Wenn der Hund gähnt, glauben viele Hundehalter, das Tier sei einfach müde oder langweilt sich. Doch das Gähnen hat bei Hunden weit aus mehr Bedeutungen als bloße Erschöpfung.

Wenn die Müdigkeit beginnt oder man gerade erwacht, ist es normal zu gähnen. Gähnen sorgt bei Menschen ebenso wie bei Hunden dafür, dass das Gehirn für kurze Zeit mit mehr Sauerstoff versorgt wird, was der Müdigkeit entgegenwirkt und die Aufmerksamkeit schärft.

Doch wer seinen Hund beobachtet, wird eventuell feststellen, dass der Vierbeiner auch in Situationen gähnt, welche nicht wirklich zur Müdigkeit passen. Derartige Beispiele sind im Spiel mit anderen Hunden oder beim freudigen Empfang von Gästen.

Warum gähnt der Hund so oft? Ist der Hund etwa dauerhaft müde? Sollte man sich Sorgen machen?

Hunderatgeber Sind Hunde Rudeltiere oder Einzelgänger? Der Faktencheck

Bei Hunden kann das Gähnen verschiedene Bedeutungen haben. Welche das sind, erklärt Dir der Hunderatgeber von TAG24.

Um zu verstehen, warum Dein Hund gähnt, solltest Du die Gesamtsituation betrachten. Vielleicht wart Ihr spazieren, trainiert schon eine Weile oder Du hast gerade selbst gegähnt.

Genau wie Menschen gähnen Hunde, wenn sie müde sind. Hat sich der Hund durch einen langen Spaziergang, ein intensives Training oder einen ereignisreichen Tag richtig ausgepowert, wird er vermehrt gähnen und sich dann einen Schlafplatz suchen, um im sicheren Zuhause ein Schläfchen zu machen.

Lass Deinen Hund in Ruhe und zwinge ihn nicht zu weiteren Aktivitäten. Ihn durch Streicheln oder Rufen zu wecken, solltest Du ebenso unterlassen.

Gähnen dient Hunden zur Kommunikation mit Artgenossen. Wenn Hunde miteinander spielen, kann es vorkommen, dass ein Hund den Kopf zur Seite neigt und gähnt. Manchmal lecken sich Hunde dabei auch die Lippen.

Dieses Signal dient dazu, den anderen Hund zu beschwichtigen und zu beruhigen. Gähnt ein Hund, während er mit einem anderen interagiert, will er keinen Stress, oder der andere ist ihm schlicht zu wild.

Durch Gähnen signalisiert ein Hund in Gegenwart von anderen, dass er entspannt ist und von ihm keine Gefahr ausgeht.

Hunde können sich durch Gähnen aber auch selbst entspannen und beruhigen. Die kurzzeitig erhöhte Sauerstoffzufuhr verleiht ihnen außerdem neue Energie.

Ist er gestresst oder aufgeregt, kann ihm vermehrtes Gähnen helfen, diese Gefühle zu kompensieren.

Mögliche stressige Situationen für Hunde:

• Autofahrt
• Umzug/Renovierung
• Tierarztbesuch
• Krallenpflege
• fremder Besuch
• ungewohnte Geräusche

Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es kommt immer auf den ganz individuellen Hund an, inwieweit er sich durch bestimmte Situationen stressen lässt.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Besitzer aufgeregt oder gestresst sind, wodurch sich diese Energie auf den Hund überträgt. Übermäßiges Streicheln und Loben kann den Hund ebenso aufregen.

Scheint Dir der Hund sehr gestresst oder aufgeregt, solltest Du möglichst ruhig bleiben und dem Hund Zeit geben, um die Situation zu verarbeiten.

Ist ein Hund überfordert oder kann sich in bestimmten Situationen nicht entscheiden, gähnt er. Gähnen verschafft ihm eine kleine Denkpause und versorgt das Gehirn mit Sauerstoff.

Überforderung entsteht, wenn der Hund z. B. beim Training keine Konzentration mehr hat oder einfach nicht weiß, was Du von ihm willst. Auch widersprüchliche Gefühle führen zum vermehrten Gähnen als eine sogenannte Übersprungshandlung.

Vor allem beim Training solltest Du erst einmal eine Pause machen und den Hund entspannen lassen. Generell empfiehlt es sich, lieber kürzer und dafür häufiger am Tag mit dem Hund zu üben.

Eine weitere Möglichkeit, warum der Hund gähnt, ist, weil seine Bezugsperson es getan hat.

Der beste Freund des Menschen und sein Verhalten sind schon lange Gegenstand der Forschung. Warum Hunde gähnen, wurde in mehreren Studien untersucht. Deren Ergebnisse lassen die Annahme zu, dass Hunde gähnen, weil es ihre Vertrauensperson tut.

In einer 2013 veröffentlichten Studie zu ansteckendem Gähnen bei Hunden von Teresa Romero, Akitsugu Konno und Toshikazu Hasegawa zeigte sich, dass Hunde öfter gähnen, wenn es eine ihnen vertraute Person in ihrer Gegenwart tut. Bei fremden Personen hingegen war der Effekt seltener zu beobachten. Um auszuschließen, dass sich beim Gähnen um ein Zeichen für Stress handelt, wurde die Herzfrequenz der Hunde gemessen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden als Empathie der Hunde ausgelegt.

Wenn Dein Hund auch gähnt, wenn Du es tust, ist dies ein gutes Zeichnen und zeugt davon, dass Ihr eine vertrauensvolle Beziehung zueinander habt.

Fazit:

Wenn ein Hund gähnt, heißt das nicht unbedingt, dass er müde ist. Achte genau auf Deinen Vierbeiner, um seine Körpersprache richtig zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren.