Therapiehund: Welche Rasse geeignet ist und wie er zum Erfolg beiträgt

Viele Menschen reagieren durch die bloße Anwesenheit eines Hundes positiv auf ihre Umwelt. Nicht umsonst gehören die Vierbeiner mit zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland. Doch ihre emphatischen Fähigkeiten finden auch immer häufiger in therapeutischen Maßnahmen Anwendung. Als ausgebildete Therapiehunde haben die Tiere durchaus einen vorteilhaften Einfluss auf diverse Behandlungen.

Therapiehund als Bestandteil einer tiergestützten Therapie

Die Nähe zum Hund hat eine heilende Wirkung auf den Körper und Geist vieler Menschen.
Die Nähe zum Hund hat eine heilende Wirkung auf den Körper und Geist vieler Menschen.  © 123RF / bialasiewicz

Verschiedene Studien haben es bereits bewiesen: Hunde machen glücklich. Sie können nicht nur dazu beitragen, unsere sozialen Kontakte untereinander zu fördern, sondern auch stresslindernd und sogar blutdrucksenkend auf uns wirken.

Diese positiven Einflüsse auf uns Menschen werden immer häufiger in sogenannten tiergestützten Therapien genutzt. Hierbei handelt es sich um alternativmedizinische Behandlungsverfahren, die bei der Heilung oder Verbesserung der Symptome bestimmter Erkrankungen und Behinderungen ihre Anwendung finden.

Neben Hunden werden unter anderem auch Pferde, Lamas, Schafe, Katzen und Delfine als Therapietiere eingesetzt.

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Der TAG24-Hunderatgeber hat ein paar interessante und hilfreiche Fakten rund um den Therapiehund und seinen Einfluss auf den Genesungsprozess bei Menschen zusammengestellt.

Die wichtigsten Infos für Schnellleser im Überblick:

  • Einige Hunderassen eignen sich besonders gut als Therapiehund, allerdings kommt es vor allem auf die Fähigkeiten des individuellen Tieres an, nicht primär auf die Rasse.
  • Therapiehunde können den Heilungsprozess bestimmter seelischer und körperlicher Erkrankungen oder Behinderungen positiv beeinflussen.
  • Die Therapietiere arbeiten immer zusammen als Team mit ihrem medizinisch, therapeutisch, pädagogisch oder anderweitig sozial ausgebildetem Hundeführer.
  • Je nach Krankheitsbild und Therapieziel erfolgt die Arbeit des Therapiehundes in aktiver oder reaktiver Form.
  • Die Zulassung als Therapiehund erfolgt erst nach einer staatlich abgelegten Prüfung.
  • Es muss immer auch auf die Gesundheit des Tieres geachtet werden.

Welche Hunderassen eignen sich als Therapiehunde?

Grundsätzlich spielt die Frage der Rasse bei der Auswahl zum Therapiehund eine untergeordnete Rolle. Egal, ob groß oder klein, männlich oder weiblich – wichtig sind vor allem die notwendigen Charaktereigenschaften.

Besonderer Beliebtheit in tiergestützten Therapien erfreuen sich folgende Hunderassen:

  • Australian Sheperd
  • Beagle
  • Berner Sennenhund
  • Bernhardiner
  • Border Collie
  • Deutscher Schäferhund
  • Golden Retriever
  • Labrador Retriever
  • Malteser
  • Mops
  • Neufundländer
  • Pudel
  • Sheltie

Was macht einen Therapiehund aus?

Bei vielen neurologischen, psychischen oder sozialen Problemen spenden Hunde Mitgefühl, Geborgenheit und Sicherheit.
Bei vielen neurologischen, psychischen oder sozialen Problemen spenden Hunde Mitgefühl, Geborgenheit und Sicherheit.  © 123rf/pasiphae

Auch wenn sich die eben genannten Hunderassen meist sehr gut als Therapiehunde eignen, kommt es wie erwähnt vor allem auf die individuellen Wesenszüge an. Denn:

Während ihrer Arbeit als Therapietiere begegnen die Hunde vielen verschiedenen Menschen mit den unterschiedlichsten Charakteren, Erkrankungen, Behinderungen und anderweitigen Einschränkungen oder Besonderheiten.

Zudem kommen noch unbekannte Umgebungen und Gerüche sowie teilweise auch medizinische Geräte hinzu, mit denen das Tier normalerweise nicht in Berührung kommt.

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Hunderatgeber Können Hunde Farben sehen?

Von daher kommt ein Therapiehund nur dann für die Tätigkeit infrage, wenn er bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Dazu gehören unter anderem:

  • Grundgehorsamkeit
  • gutes Sozialverhalten sowohl Menschen als auch anderen Artgenossen gegenüber
  • die Fähigkeit, in schwierigen oder unvorhergesehenen Situationen ruhig zu bleiben
  • ein geringes Aggressionspotenzial
  • ausgeprägte Gutmütigkeit
  • ein offenes Wesen
  • gute Leinenführigkeit
  • ein freundlicher Zugang Fremden gegenüber.

Hunde, die über ein übermäßig ausgeprägtes Revierverhalten verfügen, eine niedrige Reizschwelle oder einen starken Beschützerinstinkt besitzen, sind für die Beschäftigung als Therapietier eher ungeeignet.

Therapiehund: In welchen Bereichen wird er eingesetzt?

Welcher Hund für welchen Bereich eingesetzt wird, hängt unter anderem vom therapeutischen Einsatzgebiet und der Altersgruppe ab.
Welcher Hund für welchen Bereich eingesetzt wird, hängt unter anderem vom therapeutischen Einsatzgebiet und der Altersgruppe ab.  © 123RF/gpointstudio
Therapiehunde können in vielen verschiedenen medizinischen und pädagogischen Einrichtungen beim Heilungsprozess im Zusammenhang mit einer

  • Psychotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Lerntherapie
  • Pflege
  • Heilpädagogik oder
  • Physiotherapie

Hilfe leisten.

Durch deren gezielte Beteiligung an therapeutischen Maßnahmen können teilweise sogar deutliche Verbesserungen in Bezug auf das Befinden und das Verhalten der Menschen beobachtet werden. Das gilt sowohl für körperliche und neurologische als auch für seelische und geistige Erkrankungen bzw. Behinderungen.

Therapiehunde können demnach unter anderem bei der Behandlung von Depressionen, Wahrnehmungsstörungen, Sprachproblemen, Lernschwierigkeiten, Angstzuständen sowie anderen Entwicklungsstörungen und Einschränkungen helfen.

Einsatzorte für Therapiehunde

Die Tiere unterstützen sowohl Senioren und Kinder als auch andere Altersgruppen. So finden sie ihren Einsatz nicht nur im häuslichen Umfeld, sondern vor allem in:

  • Krankenhäusern
  • Tageskliniken
  • Behinderteneinrichtungen
  • Seniorenheimen
  • Kindergärten
  • Schulen und
  • heilpädagogischen Praxen.

Nicht jeder Hund eignet sich auch für jeden Bereich. Hier sollte individuell geprüft werden, in welchen Einsatzgebieten der tiergestützten Therapie der Vierbeiner wirklich begünstigend wirken kann.

Welche Erfolge können durch einen Therapiehund erzielt werden?

Allein die bloße Anwesenheit eines Hundes kann sich bereits positiv auf die Gemütslage der Patienten auswirken.
Allein die bloße Anwesenheit eines Hundes kann sich bereits positiv auf die Gemütslage der Patienten auswirken.  © 123rf/stockbroker

Aufgrund ihres Wesens und ihrer empathischen Fähigkeiten können Hunde allein durch ihre Anwesenheit Sicherheit, Wärme und Geborgenheit ausstrahlen. Stimmungsschwankungen nehmen sie teilweise sehr genau wahr und reagieren dennoch unvoreingenommen, urteilsfrei und ohne Vorwürfe.

Häufig gelingt es den Therapiehunden sogar schneller und einfacher, eine Bindung zu ihrer Klientel aufzubauen, als die jeweiligen menschlichen Therapeuten dazu imstande sind.

Seien es Gefühlsregungen oder körperliche Fortschritte, die Vierbeiner schaffen es, Menschen aus der Reserve zu locken und viel Gutes aus ihnen herauszuholen. Sie akzeptieren sie einfach so wie sie sind – ganz gleich, wie sie aussehen, sprechen oder sich bewegen.

Hier sind ein paar Beispiele, welche Behandlungserfolge durch die Einwirkung eines Therapiehundes erreicht werden können:

  • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
  • Stärkung des Selbstwertgefühls
  • Förderung des Verantwortungsbewusstseins
  • Steigerung der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit
  • Verminderung von Stress
  • Abbau von Angstzuständen
  • Senkung des Blutdrucks
  • Verbesserung von Bewegungsabläufen
  • Entspannung der Muskulatur
  • Optimierung des Sprach- und Ausdrucksvermögens
  • Förderung der gesellschaftlichen Eingliederung.

Wie sieht die Arbeit eines Therapiehundes aus?

Ein Therapiehund kann im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beitragen, sowohl kleine als auch spürbare Fortschritte in der Behandlung zu erzielen. Dabei erfolgt seine Tätigkeit abhängig vom Krankheitsbild sowie der Therapieform in aktiver oder reaktiver Form.

Therapiehund: Sein Einsatz in aktiver Form

Bei der aktiven Variante werden die zu behandelnden Personen durch den Hund dazu animiert, selbst aktiv zu werden und eine bestimmte Tätigkeit auszuüben. Der Vierbeiner kann dabei gefüttert, gestreichelt, gebürstet oder spazieren geführt werden oder es wird anderweitig mit ihm gespielt.

Das stärkt nicht nur das Selbstwertgefühl und Verantwortungsbewusstsein, sondern kann auch aus depressiven und lethargischen Phasen helfen.

Therapiehund: Sein Einsatz in reaktiver Form

Im Gegensatz zur aktiven Form übernimmt der Therapiehund bei der reaktiven Variante eine eher abwartende Position. Aufgrund seiner emphatischen Fähigkeiten kann er situationsbedingt auf die jeweiligen Empfindungen und Emotionen seines Gegenübers reagieren.

Insbesondere bei bettlägerigen oder extrem geschwächten Personen genügt es meist schon, wenn sich der Vierbeiner einfach daneben legt und dadurch zu kleinen Berührungen motiviert.

Es sollte jedoch nie vergessen werden, dass auch Hunde keine Wunderheiler sind und sie nicht überfordert werden sollten.

Übrigens!

Therapiehunde sind keine Assistenzhunde. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass Assistenzhunde speziell auf die jeweiligen Menschen und deren individuellen Bedürfnisse ausgebildet werden. Sie leben als Familienmitglied mit ihnen zusammen und unterstützen sie in ihrem Alltag. Therapiehunde dagegen wohnen bei ihrem Halter und bilden mit ihm gemeinsam ein Team, um anderen Menschen über einen gewissen Zeitraum therapeutisch zu helfen. Außerhalb ihrer Arbeitszeit sind sie ganz normale Haustiere.

Therapiehund: Welche Vorgaben müssen beachtet werden?

Therapiehunde dürfen nicht in einer Einrichtung gehalten werden, sondern leben bei ihren Hundehaltern.
Therapiehunde dürfen nicht in einer Einrichtung gehalten werden, sondern leben bei ihren Hundehaltern.  © 123rf/msgrafixx

#1 Ausbildung des Hundehalters

Idealerweise sind die Besitzer von Therapiehunden, die eine tiergestützte Therapieform anbieten, selbst in einem medizinischen, pädagogischen, therapeutischen oder ähnlichem sozial ausgerichteten Beruf ausgebildet und tätig.

#2 Absolvierung eines Lehrgangs

Tier und Mensch sollten als ein perfektes Team funktionieren, um ihrer Klientel auch optimal helfen zu können. Wer sich dazu entscheidet, seinen Vierbeiner als Therapietier zu beschäftigen, sollte daher eine entsprechende Schulung mit ihm zusammen absolvieren, die von verschiedenen Instituten und Verbänden angeboten wird. Im Idealfall wird mit der Ausbildung zum Therapietier bereits im Welpenalter begonnen.

#3 Staatliche Prüfung

Allein die Teilnahme an einem Lehrgang genügt nicht, um einen Hund in Deutschland als Therapiehund zuzulassen. Es muss vorher eine staatliche Prüfung absolviert werden. Diese besteht aus einem Wesenstest des Tieres sowie einem schriftlichen und mündlichen Test des Hundehalters.

#4 Arbeitszeit des Therapiehundes

Bei all dem Einfluss, den der Therapiehund auf den Menschen während einer Behandlung haben kann, sollte dennoch nicht vergessen werden, auch auf die Bedürfnisse und das Wohlbefinden des Vierbeiners zu achten. Es wird daher empfohlen, den Therapiehund nicht länger als 45 Minuten am Tag arbeiten zu lassen. Beim Einsatz mehrerer Tiere während einer therapeutischen Maßnahme kann die Zeit auf maximal zwei Stunden ausgeweitet werden. Hierbei ist es allerdings erforderlich, den Tieren eine Rückzugsmöglichkeit anzubieten. Die Arbeit als Therapiehund darf außerdem dreimal in der Woche nicht übersteigen.

#5 Gesundheit des Hundes

Neben den bereits genannten Vorschriften sollte nie die Gesundheit des Tieres außer Acht gelassen werden. Denn nur ein rundum gesunder und zufriedener Hund kann auch zu einem Therapieerfolg beitragen. Er sollte demnach unter anderem schmerz- und beschwerdefrei sein, alle notwendigen Impfungen besitzen sowie regelmäßig einer Wurmkur unterzogen werden.

Regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen eines Therapiehundes durch einen Tierarzt sind daher zwingend einzuhalten.

Fazit:

Hunde haben emphatische Fähigkeiten, wodurch es ihnen möglich ist, Empfindungen und Stimmungsschwankungen von uns Menschen wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren. Diese Besonderheit nutzen immer mehr im Sozialwesen tätige Personen in Form von tiergestützten Therapien. Die Tiere und ihre Halter müssen dafür neben einer speziellen Ausbildung auch andere Anforderungen erfüllen.

Titelfoto: 123RF / bialasiewicz

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