Zwischen Tannenbaum und Trost: So läuft Weihnachten im SOS-Kinderdorf

Zwickau - Wie fühlt sich Weihnachten an, wenn Kinder nicht bei den eigenen Eltern aufwachsen? Im SOS-Kinderdorf im Zwickauer Stadtteil Oberplanitz heißt die Antwort: so normal wie möglich - mit viel Herz, ein bisschen Wehmut und ganz viel Zusammenhalt.

Zur Weihnachtsfeier im SOS-Kinderdorf Zwickau war auch der Weihnachtsmann da.  © Sara Thiel/SOS-Kinderdorf

"Wir hatten gerade unsere große Kinderweihnachtsfeier auf dem Dorfplatz mit Zuckerwatte, Roster, Bastelständen und einer Fotowand", erzählt Leiterin Susanne Pohle (44), und man merkt, wie wichtig ihr dieser gemeinsame Start in die Festzeit ist.

"Alle Kinder haben gemeinsam gefeiert." Heiligabend selbst spielt sich dann nicht in einer großen Halle ab, sondern hinter vielen verschiedenen Haustüren.

Rund 60 Kinder leben aktuell im Kinderdorf: Die meisten in Wohngruppen, eine klassische Kinderdorf-Familie gibt es noch. Manche Kinder können an den Feiertagen zu ihren Eltern fahren, andere bleiben im Kinderdorf.

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"Die Kinder, die hierbleiben, feiern ganz individuell in ihrem Haus. Jedes Team überlegt mit den Kindern: Was essen wir, wie verbringen wir den Abend?", sagt Pohle.

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Mit einem großen Weihnachtsbaum und Geschenken im Gepäck machen sich Helfer auf den Weg ins SOS-Kinderdorf Zwickau.  © Kristin Schmidt
Kinderdorf-Leiterin Susann Pohle (44, l.) nimmt die Geschenke für "ihre" Kinder von den Haema-Mitarbeiterinnen Yvonne Lenk, Amelie Weißbach, Tina Beer und Britta Diebel entgegen.  © Kristin Schmidt

Spender und Mitarbeiter sammeln bundesweit Päckchen für SOS-Kinderdörfer

Um die 100 Geschenke warten auf die Kinderdorf-Bewohner.  © Kristin Schmidt

Ganz ohne Bruch ist diese Zeit trotzdem nicht. "Die Kinder merken definitiv, dass sie Heimerziehungskinder sind. Diesen Stempel haben alle drauf, und damit muss jedes Kind umgehen", sagt Pohle leise.

Am Montag kamen zusätzlich große Kartons im Kinderdorf an: Der Blutspendedienst Haema hat seine Wichtel-Geschenke geliefert. Spender und Mitarbeiter sammeln seit vier Jahren bundesweit Päckchen für SOS-Kinderdörfer.

"Jedes Kind darf konkrete Wünsche aufschreiben", erklärt Haema-Vertreterin Britta Diebel (44). "Wir stellen diese Wunschliste dann online unserem Team zur Verfügung - es dauert meistens keine Stunde, dann ist sie komplett gefüllt."

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Zu Heiligabend werden die beschrifteten Pakete von den Gruppen abgeholt, unter den Baum gelegt und in den Wohngruppen und der Kinderdorffamilie nacheinander ausgepackt.

Dann, für ein paar Stunden, ist es hier wie in vielen anderen Wohnzimmern auch: raschelndes Papier, Kinderlachen, stolzes Herzeigen, vielleicht auch eine Träne.

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