Hilfe, mein Kind schaut "Schmuddelfilme"! Tipps für die Reaktion als Eltern

Eltern sind manchmal sehr neugierig - schließlich kennen sie nicht jedes Detail im Leben ihrer "Kleinen". Besonders dann, wenn ihre Kinder älter und reifer werden, verlieren sie manchmal den Zugang zu ihren frühreifen Sprösslingen. Kurzerhand das Handy gegriffen und der Schock ist groß: Schmuddelfilme und anstößige Fotos auf dem Handy des eigenen Kindes! TAG24 erklärt Euch, wie Ihr bestmöglich damit umgehen könnt.

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Entdecken Eltern Pornografisches auf den Handys ihrer Kinder, wissen sie oft nicht weiter.
Entdecken Eltern Pornografisches auf den Handys ihrer Kinder, wissen sie oft nicht weiter.  © 123RF/jackf

Smartphones sind Fluch und Segen zugleich, vor allem dann, wenn unsere Kinder Dinge entdecken, die für sie vielleicht noch gar nicht dran sind. Das Smartphone schafft Zugang zum Internet. Seit Jahren lässt sich dort Pornografisches einfach, kostenlos und anonym nutzen.

Da ist es nicht verwunderlich, dass auch Kinder und Jugendliche mit Pornografie in Berührung kommen. Explizite Inhalte sind oft nur ein paar Klicks entfernt. Wie gehen Eltern also am besten damit um, wenn Schmuddelfilme oder "Dick Pics" von Handy zu Handy geschickt werden?

Unsicherheiten und Bedenken sind oft groß, umso wichtiger ist es, sich mit diesem Thema angemessen auseinanderzusetzen.

Frühreife Jugendliche: Erster Erotikfilm-Kontakt liegt zwischen 11 und 14 Jahre

Wenn Jugendliche Pornos schauen, drehen Eltern oft durch.
Wenn Jugendliche Pornos schauen, drehen Eltern oft durch.  © 123RF/twinsterphoto

"Wir wissen aus Studien, dass das Erstkontakt-Alter im Bereich Pornografie bei 11 bis 14 Jahren liegt", erklärt Sexualwissenschaftler Danilo Ziemen aus Dresden.

Viele Jahre hat er mit Jugendlichen gearbeitet, heute lehrt er als Dozent am Institut für Sexualpädagogik und berät Fachkräfte zum Thema Jugendsexualität. Sexuelle Bildung beginnt nicht erst, wenn Heranwachsende in der Pubertät angekommen sind, sondern startet idealerweise schon im Vorschulalter.

Aufkommende Fragen gilt es in jedem Alter gut zu begleiten, auch wenn Liebe und Sexualität dann irgendwann Thema werden. "Der Körper verändert sich, was passiert da mit mir, was ist dieses Verliebtsein eigentlich, darüber können und sollten wir sprechen. Eine andere Möglichkeit: Wir können Kinder auch fragen, worüber sie gern reden wollen."

Rasen mähen? Fehlanzeige! Das darf man Karfreitag im Garten arbeiten
Gartenarbeit im Frühling Rasen mähen? Fehlanzeige! Das darf man Karfreitag im Garten arbeiten

Das geht nicht ad hoc; mit der Tür ins Haus zu fallen, ist keine gute Idee.

Das A und O ist die Beziehungsarbeit, um in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen zu kommen. Das trifft sowohl für Eltern als auch für Fachkräfte zu.

Digitale Medien des 21. Jahrhunderts: Erotikfilme als Aufklärungsquelle

Teenies des 21. Jahrhunderts haben einen enormen digitalen Vorsprung.
Teenies des 21. Jahrhunderts haben einen enormen digitalen Vorsprung.  © 123RF/pheelingsmedia

Kommen all diese Themen auf den Tisch, dann ist es auch entscheidend, die eigene Haltung zu hinterfragen. Kinder und Jugendliche haben heutzutage mit großer Wahrscheinlichkeit einen Theorie-Vorsprung im Bereich digitale Medien gegenüber ihren Eltern und Großeltern. "Die jetzige Generation wird groß mit dem bewegten Bild des Sexuellen und dann hat sie irgendwann Sex, bei unseren Großeltern war es anders, die hatten Sex und haben dann irgendwann mal ein Bild gesehen. Die Generationen dazwischen haben Fotos gesehen, zum Beispiel in der BRAVO."

Das bedeutet, jede Generation organisiert sich den Zugang zum Thema Sinnlichkeit mit den Ressourcen, die zu ihrer Zeit zur Verfügung stehen. Dementsprechend kann auch die eigene Haltung und der Umgang mit den verschiedenen Medien aussehen. Das heißt, die erste Frage, die sich Eltern stellen dürfen, ist, wie stehe ich eigentlich zum Thema Erotikfilme?

Denn sind eigene Unsicherheiten vorhanden, können die schlecht mit Kindern und Jugendlichen be- und verarbeitet werden. "Das heißt nicht, dass Eltern jetzt die perfekten Sexualaufklärer sein müssen, aber mal zu hinterfragen, welche blinden Flecken habe ich eigentlich, wie sieht es auch aus mit meiner Scham, kann da schon weiterhelfen, um einfach Projektionen zu vermeiden", rät Ziemen.

Was bedeutet das aber für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, wenn sie Schmuddelfilmchen anschauen?

Erotikfilme im Teenie-Alter: Eltern sollten nicht dramatisieren

Eltern sollten ihre Unterstützung anbieten, ihren Kindern aber nichts aufzwängen.
Eltern sollten ihre Unterstützung anbieten, ihren Kindern aber nichts aufzwängen.  © 123RF/freeograph

Diese Frage wird kontrovers diskutiert. Langzeitstudien gibt es zu diesem Thema noch nicht. Die Angst davor, dass Jugendliche ein falsches Bild von Erotik vermittelt bekämen, beschäftigt jedoch viele Menschen. "Meine rhetorische Gegenfrage ist immer, was denn ein richtiges Bild von Sexualität wäre", schmunzelt der Sexualpädagoge. "Fakt ist, natürlich machen Pornos was mit uns, ebenso übrigens wie Werbung. Es geht um eine bestimmte Performance, genauso ist Körperlichkeit ein Thema. Wie werden Körper dargestellt? Welche Leistung wird angefordert? Wie geben sich Frauen oder Männer? Und all das kann Druck erzeugen."

Gerade deshalb ist eine gute Bildungsarbeit so wichtig, egal ob in Schule, Elternhaus oder außerschulischen Angeboten. "Aber wir dürfen dieses Thema nicht verteufeln, dann erwischen wir die Jugendlichen vielleicht auch nicht mehr, sondern wir müssen einfach drüber reden mit den Jugendlichen. Nicht dramatisieren, nicht bagatellisieren, sondern wir müssen es problematisieren."

Wichtig dabei: Grenzüberschreitungen sind tabu, das eigene Liebesleben hat in diesen Gesprächen nichts zu suchen. Sich anzubieten, aufmerksam zu bleiben, das ist der Weg.

Unterstützen können Bücher zur Aufklärung, mittlerweile gibt es aber auch etliche digitale Angebote zum Thema: www.loveline.de zum Beispiel, das Jugendportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Titelfoto: 123RF/jackf

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