehirns empfindlicher für das Glückshormon Dopamin, weswegen Hunde in der Pubertät neugierig und schnell erregt sind. Sie streben nach Aktivitäten, die sie glücklich machen. Dabei ist es ihnen meist egal, ob der Besitzer das gut findet.

Wie lange dauert die Pubertät beim Hund?

Befinden sich Hunde in der Pubertät, dann gibt es kein konkretes Ende bzw. lässt es sich nicht eindeutig festlegen. Die Pubertät ist lediglich ein Teil des Heranwachsens, weswegen Hunde am Ende der Pubertät körperlich und geistig noch nicht voll entwickelt sind.

Das Ende der Pubertät liegt bei den meisten Hunden grob zwischen dem 5. und 14. Lebensmonat.

Bei kleinen Hunden endet die Pubertät ungefähr im Alter von eineinhalb Jahren und bei größeren Hunden manchmal erst mit vier Jahren.

Eine Kastration ist in dieser Zeit nicht empfehlenswert. Im schlimmsten Fall entwickelt sich das Gehirn langsamer und der Hund ist anfälliger für Krankheiten. Hunde-Besitzer sollten sich vorher beim Tierarzt beraten lassen.

Hunde in der Pubertät zeigen erstmals Interesse am anderen Geschlecht. Hundehalter sollte deswegen besonders aufmerksam sein, wenn ihr Hund Kontakt zu anderen hat.
Hunde in der Pubertät zeigen erstmals Interesse am anderen Geschlecht. Hundehalter sollte deswegen besonders aufmerksam sein, wenn ihr Hund Kontakt zu anderen hat.  © unsplash/Lea Kobal

Wie gehe ich am besten mit der Pubertät beim Hund um?

Das Wichtigste ist es, dem Hund in der Pubertät gegenüber geduldig und verständnisvoll zu sein. Liebesentzug und harte Strenge in der Hundeerziehung können die Beziehung zwischen Mensch und Tier langfristig schädigen. Dennoch braucht Dein Hund gerade in dieser Zeit im Umgang mit Dir Konsequenz, Sicherheit, Führung und Orientierung.

Trotzdem der Hund scheinbar vieles vergessen hat und nicht hört, sollte das Training fortgeführt werden. Anderenfalls gehen die erlernten Kommandos und Tricks verloren, denn nicht genutzte Synapsen werden abgebaut. Es ist hilfreich, einige Trainingsschritte zurückzugehen, Gewohntes durch Wiederholungen zu festigen und sehr geduldig zu sein.

Festige bestehende Regeln und erlernte Grundsignale oder vermittle sie dem Hund erneut.

Leistungsdruck ist hierbei eher hinderlich. Rechne damit, dass Dein Hund sich beim Üben sehr leicht ablenken lässt. Wähle deswegen einen ruhigen und geschützten Raum.

Hinweis: Dennoch lohnt es sich, Welpen zu trainieren, denn diese haben es dann oft während der Pubertät einfacher.

Da sich Geschmack und Spieltrieb des Hundes verändern können, probiere Neues aus wie andere Belohnungen, Leckerli, Spielzeuge und Spiele. Versuche verschiedene und gern auch kreative Ideen zur Beschäftigung in den Alltag Deines Hundes integrieren. Diese sollten artenspezifisch ausgesucht werden wie Nasenarbeit, Dummytraining oder Apportieren.

Achte auf ausreichend Entspannung und Ruhephasen. Der Hund wird sonst zu sehr gestresst und später hyperaktiv.

Besondere Aufmerksamkeit erfordert das Gassi gehen. Achte auf die Reaktionen des Hundes bei Begegnungen mit anderen Tieren. Weiche eventuell rechtzeitig aus, gehe ruhige Strecken und suche Spielflächen ohne andere Hunde. Den Kontakt zu Artgenossen solltest Du dem Hund jedoch nicht ganz verbieten, da dieser wichtige soziale Aspekte mit sich bringt.

Eine Möglichkeit wäre es, die Spielpartner genau auszuwählen und sich nur mit einem befreundeten Hundehalter in einem abgesicherten Rahmen zu treffen. Wenn möglich, dann biete dem Hund Kontakt zu älteren Hunden. Eine straffe Leine oder die Nutzung einer Schleppleine hindern den Hund am Weglaufen.

Die Pubertät bei Hunden ist für Tier und Halter eine anstrengende Zeit. Diese Phase hält jedoch nicht ewig an. Bleibe ruhig und bestimmt, um Deinem Hund den notwendigen Freiraum und gleichzeitig die benötige Sicherheit zu bieten.

Titelfoto: unsplash/klara welz

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